AboAbonnieren

„Schieben sie alle ab“Post vom Anwalt – AfD darf Party-Song der Atzen nicht mehr missbrauchen

Lesezeit 3 Minuten
Der Gasthof in Potsdam-Marquardt, in dem die Wahlparty der Brandenburger AfD am 22. September stattfindet.

Der Gasthof in Potsdam-Marquardt, in dem die Wahlparty der Brandenburger AfD am 22. September stattfindet.

Der umgetextete Song „Das geht ab (Wir feiern die ganze Nacht)“ darf bei der AfD nicht mehr gespielt werden – sonst könnte es teuer werden.

Die Bilder und Gesänge hatten bundesweit Schlagzeilen ausgelöst: Bei der Party der AfD nach der Landtagswahl in Brandenburg am 22. September liefen Songs mit mehr als fragwürdigen Texten. „Wir schieben sie alle ab – sie alle ab“, tönte es aus den Lautsprechern, Mitglieder der Jungen Alternative sangen lauthals mit. Die AfD hatte zwar den Wahlsieg knapp verpasst und unterlag der SPD, die mit Ministerpräsident Dietmar Woidke einen personalisierten Wahlkampf geführt hatte.

Die AfD legte dennoch fast sechs Prozentpunkte im Vergleich zu 2019 zu und hatte damit Grund zu feiern. In einem Gasthof in Potsdam stieg die Wahlparty der Rechtspopulisten, anwesend waren auch die Parteichefs Alice Weidel und Tino Chrupalla. Mehrere jüngere Parteimitglieder stimmten schließlich lautstark und minutenlang ein Lied an, das Abschiebungen zum Thema hatte. Zur Melodie des Songs „Das geht ab (Wir feiern die ganze Nacht)“ von der Band Die Atzen sangen die AfD-Mitglieder: „Hey, das geht ab, wir schieben sie alle ab – sie alle ab“. Dazu hielten sie ein Schild mit dem Slogan „Millionenfach abschieben“ hoch.

Tino Chrupalla (v.l.n.r.), Hans-Christoph Berndt und Alice Weidel schauen bei der Wahlparty der Brandenburger AfD in einem Gasthaus in Potsdam-Marquardt auf die ersten Hochrechnungen.

Tino Chrupalla (v.l.n.r.), Hans-Christoph Berndt und Alice Weidel schauen bei der Wahlparty der Brandenburger AfD in einem Gasthaus in Potsdam-Marquardt auf die ersten Hochrechnungen.

Videos der Wahlparty verbreiteten sich über Social Media. Offenbar gab es keinerlei Hemmungen, sich bei derart geschmacklosen Aktionen öffentlich zu präsentieren. Auch die Parteiprominenz schritt nicht ein, im Gegenteil. Die Junge Alternative (JA) habe eine großartige Leistung im Wahlkampf erbracht, da sei ihnen der Song am Wahlabend gegönnt, sagte der Vorsitzende der AfD-Brandenburg, René Springer. Die Jugend teste eben Grenzen aus. Die JA wird vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestuft.

Alles zum Thema Landtagswahl

Anzeige gegen AfD wegen Abschiebe-Song

Später tanzten AfD-Anhänger noch auf der Straße vor dem Gasthof zu dem Auftritt eines Sängers und dessen Song: „Ost, Ost, Ostdeutschland“. Im Text wird die „klassische“ Familie gefeiert, außerdem gibt es rassistische Zeilen gegen Migranten.

Im Nachgang der Wahlparty wurde Anzeige gegen die AfD wegen Volksverhetzung erstattet, so vom Grünen-Politiker Volker Beck. Der Song stachele zum Hass auf und fordere zu Gewalt und Willkürmaßnahmen wie millionenfachen Abschiebungen auf, begründete Beck dies. Die Brandenburger Polizei prüfte den Sachverhalt.

Auch die Urheber des Songs wehrten sich: Die Atzen verwahrten sich gegen den Missbrauch ihres mit KI umgedichteten harmlosen Partykrachers.

Die Einzigen, die ihren Song umdichten dürften, seien Hertha-Fans, so die Berliner Band – und Spongebob.

Der Atzen-Hit war gesampelt und mit einem neuen Text versehen worden. Er war Teil der Wahlkampf-Kampagne der JA. Dafür bedarf es eigentlich der Erlaubnis der Rechteinhaber an dem Stück.

Atzen wehren sich gegen Instrumentalisierung durch AfD

Offenbar beließ es die Band nicht bei dieser öffentlichen Stellungnahme, sondern schaltete auch einen Anwalt ein. Denn die Partei darf das Lied nicht mehr verwenden. Das berichtet t-online unter Berufung auf einen Brief, den der Landesvorsitzende Springer den Parteimitgliedern geschrieben haben soll. Der AfD-Landesverband sei von einer Anwaltskanzlei aufgefordert worden, „eine verbindliche strafbewehrte Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung abzugeben“, heißt es demnach in dem Schreiben. Sonst werde eine „empfindliche Vertragsstrafen“ fällig, führt Springer aus.

Man werde der Aufforderung nachkommen, um Prozesskosten in Höhe von bis zu 36.000 Euro zu vermeiden. Die Partei will das umgetextete Lied nicht mehr abspielen oder singen, es soll auch nicht mehr über Social Media geteilt werden.

Die Atzen selber äußerten sich bis zum Mittwoch nicht selber zu dem Vorgang.