Köln – „Ich fühle mich nicht wohl in der Rolle“, sagt Marisol Corboud und meint den angekündigten Rückzug von 19 Werken der „Fondation Surpierre“ aus dem Wallraf. Schon vor mehr als einem Jahr hatte die Witwe des Stifters Gérard Corboud diesen Schritt „als erste Drohgeste“ angekündigt, um mehr Tempo in die Realisierung der mehrfach verschobenen Museumserweiterung zu bringen.
„Der 31. August war für uns ein wichtiger Stichtag, um den für 2020 geplanten Ratsbeschluss noch erreichen zu können“, sagt die gebürtige Kölnerin. Man habe dann auch noch den September und Oktober abgewartet, glaube aber nun nicht mehr an die Einhaltung des städtischen Zeitplans. Tatsächlich hatte Stadtsprecher Alexander Vogel eingeräumt, dass noch Honorarstreitigkeiten mit den Architekten des Basler Büros Christ & Gantenwein geklärt werden müssten, hält den Ratsbeschluss 2020 indessen nach wie vor für realistisch.
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Museumsdirektor Marcus Dekiert trägt den Aderlass mit Fassung: „Dauerleihgaben kommen ins Haus und gehen auch wieder. Der Abzug der Werke ist bedauerlich, aber auch nachvollziehbar. Ohnehin haben wir sie seit einem Jahr nicht mehr ausgestellt, sondern im Depot aufbewahrt.“
In der noch 33 Gemälde umfassenden „Fondation Surpierre“ hatte der Schweizer Sammler seinen privaten Kunstbesitz versammelt, der anders als die rund 170 Werke der „Fondation Corboud“ nicht Bestandteil des Vertrags mit der Stadt Köln ist. Dennoch, so erklärt die Witwe, „ist dieser Abzug für mich ein sehr schwerer Schritt, denn da sind so viele schöne Bilder versammelt“.
Das Konvolut sei Familienerbe, und sie könne den Kindern inzwischen nicht mehr klarmachen, dass diese Sammlung größtenteils in Köln verbleiben müsse. Am Stiftungssitz in Liechtenstein habe der zuständige Notar schon angedeutet, einem etwaigen Verkauf einiger Arbeiten keine Steine in den Weg zu legen.
Schon 2013 war das wohl wertvollste „Surpierre“-Gemälde, Van Goghs „Pont de Clichy“, aus dem Wallraf abgezogen und beim Zürcher Auktionshaus Koller für 6,57 Millionen Schweizer Franken versteigert worden. Dem verkündeten Abzug der 19 verbliebenen Werke sei ein reger Briefwechsel mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker vorangegangen, von der sie schon erwartet habe, dass sie dieses lange gegebene Versprechen der Stadt vorrangig behandelt hätte. „Dass dies offenbar nicht geschieht, sehe ich als Respektlosigkeit gegenüber meinem Mann und auch gegenüber mir.“
Sie sei durchaus zornig, „zumal der Erweiterungsbau ja dem Museum insgesamt dienen soll, das einfach zu wenig Platz hat“. Dies gehe auch zu Lasten der „Fondation Corboud“.