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„Noch leiser geht nicht“Warum die Bläck Fööss 2024 nicht in der Volksbühne spielen

Lesezeit 4 Minuten
Die Bläck Fööss beim Konzert im März in der Volksbühne am Rudolfplatz in Köln.

Die Bläck Fööss beim Konzert im März in der Volksbühne am Rudolfplatz in Köln.

Wegen der ungeklärten rechtlichen Lage verzichtet die Volksbühne 2024 auf Konzerte der kölschen Top-Bands.

Mit den vielen Unwägbarkeiten der Kulturbranche ist Axel Molinski schon lange vertraut. Abende, die kurzfristig ins Wasser fallen, riesige Veranstaltungsreihen, die einen neuen Termin benötigen oder sogar ganz ausfallen – in all diesen Dingen ist der Geschäftsführer der Volksbühne am Rudolfplatz spätestens seit der Pandemie Experte. 15 Konzerte, die nicht stattfinden können, klingen da bei jährlich rund 300 Veranstaltungen auf den ersten Blick wie ein Problem der kleineren Art. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Schließlich handelt es sich bei den Konzerten um die der kölschen Top-Bands.

Die Bläck Fööss hatten noch im März und April sieben umjubelte Konzerte in der Volksbühne gespielt, die Paveier gaben sich fünf Mal die Ehre, die Räuber waren am vergangenen Wochenende drei Mal zu Gast in der Traditions-Spielstätte auf der Aachener Straße. Etwas leiser als anderswo sind die Konzerte in der Volksbühne. Vermutlich gerade deshalb haben sie auch in dieser Saison Tausende Fans begeistert. Im kommenden Jahr werden die drei Bands nicht in der Volksbühne auftreten (die Rundschau berichtete). Die Entscheidung traf die Volksbühne mit Blick auf die ungeklärte rechtliche Lage, nachdem ein Nachbar gegen die Baugenehmigung der Stadt geklagt hatte.

An der rechtlichen Situation hat sich seit dem vergangenen Jahr nichts verändert. Obwohl im ehemalige Millowitsch-Theater sowohl vor als auch nach der Übernahme der Betreibergesellschaft Volksbühne 2015 Konzerte stattfanden, hatte die Stadt der Volksbühne erst im Dezember 2018 die Baugenehmigung für ein Theater mit Konzertbetrieb erteilt.

Rechtsstreit um die Volksbühne: Nachbar hatte geklagt

Ein Nachbar, der sich vom Lärm der Kulturstätte belästigt fühlte, verklagte die Stadt. Das Verwaltungsgericht erklärte daraufhin die Baugenehmigung der Stadt für rechtswidrig. Die Stadt habe in der Genehmigung die „Orientierungswerte der Freizeitlärmrichtlinie NRW“ nicht ausreichend berücksichtigt, so die Begründung im vergangenen Jahr. Es fehle an „Rücksichtnahme“ für die Nachbarn, hieß es damals.

Die beanstandete Genehmigung der Stadt umfasste bereits Verbesserungen im Bereich des Lärmschutzes, die dem Verwaltungsgericht offenbar aber nicht ausreichten. Unter anderem modernisierte die Volksbühne vor drei Jahren mit Unterstützung der Stadt die Tonanlage im Saal. Messgeräte überwachen zusätzlich die Lautstärke. Die Marke von 86 Dezibel darf demnach nicht überschritten werden.

Ausschlaggebend für das Urteil war wohl auch, dass der Kläger die Baugenehmigung für seine Wohnung, früher eine Druckerei, wenige Wochen vor der Volksbühne erhielt. Im Juni 2022 stellte die Stadt beim Oberverwaltungsgericht in Münster Antrag auf Zulassung der Berufung. Eine Entscheidung steht seitdem aus.

Konzerte bekamen in der Volksbühne neue Struktur

Die kleine Lücke im Veranstaltungskalender sei dabei das geringste Problem. „Das sind nur fünf Prozent unserer jährlichen Veranstaltungen“, sagt Molinski. Weh tut die Absage trotzdem. „Die Kölsch-Konzerte sind aus gastronomischer Sicht der Knaller.“ Um die Umsätze durch den Getränkeverkauf im Foyer zu erreichen, seien drei normale Veranstaltungen nötig.

2015 hatte die Betreibergesellschaft Volksbühne das ehemalige Millowitsch-Theater und damit auch die Kölsch-Konzertreihen übernommen. Auch aufgrund der Nachbarschaftssituation feilte die Volksbühne Schritt für Schritt an der Struktur dieser Veranstaltungen. Konzerte, die früher auch mal bis elf oder halb zwölf dauerten, enden mittlerweile strikt um 22 Uhr.

Durch die gedrosselte Lautstärke, die Instrumentierung und die Songauswahl entstand gemeinsam mit der Gastspieldirektion Otto Hofner als Veranstalter und den Künstler mit den Worten von Molinski das „Volksbühnen-Wohnzimmer-Ambiente“. Am Anfang haben wir uns mit den Einschränkungen bei den Künstlern und beim Publikum nicht beliebt gemacht“, erinnert er sich. „Mittlerweile sind die Konzerte, die es so an keinem anderen Ort gibt, ein vom Publikum und den Bands sehr geschätztes Kulturgut.“ Noch leiser könne man aber nicht spielen. „Das können wir weder den Bands noch dem Publikum zumuten.“

Weil nicht klar ist, wann und wie das Oberverwaltungsgericht über die Rechtmäßigkeit der Baugenehmigung entscheidet, fallen die Konzerte 2024 also aus. Wie die Chancen für danach stehen, darüber will Molinski nicht spekulieren. „Wir hoffen sehr, dass wir 2025 wieder andere Perspektiven aufzeigen können.“