„Eine fantastische Reise“Kunstmesse „Cologne Fine Art“ wieder auf Erfolgskurs
Köln – Es sieht ganz so aus, als würde Daniel Hug jetzt auch die zuletzt etwas schwächelnde Cologne Fine Art & Design wieder auf Erfolgskurs bringen.
Die bedeutendste Veränderung des umtriebigen Art Cologne-Direktors zeigt sich schon im Namen: Die Erweiterung um den bislang eher vernachlässigten Designbereich verleiht der 50. Auflage der Kunstmesse neue Frische und dürfte auch für den Sammlernachwuchs attraktiv sein. „Das Segment schließt eine Lücke“, ist Hug sich sicher, der zudem 15 neue Aussteller akquiriert und die Messe nach Schwerpunkten sortiert hat.
„Eine fantastische Reise“
So flaniert man erst an mittelalterlichen Madonnen und Antiquitäten vorbei, an die sich dann die Klassische Moderne und die Nachkriegskunst anschließen. Der letzte Bereich ist der zeitgenössischen Kunst und dem jungen Design vorhalten. „Auf eine fantastische Reise“, so Hug, können Besucher sich auf diese Weise begeben .
Gleich am Eingang hat er eine Sonderschau mit Originalen aus den Bauhaus-Werkstätten platziert. Ob Marcel Breuers „Lehnstuhl B 25“ mit flexibler Lehne noch zum täglichen Gebrauch taugt, ist indes fraglich; auch der „B5“ zeigt deutliche Abnutzungsspuren.
Niveau in allen Angebotsbereichen bestechend
Bestens erhalten ist indes die 1926 von Margarete Schütte-Lihotzky entworfene „Frankfurter Küche“, die am Stand von Martin Glanz für 3300 Euro zu haben ist. Tiefer in die Tasche greifen muss man bei der Galerie Vivid. Die Rotterdamer bieten Gerrit Rietvelds berühmten Red Blue Chair für 38 000 Euro an und haben noch weitere Design-Ikonen im Programm.
In allen Angebotsbereichen ist das Niveau bestechend. Die Galerie Ludorff, einer der führenden Händler im Bereich der Klassischen Moderne, prunkt mit einem „Wannseegarten“-Bild von Max Liebermann (980 000 Euro)und einem frühen Gemälde von Gabriele Münter (980 000 Euro) sowie einem Kabinett voller Zeichnungen, das den Bogen von Adolph Menzel über Egon Schiele bis zu Horst Janssen spannt. Am Stand der Galerie Francaise sorgen Emil Noldes farbkräftige „Tulpen“, ein Ölbild aus dem Jahr 1919, für Frühlingsstimmung; bei der Galerie von Vertes lockt Jawlenskys Gemälde „Genfer See mit blauem Berg“ (480 000 Euro).
Riege altgedienter Antiquitätenhändler diese Jahr stark vertreten
Museal auch das Angebot der Galerie Schlichtenmaier, die gleich mehrere der raren Alterswerke von Willi Baumeister offeriert (von 115 000 bis 300 000 Euro). Bei Maulberger hängen Otto Pienes „Feuergouachen“ in dichter Reihung.
Viebahn Fine Arts verstärkt die Riege altgedienter Antiquitätenhändler in diesem Jahr ebenso wie die Galerie Balbach, die mit einem Mahagoni-Billardtisch von 1910 aufwartet, der sich mittels Einlegeplatten in einen Esstisch verwandeln lässt.
Cross-Over der Stile kann auch funktionieren
Wie eine begehbare Wunderkammer mutet der geheimnisvoll beleuchtete Stand von Herwig Simons an, der zeitgenössische Malerei mit den verschiedendsten Objekten aus unterschiedlichen Epochen kombiniert. Wie gut ein solches Cross-Over der Stile funktioniert , kann man auch in der Koje von André Kirbach studieren. Hier fügen sich etwa eine atelierfrische Farbfeldmalerei von Michael Craik und ein Freischwinger-Sessel von Alvar Aalto aus den 1930er Jahren zu einem attraktiven Ensemble.
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Ein ähnliches Konzept verfolgt Tribal Art-Händler Martin Doustar. Er hat eine archaisch-reduzierte hölzerne Frauenfigur aus Nigeria im Angebot, die an Picasso-Skulpturen erinnert. Sein Brüsseler Kollege Patrick Mestagh hat die Wände mit großformatigen botanischen Studienblättern aus dem frühen 19. Jahrhundert tapeziert, die zwischen 1500 und 3000 Euro kosten.
Zu den Entdeckungen bei den Zeitgenossen gehören Rainer Seligers Materialschichtungen mit Naturkreide (Galerie Kellermann) und die aus Edelstahlstiften gefertigten Flügelwesen von Jake Michael Singer (THK Gallery). Die Bonnerin Judith Andreae verhilft Johannes Brus mit einer Soloshow zu neuer Geltung. Kein Wunder, dass BVDG-Vorstand Thole Rotermund bei soviel geballter Qualität schon jetzt „einen neuen Geist verspürt“.
Bis 24.11., Do-Sa 11-19 Uhr, So 11-18 Uhr, Kölnmesse, Halle 11.2. www.colognefineart.de