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Gänsehaut mit den FöössTolle Stimmung bei Rundschau-Talkshow "Kölner Menschen 2019"

Lesezeit 4 Minuten
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Gute Laune bei den Bläck Fööss.

Köln – Es war ein Abend voller persönlicher Einblicke und berührender Momente. Bei der Talkshow "Kölner Menschen 2019" in der voll besetzten Volksbühne am Rudolfplatz ließen am Dienstagabend acht prominente Kölner das vergangene Jahr Revue passieren. Ausführlich gaben sie Auskunft über ihre Arbeit und ihre Überzeugungen. Das beliebte Format wurde bereits zum sechsten Mal von der Kölnischen Rundschau gemeinsam mit der SK Stiftung Kultur veranstaltet.

Den Auftakt machte Rolf Mützenich. Er sitzt seit 2002 für die Kölner SPD im Bundestag und leitet seit 24. September 2019 die Fraktion. Schlagfertig und mit klarer Kante stellte sich der Spross einer Kalker Arbeiterfamilie den Fragen von Stefan Sommer, Leiter der Lokalredaktion Köln der Rundschau. Freunde hätten ihn davor gewarnt, den stressigen Job des Fraktionschefs zu übernehmen, bekannte Mützenich, doch nun erfülle es ihn mit Stolz, in einer Reihe mit Persönlichkeiten wie Herbert Wehner zu stehen. Er sei nicht auf Twitter aktiv, wer ihn sprechen wolle, solle anrufen oder vorbeikommen, habe er den Genossen klar gemacht. Starken Applaus bekam er, als er US-Präsident Trump einen "neurotischen Politikstil" und einen Bruch des Völkerrechts vorwarf. Die Bundesregierung müsse "eine klare Sprache dagegen sprechen". Wer OB-Kandidat der SPD in Köln werde? "Da bin ich auch gespannt", sagte Mützenich.

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Rolf Mützenich von der Kölner SPD.

Dass "Bildung die wichtigste Ressource ist", war für den nächsten Gast zentrales Thema: Hannelore Vogt, Leiterin der Kölner Zentralbibliothek am Neumarkt, bekam 2019 einen Preis dafür, dass sie mit ihrem Team die Bibliothek "zu einer der attraktivsten Kultur- und Bildungseinrichtungen vergleichbarer Art in Europa" gemacht habe, wie Hans-Georg Bögner, Leiter der SK Stiftung Kultur, betonte. Die Würzburgerin untermauerte den Erfolg mit Zahlen: Man habe 2,5 Millionen Besucher im Jahr - mehr als alle Museen zusammen, mehr als der 1. FC Köln. "Wir sind die besucherstärkste Kultureinrichtung in Köln, aber auch Teil der sozialen Infrastruktur", sagte Vogt. Die Bibliothek sei für Jung und Alt eine wichtige Anlaufstelle mit vielfältigen Angeboten zum Anfassen und Ausprobieren, "ganz ohne Kommerz".

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Hannelore Vogt, Leiterin der Kölner Zentralbibliothek am Neumarkt.

Anschließend sorgten Bläck-Fööss-Legende Bömmel Lückerath und seine neuen Kollegen Mirko Bäumer und Pit Hupperten für Gänsehaut-Momente. Als sie die Klassiker "En unserem Veedel", "Unsere Stammbaum" und "Drink doch ene met" anstimmten, klatschte und sang der Saal begeistert mit. Nach seinem Schlaganfall im Februar 2019 kündigte Bömmel sein Comeback an. "Ich will dabei sein." Er erinnerte an die Anfänge der Band im Karneval. "Wir waren blutjung und mussten uns erst mal gegen den Karnevalsmief durchsetzen." Zum 50-jährigen Bestehen der Fööss plane man 2020 auch ein Konzert im Dom. Bäumer und Hupperten erzählten, wie sie zur Band kamen, und verrieten, wie man in der Session 150 Auftritte schafft ("Wir trinken keinen Alkohol.").

"Zeit des Umbruchs" in der Kirche

Das neu gewählte Oberhaupt der Kölner Protestanten, Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger, sprach über die "Zeit des Umbruchs" in der Kirche. Die sinkende Zahl der Gläubigen sei auch "ein Zeichen von Ehrlichkeit". Nachwuchssorgen bei Pastoren gebe es indes keine. "Wir haben viele Studierende." In der Ökumene hoffe er auf Fortschritte. "Ich freue mich auf weitere ökumenische Gottesdienste im Dom - vor zehn Jahren wäre das nicht möglich gewesen."

Trippel sorgt für Lacher

Die Lacher auf seiner Seite hatte Michael Trippel, seit 1999 Stadionsprecher des 1. FC Köln. Für seinen Begrüßungsspruch "Willkommen in der schönsten Stadt Deutschlands" habe er viel Kritik kassiert. Ein Berliner habe gemeint: "Wie können Sie das sagen? Berlin ist viel schöner." Seine Antwort: "Da haben Sie völlig Recht. Aber Sie hatten das Mikro nicht in diesem Moment." Im Übrigen habe die Schönheit Kölns nichts mit Architektur zu tun, sondern mit den Menschen. Trippel verriet, dass der Video-Schiri nicht im Kölner Keller sitzt, "sondern bei RTL in der 1. Etage". FC-Spiele tippe er seit Jahrzehnten nicht mehr. Als leidgeprüfter FC-Fan habe er sich 1992 gefragt, ob er mit dem Rauchen aufhören solle oder mit dem FC. "Beides bringt mich um." Er gab die Zigaretten auf.

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Zum Schluss erzählte "Bananen-Sprayer" Thomas Baumgärtel, wie er seine Kunstausstellung 2019 in der Leskan-Halle ohne Fördergelder auf die Beine stellte. Wegen seiner provokante Kunstwerke, die Autokraten wie Erdogan aufs Korn nehmen, sei er mit Morddrohungen konfrontiert worden. Dagegen wehre er sich, er zeige jeden Fall an. "Wir müssen kämpfen gegen die Feinde der Meinungsfreiheit."

Die Talkshow ist als kostenpflichtiges Rundschau-Plus Angebot im Internet abrufbar unter www.rundschau-online.de/koelner-abend.