Inhaltliche Unterschiede stellten die Kanzlerkandidaten von SPD, Union und Grünen nicht in den Fokus. An diesem Abend ging es um etwas anderes.
„Sind keine Feinde“Scholz, Habeck und Merz geben bei Pro7-Auftritt Versprechen ab
Die Kanzlerkandidaten von SPD, Union und Grünen haben sich und den Wählern einen fairen und respektvollen Wahlkampf versprochen. Das sei das Wesen der Demokratie: um die besten Lösungen zu ringen, ohne sich gegenseitig herabzusetzen oder zu verletzen, machten Kanzler Olaf Scholz (SPD), Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in der Sendung von Joko und Klaas auf Pro7 deutlich.
Die beiden Entertainer Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf stellten für die Einzelauftritte der drei Kanzlerkandidaten 15 Minuten Sendezeit zur Verfügung, die sie zuvor in ihrer Show vom Sender gewonnen hatten.
„Ich bin heute hier, um Ihnen was zu versprechen“, startete Robert Habeck seine Ansprache an die Zuschauerinnen und Zuschauer. Zwar werde im Wahlkampf sicher gestritten, er wolle ihn aber „voller Respekt“ führen. „Wer die eigenen Vorschläge herausstellt, wird dabei die der anderen kritisieren“, so Habeck. Man sehe sich aber immer zwei Mal im Leben und dazu in der Lage sein, den politischen Kontrahenten nach der Wahl auch die Hand reichen zu können. Das sei schon früher nach den Spielen seiner Kinder in der Handballhalle immer „ein besonderer Moment des Stolzes“. „So werde ich es in diesem Wahlkampf machen“, so Habeck.
Auftritt bei Pro7: Robert Habeck will mit fairen Mitteln im Wahlkampf führen
Anschließend wies Habeck auf die Unterschiede zu den anderen Parteien, aber auch zu den Kanzlerkandidaten hin. „Olaf Scholz und Friedrich Merz würden andere Bundeskanzler als ich. Aber wie ich fühlen sie sich dem Wohle des Landes verpflichtet.“
Alle drei eine, dass sie nach den gemeinsamen Regeln der liberalen Demokratie spielten. „Regeln allerdings, die andere brechen wollen, dann, um unsere Demokratie zu zerstören.“ Dazu würden Desinformationen, „schamlosen Lügen“ und „erfundene Beschuldigungen“ eingesetzt. „Sie wollen unsere Gesellschaft kirre machen“, warnte der Kanzlerkandidat der Grünen.
Habeck riet den Wählern auch, sich nicht einreden zu lassen, mit einer anderen Regierung werde alles anders, „weil wieder irgendwelche Wenden herbeigerufen werden“. Die Wirklichkeit, mit der sich jede Regierung, gleich welcher Konstellation, auseinandersetzen müsse, sei dieselbe: „Wir leben mit der Gleichzeitigkeit der Krisen. Wir können sicher durch diese Krisen steuern, wenn wir Lösungen für die Probleme anbieten, statt die Probleme zu beklagen.“
Friedrich Merz sieht Olaf Scholz und Robert Habeck nicht als Feinde
„Sie werden wahrscheinlich überrascht sein, mich heute Abend hier zu sehen“, begann Friedrich Merz seine Fernsehansprache. Auch er legte den Fokus auf die Wichtigkeit von Demokratie. „Richtungsentscheidungen für unser Land müssen diskutiert werden, damit die Ergebnisse gut werden. Demokratie ist eben streitbar, aber sie ist genau deshalb auch lernfähig“, erklärte der Unionsfraktionschef. Die Demokratie sei aber auch verwundbar, warnte Merz.
„Bei allen Meinungsunterschieden in der Sache sage ich aus tiefster Überzeugung: Olaf Scholz und Robert Habeck sind keine Feinde. Sie sind politische Konkurrenten und Wettbewerber.“ Nur wenn man davon ausgehe, dass der andere auch einmal recht haben könne, werde man zu gemeinsam Lösungen finden. „Wir werden auch weiterhin, und das verspreche ich Ihnen, den Regeln des Anstands und des persönlichen Respekts in jedem Moment folgen.“
Olaf Scholz wirbt in Sendung von Joko und Klaas um Vertrauen
Olaf Scholz sprach als letzter der drei Spitzenkandidaten. Es sei gerade „ganz schön was los“, erklärte der amtierende Bundeskanzler zunächst. Das könne Verunsicherung auslösen. Politik sei kein Spiel, so Scholz. Vielmehr solle sie Probleme lösen und das Land durch schwierige Zeiten lenken. „Politik darf niemals zum Selbstzweck werden.“ Die wichtigsten Regeln des demokratischen Miteinanders müssten eingehalten werden. Ehrlichkeit und Transparenz seien wichtig, ebenso unterschiedliche Meinungen zulassen.
„Trotz aller nötigen Zuspitzung, trotz allem Ringen um Unterschiede müssen wir ehrlich und fair bleiben“, sagte der Kanzler, der wie die anderen allein auf einem Stuhl im Scheinwerferlicht einer ansonsten dunklen Bühne saß.
Der Wahlkampf diene dazu, Unterschiede aufzuzeigen. „Nach dem Wahltag geht es aber auch wieder darum, Gemeinsamkeiten auszuloten, Brücken zu bauen, Kompromisse zu schmieden, dafür brauchen wir einander. Es liegt an uns allen gemeinsam, allen demokratischen Politikerinnen und Politiker, den Medien und jedem Einzelnen von uns: Lassen wir uns einander vertrauen. Ich bin heute hier, um genau das zu versprechen.“ (mit dpa)