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Neues Angebot für Urnen-BestattungStadt Köln eröffnet erstes Kolumbarium auf Melaten-Friedhof

Lesezeit 4 Minuten
Urnengräber stehen in der umgebauten alten Trauerhalle auf Melaten.

In der alten Trauerhalle auf Melaten können jetzt Urnen beigesetzt werden.

Auf dem Melaten-Friedhof gibt es erstmals die Möglichkeit, Urnen in einem Gebäude anstatt in der Erde zu bestatten. Die Stadt Köln hat dafür die alte Trauerhalle zu einem Kolumbarium umgestaltet.

Der von Ferdinand Franz Wallraf entworfene Melaten-Friedhof an der Aachener Straße ist Kölns bekannteste Begräbnisstätte und mit seinen prächtigen historischen Grabmälern und großen alten Bäumen für viele auch der schönste Friedhof der Stadt. Fast genau 200 Jahre nach Wallrafs Tod hat auf Melaten eine neue Ära begonnen. Gemeinsam mit Architekt Walter Maier weihte Oberbürgermeisterin Henriette Reker dort am Donnerstag das erste städtische Kolumbarium ein. Darunter versteht man Grabkammern, in denen Urnen mit der Asche von Verstorbenen bestattet werden.

Zu diesem Zweck hat die Stadt die marode alte Trauerhalle von Grund auf sanieren lassen. Sie wurde 1881 im neoromanischen Stil errichtet und 1916 erweitert und steht unter Denkmalschutz. Nach Zerstörungen im Krieg hatte sie ein Flachdach erhalten. Wegen Einsturzgefahr stand der Bau seit Jahren leer, zuvor war er als Lager genutzt worden.

Nun ist das historische Giebeldach nach den originalen Bauplänen rekonstruiert worden, was dem Gebäude die Anmutung einer kleinen Kirche gibt. Diesen Gedanken hat der Kölner Architekt Walter Maier vom Büro Maier + D'Agostino bei der Gestaltung des Kolumbariums aufgegriffen. Der Entwurf sei angelehnt an die Grundstruktur einer dreischiffigen Kirche mit einem zentralen Mittelgang vom Eingang zum Giebel mit dem Rosettenfenster. Die Grabstelen mit den Urnenkammern seien so angeordnet, „dass das natürliche Licht durch die Fenster und durch die Lücken in der Reihe der Stelen je nach Tageslicht und Sonnenstand sehr schön unterschiedlich in den Raum fällt und ganz unterschiedliche Raumerlebnisse gestaltet“, so Maier.

Hochwertige Gestaltung

Der gesamte Raum ist mit hochwertigen Materialien gestaltet und vermittelt einen sehr würdevollen Eindruck. Die Grabstelen sind mit brünierten Messingblechen von zeitloser Eleganz verkleidet. An jeder Urnenkammer hängt eine kleine Steinplatte, auf der die Namen und Lebensdaten der Verstorbenen verewigt werden können. Auf strikte Vorgaben in Bezug auf die verwendete Schriftart habe man bewusst verzichtet, erläutert der Leiter des Grünflächenamts, Manfred Kaune. Die Steinplatten, die quasi als kleine Grabsteine dienen, dürften auch künstlerisch gestaltet werden.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der Eröffnung des Kolumbariums auf dem Melaten-Friedhof.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker bei der Eröffnung des Kolumbariums auf dem Melaten-Friedhof.

Eine Minivase für Blumenschmuck an der Urnenkammer, wie man sie mitunter auf anderen Friedhöfen findet, wird es auf Melaten nicht geben. Stattdessen können Besucher mitgebrachte Blumensträuße in eine eigens dafür vorgesehene, formschöne Vorrichtung zwischen den Grabstelen stellen. Dort stehen die Sträuße im Wasser, damit sie länger frisch bleiben.

Auch wer eine Kerze für einen Verstorbenen aufstellen möchte, findet dafür eine elegante Vorrichtung, in die die typischen Grablichter passen. Man habe diesen Ort des Gedenkens nicht steril, sondern lebendig gestalten wollen, betont Kaune. Abgerundet wird das edle Ambiente durch einen klassischen hellen Terrazzo-Boden sowie Sitzbänke aus massiver Eiche, die perfekt zur Tür aus demselben Holz passen. „Wir wünschen, dass dieses Angebot von den Menschen in Köln gut angenommen wird und die Angehörigen sich in ihrer Trauer und Erinnerung gut aufgehoben fühlen“, sagt Architekt Maier.

Erzbistum Köln richtete 2014 das erste Kolumbarium ein

2,3 Millionen Euro hat der Umbau der alten Trauerhalle zu einem Kolumbarium insgesamt gekostet. Es ist die erste städtische Grabstätte dieser Art. Das Erzbistum Köln hatte bereits vor zehn Jahren die ehemaligen Kirche St. Bartholomäus am Helmholtzplatz in Ehrenfeld zu einem Kolumbarium mit 2480 Urnenplätzen umgewandelt.

Auf Melaten passen in jede der rund 500 Urnenkammern zwei Urnen, somit können in der früheren Trauerhalle 1000 Menschen bestattet werden. Der Preis für die Nutzung betrage 4100 Euro für 20 Jahre, so Kaune. Die Erdbestattung einer Urne koste knapp 2000 Euro, hier kämen aber noch Kosten für Grabgestaltung und -pflege hinzu. Geöffnet ist das Kolumbarium auf Melaten täglich von 7 bis 20 Uhr.

Die OB sagte bei der Eröffnung, die 55 Friedhöfe in Köln seien ein wichtiger Bestandteil der Stadt. Sie seien nicht nur Beerdigungsstätten, sondern auch „Stätten der Ruhe, des Grüns, Parks innerhalb der Stadt, die zum Verweilen einladen“. Köln sei diverser geworden, und das solle auch die Begräbniskultur widerspiegeln.

Interesse an Urnenbestattungen ist groß

Das Interesse „an Bestattungsformen, die keine Pflegeverpflichtung für die Angehörigen mit sich bringen“, steige, so Reker. „Die Stadt Köln bietet bereits Baum- und Urnenwahlgräber an, um diesem Wunsch gerecht zu werden. Aber da wir erleben, dass beinahe drei Viertel aller Bestattungen auf Kölner Friedhöfen mittlerweile Urnenbestattungen sind, haben wir auch einem wachsenden Bedarf an Bestattungsstätten für Urnen nachzukommen.“ Mit dem Kolumbarium auf Melaten schaffe man ein wunderbares Angebot für eine Urnenbestattung und habe zugleich eine wunderbare Verwendung für die sanierungsbedürftige Trauerhalle gefunden.

Die Stadt Köln plant weitere Kolumbarien. Im dritten Quartal soll eines auf dem Friedhof in Weiß eröffnet werden.