Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Zeltstadt für Geflüchtete in KölnAufnahmezentrum am Südstadion ist eröffnet

Lesezeit 3 Minuten
Aufnahmezentrum Ukraine Flüchtlinge in Köln

Die Zeltstadt bietet Platz für 600 Menschen. 

Köln – Die Schlafkojen in einem der großen weißen Zelte sind schon fertig, in dem daneben werden die letzten Betten zusammengeschraubt, Matratzen liegen in Plastik verpackt auf dem Boden. Belegt werden könnte das „Aufnahmezentrum Südstadion“ ab sofort – mit bis zu 600 Menschen. Die ersten Geflüchteten werden ab dem 6. Juni einziehen, denn dann steht die Messehalle 3.1 nicht mehr zur Verfügung. In den temporären Zeltbauten an der Vorgebirgstraße neben Fortuna Köln bleiben die Geflüchteten wenige Tage, bevor sie weitervermittelt werden.

Geflüchtete sollen hier auch etwas Privatsphäre finden

„Hier können die Menschen erstmal zur Ruhe kommen, Kraft schöpfen und etwas richtiges essen“, sagte Feuerwehrchef Christian Miller bei der Eröffnung im Aufenthaltszelt der Einrichtung. Hier wird es eine Essensausgabe geben, die Spielecke für die Kleinsten ist schon fertig. In drei weiteren großen Zeltbauten sind durch Plastikplanen abgeteilte Kabinen mit Doppelstockbetten, Bänken und einem Tisch entstanden, die etwas Privatsphäre ermöglichen.

Carsten Miller

Auf der Mittelallee des neuen Aufnahmezentrums:  Christian Miller  und Josef Ludwig ( v.l.).

Dort können bis zu acht Menschen schlafen. Jede Kabine hat einen Stromanschluss und Internet, kann beheizt und bei Hitze klimatisiert werden. In den Sanitäreinrichtungen direkt neben den Schlafbereichen gibt es deutlich mehr Duschen als in der Messe. Dort stehen für 1100 Menschen in Containern neben der Halle 20 Duschkabinen zur Verfügung. In der Zeltstadt sind es 35 Kabinen für 600 Menschen.

Arbeiten in Südstadt am Ukraine Flüchtlingslager

Aufbauarbeiten in der Kölner Südstadt

Betrieben wird die Einrichtung vom Deutschen Roten Kreuz und der Diakonie; durch Kooperationen mit Trägern wie etwa der Rheinflanke wird es Beschäftigungsangebote für Kinder- und Jugendliche geben.

100 Geflüchtete aus der Ukraine erreichen Köln täglich

Derzeit kommen rund 100 Menschen pro Tag in Köln an, in den ersten Wochen waren es 500 täglich. Trotzdem hat Wohnungsamtsleiter Josef Ludwig weiter großen Respekt vor der Dimension der Aufgabe. Denn anders als 2015/16 werden die Geflüchteten nicht gleichmäßig auf die Kommunen verteilt. „Sie gehen dahin, wo bereits Landsleute oder Familienmitglieder leben, und das ist ja auch vollkommen verständlich“, so Ludwig. Zugleich steht er vor einem neuen Problem. „Immer mehr Kölner und Kölnerinnen, die Geflüchtete in ihren Wohnungen untergebracht haben, kommen auf uns zu, weil das natürlich nie als Dauerlösung gedacht war.“

Flüchtlinge Ukraine Südstadt

Rund 6000 Geflüchtete sind privat untergebracht. Deshalb sucht Ludwig schon seit Wochen händeringend nach Wohnmöglichkeiten. „In Kürze wird ein großes Wohnhaus in der Neustadt-Süd bezugsfertig, in sechs Wochen stehen die ersten 100 Wohnplätze in der ehemaligen Volvo-Zentrale in Rodenkirchen zur Verfügung“, sagt er. Auch verhandle man mit Wohnungsbaugesellschaften wie der GAG. „100 Wohnungen könnten wir wohl so schaffen.“ Eine Unterkunft in Weiden, die bereits abgebaut war, könne schnell wieder aufgebaut werden.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Manchmal hat man Glück. Die Firma hatte die Wohncontainer noch“, so Ludwig. 1125 Euro kalkuliert das Land pro geflüchtetem Menschen monatlich. „Viel zu wenig“, sagt er. Neben Miete fielen Kosten für Schule, Kita, Verpflegung und Sozialbetreuung an. Für Köln geht er von 21 000 Euro pro Jahr aus. Dennoch immer weiter Wohnmöglichkeiten zu schaffen, dass ist eine große Aufgabe, der sich der bald 63-Jährige ab Ende Juli nicht mehr stellen muss. Dann geht er in Pension. Ein Nachfolger wird gesucht.