Köln – "Wohnen, wo das Herz schlägt." Das ist das Motto der Vivawest GmbH mit Sitz in Essen. "Als einer der führenden Wohnungsanbieter in Nordrhein-Westfalen" bewirtschafte man rund 120 000 Wohnungen an Rhein und Ruhr, "in circa 100 Kommunen zwischen Aachen und Ahlen finden bei uns etwa 300 000 Menschen ein Zuhause", sagt das Unternehmen über sich selbst.
Das Schwergewicht der Wohnungsbranche ist aus Bergmannssiedlungen entstanden, 2012 fusionierten seine Vorläufer Evonik Immobilien (früher Ruhrkohle) und THS Wohnen. Die Hauptverwaltung von Vivawest steht in Gelsenkirchen auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Nordstern. Dort wird in Kürze ein neuer Chef das Sagen haben. Nach Rundschau-Informationen wird Uwe Eichner (57), der Vorstandsvorsitzende der Kölner GAG Immobilien AG, künftig die Vivawest leiten.
Am kommenden Montag befasst sich der Aufsichtsrat der GAG mit dem Wunsch des Vorstandschefs nach beruflicher Veränderung. Dem Vernehmen nach soll der überraschende Wechsel von der Domstadt ins Ruhrgebiet noch in diesem Jahr erfolgen, der GAG-Aufsichtsrat berät am Montag über das Verfahren zur Findung eines Nachfolgers.
Eichner spielt mit Wechsel nach Essen in anderer Liga
Wie die "WAZ" berichtete, will Vivawest-Chefin Claudia Goldenbeld (54) das Unternehmen verlassen, als Nachfolger sei Eichner im Gespräch. Goldenbeld ist Sprecherin der Geschäftsführung und leitet Vivawest seit 2018 gemeinsam mit dem früheren CDU-Bundestagsabgeordneten Ralf Brauksiepe. Die GAG wollte den bevorstehenden Abgang ihres Chefs nicht kommentieren. "An Personalspekulationen beteiligen wir uns nicht", sagte Sprecher Jörg Fleischer. Die Vivawest erklärte nahezu wortgleich: "Zu Personalspekulationen äußern wir uns grundsätzlich nicht."
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Mit dem Wechsel zurück ins Ruhrgebiet spielt Eichner künftig in einer anderen Liga, möglicherweise auch beim Gehalt. Mit rund 45 000 Wohnungen ist die GAG zwar Kölns größte Vermieterin, aber nur rund ein Drittel so groß wie die Vivawest, die auch in Köln Wohnungen besitzt und eine Außenstelle an der Aachener Straße unterhält. Erst vor einem Jahr hatte der GAG-Aufsichtsrat beschlossen, Eichners Vertrag um knapp zwei Jahre bis 31. März 2023 zu verlängern. Zuvor hatte er einen Fünf-Jahres-Vertrag bis 31. Mai 2021.
Abschied kommt überraschend
Eichner ist 1963 in Oberhausen geboren, von 1990 bis 1996 arbeitete er für die Ruhrkohle AG, später für Wohnungsunternehmen in Bottrop, Marl und Dortmund. 2007 wurde er in den GAG-Vorstand berufen, verantwortete Finanzen und Personal. Seit 2011 leitet er die GAG als Vorstandsvorsitzender gemeinsam mit Vorstand Kathrin Möller. 2019 beliefen sich seine Bezüge laut Geschäftsbericht auf 390 970 Euro.
Der Abschied des ausgewiesenen Fachmanns kommt für viele Beteiligte völlig überraschend, er trifft die GAG in einer Zeit, in der der Bau neuer Wohnungen ein zentrales Thema für Köln ist. Von der GAG, die sich größtenteils in städtischem Besitz befindet, wird erwartet, dass sie hier eine Führungsrolle übernimmt. 2019 baute sie 575 neue Wohnungen (davon 285 öffentlich gefördert) und modernisierte 229. Ob Kathrin Möller, deren Vertrag im März bis 30. Juni 2025 verlängert wurde, an die Spitze aufrückt oder eine neue Kraft geholt wird, ist unklar.
Auch im Aufsichtsrat zeichnen sich Veränderungen ab - nach jeder Kommunalwahl werden die Posten unter den Parteien im Stadtrat neu verteilt. Aufsichtsratschef der GAG ist seit 2004 der Landtagsabgeordnete Jochen Ott (46, SPD), seine Stellvertreterin ist Ratsfrau Sabine Pakulat (61, Grüne).