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Interview mit Björn HeuserJohnny Cash im Ohr, Hans Süper im Kopf

Lesezeit 4 Minuten
Björn Heuser 1

Bob Dylan und Jonny Cash spielten eine große Rolle in der musikalischen Sozialisation von Björn Heuser.

  1. Mit dem Album erfüllt sich Björn Heuser einen Lebenstraum
  2. Das Tonstudio in Nashville stellte eine Band zusammen
  3. Bob Dylan und Jonny Cash spielten eine große Rolle in der musikalischen Sozialisation

KölnSie tragen eine extrem coole Lederjacke auf dem Coverfoto. Wo haben Sie die gefunden?

Ich habe ja 42 Kilogramm abgenommen und konnte vorher nie Klamotten von der Stange kaufen. Es gab für Dicke immer nur karierte Hemden. Wenn ich jetzt was sehe, das mir gefällt und auch noch passt, ist das ein tolles Gefühl. Die Jacke hing in einem Laden auf der Breite Straße im Fenster. Ich wusste, dass ich zu Hause Kopfschütteln ernte. Und dann wurde es meine Nashville-Jacke.

Wie läuft das, wenn man sich als Kölner Musiker an die Beaird Music Group in Nashville wendet und nach den legendären Tonstudios fragt?

Es hat eine Weile gedauert, bis ich eine Antwort bekam. Es hieß, die Studio-Manager stellen die Band zusammen.

Müssen die Musiker üben oder spielen die einfach vom Blatt?

Ich habe der Band Orientierungsblätter geschrieben mit Akkorden und vorher eine Wanderversion auf der Gitarre eingespielt. Die nehmen jeden Tag Lieder auf, die sie nicht kennen. Wir hatten uns an einem Montagmorgen im Aufenthaltsraum vor dem Aufnahmestudio getroffen, die Jungs hatten sich alle ihr Wochenende erzählt, keiner hat mir zugehört. Ich dachte: Du willst dir hier deinen Lebenstraum erfüllen und keinen interessiert es. Und dann gehen alle zu ihren Instrumenten, der Drummer zählt den Takt ein – und die Sonne geht auf. Das war unfassbar. Eine gigantische Erfahrung.

Wie haben es die Country-Größen vorbei an all der kölschen Musik in Ihr Herz geschafft?

Meine musikalische Sozialisation habe ich größtenteils durch Wolfgang Niedecken und BAP erfahren, seine Helden Bob Dylan und Jonny Cash sind irgendwann auch meine Helden geworden. Niedecken galt ja früher sogar als Südstadt-Dylan. Schon lange habe ich davon geträumt, irgendwann mal nach Nashville zu gehen.

Johnny Cash heißt auch eines Ihrer Lieder. Eine Hommage?

Entstanden ist das Lied auf sehr interessante Weise. Im Mai hatte ich mit Hans Süper bei einem Zirkus-Festival gespielt. Er ist für mich eine lebende Legende. Unter anderem gab er mir einen Spruch mit auf den Weg, der in den Refrain eingeflossen ist: Der liebe Gott hat dir ein Gesicht geschenkt, aber lachen musst du selbst. Als ich das Lied schrieb, hat sich bei mir Johnny Cash mit Hans Süper vermischt. Eine besondere Symbiose.

Mit CDs lässt sich nicht mehr viel Geld verdienen. Ihr Album hat eine sehr künstlerische Anmutung, was hat dieser Lebenstraum gekostet?

Die reine Produktion war günstiger als wenn ich das Album in Deutschland aufgenommen hätte. Für die Musiker zahlt man weniger, weil die schneller arbeiten. Am Ende war es eine niedrige fünfstellige Summe. Ich kann nicht einschätzen, wie das Country-Album ankommt. Aber es kommt tief aus dem Herzen und bin sehr glücklich mir diesen Traum erfüllt zu haben.

Björn Heuser 2

Eines der Lieder auf dem neuen Album ist eine Hommage an Jonny Cash

Vor dem berühmten Studio B hängt eine Ahnengalerie der Musikgeschichte. Darunter sind Stars, deren Alben teils sechs Millionen Mal verkauft wurden. Und dann kommt Björn Heuser mit dem „Kopp voll Dräum“.

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Da steht man dann mit Jetlag und denkt: Jetzt bist du wirklich hier. Willie Nelson, ein Country-Megastar, hat in dem Studio aufgenommen und ins gleiche Mikrofon gesungen. Solche Momente gravieren sich ganz tief in die Seele ein. Auch das begreife ich als Glück.

Willie Nelson hat in der „Tootsie Orchid Lounge“ viele seiner Lieder getextet. Wo sind Ihre Lieder entstanden?

Die Lieder habe ich weit verstreut geschrieben. „Barfooss em Sand“ habe ich bei einem Gastspiel in Gibraltar geschrieben. „Mieh Zick“ ist am Rande einer Show in München entstanden. Hier und da kann man auch das Fernweh raushören, dass ich nach Nashville hatte.

Die Gitarre in der Hand und das Lagerfeuer im Herzen?

In der Pubertät war ich durch meine musikalischen Vorbilder voll der Country-Typ. Da fühlt man sich eher als Außerirdischer. Aber ich habe den Eindruck, dass Country-Musik auch in der Kölner Szene stark am Kommen ist. „Wolkeplatz“ von Miljö ist Country, „Der Ress vun dingem Levve“ von Kasalla ebenfalls. Das freut mich.