Inmitten der Antisemitismus-Debatte um Aiwanger imitiert Söder ihn mit einer verstellten Stimme, die an Hitler erinnert. Die CSU dementiert.
Nach Antisemitismus-VorwürfenCSU-Chef Söder imitiert Aiwanger wohl mit Hitler-Stimme
Inmitten der Antisemitismus-Debatte um Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hat der CSU-Chef und bayrische Ministerpräsident Markus Söder am Montagabend seinen Koalitionspartner mit einer Hitler-Stimme imitiert. Das berichtete der Deutschlandfunk am Dienstagmorgen.
Markus Söder imitiert Hubert Aiwanger mit Hitler-Stimme
Demnach trat Söder in einem Bierzelt im niederbayrischen Landshut und damit im Wahlkreis Aiwangers auf. Dem DLF-Korrespondenten zufolge sprach Söder – ohne Aiwanger namentlich zu nennen – über einen lokalen Politiker, der dort große Reden schwinge, aber in München kleinlaut sei: „Ich werde in München mal auf den Tisch hauen“, rief Söder in Adolf Hitler gleicher Stimme und Gestik.
Der „Bild“-Zeitung zufolge bezeichnete die CSU die Vorwürfe als „völlig absurd“. Nicht nur seien die Vergleiche „vollkommen abwegig“, zitiert die Bild einen CSU-Sprecher: „Die aus dem Zusammenhang gerissene Redepassage, die mit aktuellen Entwicklungen nichts zu tun hat und seit Längerem unverändert ist, wurde bereits oft in Anwesenheit vieler Journalisten gehalten. Daraus nun historische Vergleiche zu konstruieren, ist absurd und eine bewusste Manipulation.“
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Antisemitische Flugblätter: Markus Söder hält an Hubert Aiwanger fest
Aiwanger war wegen eines antisemitischen Flugblatts, das in seiner Jugend entstand, in den vergangenen Tagen stark unter Druck geraten. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte den Fall ins Rollen gebracht. Aiwanger hatte erklärt, nicht der Verfasser des Schriftstücks gewesen zu sei.
Er räumte aber ein, dass er ein oder mehrere Exemplare des Pamphlets in seiner Schultasche gehabt habe. Aiwangers Bruder Helmut meldete sich später als der Urheber. Eine weitere Erklärung war Hubert Aiwanger danach aber schuldig geblieben.
Noch am Montagabend in Landshut sagte Söder, er wolle eine „bürgerliche Koalition“ mit den Freien Wählern von Aiwanger behalten – auch wenn der Koalitionspartner nicht immer ganz leicht sein möge.
Landtagswahl in Bayern: Hubert Aiwanger für Markus Söder entscheidend
Am Dienstagmittag machte er es nach der Tagung des Koalitionsausschusses zur Flugblatt-Affäre offiziell: anstatt seinen Wirtschaftsminister und Stellvertreter zu entlassen, fordert er von ihm schriftliche Antworten auf 25 Fragen. Dies habe der Vize-Ministerpräsident zugesagt.
Es gebe keinen Platz für Antisemitismus in der bayerischen Staatsregierung, so Söder. Aiwanger habe sich klar von den antisemitischen Äußerungen auf dem Flugblatt, das aus seiner Schulzeit stammt, distanziert.
Söder steht in der Affäre selber unter Druck, denn am 8. Oktober wird in Bayern ein neuer Landtag gewählt. Er würde gerne mit den Freien Wählern, die laut Umfragen bei 11 bis 14 Prozent liegen, weiterregieren. Könnte sich Aiwanger nicht im Amt halten, dürfte das die CSU-Pläne erschüttern. (mcl)