Beim furiosen Finale „En unserem Veedel“ sitzt niemand mehr in der Volksbühne am Rudolfplatz.
„Die Mischung stimmt“Bläck Fööss überzeugen beim ersten Konzert in neuer Besetzung
„Wir sind schon alle da. Jetzt kommt keiner mehr“ .Mirko Bäumer eröffnet die Premiere der Bläck Fööss-Konzerte in der Volksbühne am Rudolfplatz gleich mit dem Satz nach vorn. Es ist auch das Thema, das die weitaus meisten Zuschauer im ausverkauften Haus beschäftigt. Die überwiegend eingeschworenen, langjährigen Fans haben die sechs Musiker mit lange anhaltendem Beifall begrüßt.
Vorschuss-Lorbeeren? Fehlen Erri, Bömmel und Gus? Gibt es eine Lücke? Oder überzeugen die Neuen jetzt tatsächlich als Bläck Fööss? Bäumer räumt ein, dass sich manchmal auch die Bandmitglieder nicht „vollzählig“ fühlten. Dann legen sie los. „En d’r Altstadt weed en Bud frei“, der jüngste Hit, dicht gefolgt von „Drink doch eine met“, einem der ältesten Lieder von 1973. Die Band bleibt ohne viele Worte an der Theke mit „Die nächste Rund“ – aber Schlagzeuger Alex Vesper, erst seit zwei Wochen dabei, hat noch die Wasserflasche in der Hand.
„Manche Ansagen sind nur kurz, Alex“, kommentiert Bäumer, „aber das wird schon.“ Das Publikum lacht fast wie befreit, verwandelt sich spontan in einen riesigen Chor und singt schon mal alleine weiter, als der Sänger das Mikrofon aus der Hand legt. Textsicher sind sie alle, die zur Premiere der Bläck Fööss in neuer Formation ohne die beliebten Urgesteine gekommen sind. Anke Windeck ist mit Liedern der Fööss aufgewachsen; Marianne war schon auf einem ersten Konzert der ur-kölschen Band dabei. „Über viele Jahre waren es die Gleichen und jetzt sind da Neue da. Da muss man erst mal umdenken,“ sagt sie.
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Seit den Anfängen ist auch Christiane Faber ein Fan. „Meine erste Kassette war die von den Bläck Fööss.“ Ronald Tegtmeier ist praktisch mit den Fööss groß geworden, hat Tommy Engel in Sülz immer wieder auf der Straße gesehen. Sein Lieblingslied „Kathrin“ haben die Jungs auch mitgebracht, genauso wie „Ming eetste Fründin“. Viele Lieder aus dem ersten Jahrzehnt der Band sind dabei wie „De Mama kritt schon widder e Kind“.
Bläck Fööss bringen Volksbühne zum wackeln
Die Volksbühne wackelt, als die Band kurz vor der Pause zum „Buuredanz“ einlädt. Bis auf wenige sind alle im Saal aufgesprungen, sie singen und tanzen – „links eröm und rächs eröm“. Ist das der Durchbruch? In der Pause wird diskutiert. Von „das sind nicht mehr meine Fööss“ bis zum Lob in höchsten Tönen „musikalisch allererste Sahne“ ist alles dabei. „Was mir damals bei den Fööss so gut gefallen hat“, sagt Bert, „war das Authentische. Die haben die Leute beobachtet und das vermisse ich heute etwas. Heute ist mehr Party.“
Allgemein überwiegt die Auffassung, dass die Mischung aus alt und neu stimmt. Nach der Pause sagt Bäumer: „Wir haben uns gefragt, wie das heute wohl so läuft. Und jetzt sind wir so beseelt, dass ihr so bei uns seid.“ Weiter singt sich die Band durch ihre eigene Zeitgeschichte: Bömmels Erlebnis mit Karate („Mikado“), „Minge Drache“ gesungen von Hanz Thodam, seit 2019 Bassist.
Alle Band-Mitglieder mit Ausnahme des Drummers sind nach und nach in die Bläck Fööss zu den Urgesteinen „eingestiegen und geformt“ worden, wie Anke Windeck sagt. Das Publikum ist begeistert. Und allmählich ist auch den Fööss die Erleichterung, die Freude und der Spaß deutlich anzusehen. Beim furiosen Finale „En unserem Veedel“ sitzt niemand mehr. Alle schunkeln, singen, jubeln. Ronald Tegtmeier meint: „Man sollte denen mal drei, vier Jahre geben und dann sind es die Bläck Fööss, wie man sie früher so kannte.“ (ab)