Köln – Der Dom ist nie vollendet. Diese Erfahrung machte auch Fadel Alkhuder, als er die Kölner Kathedrale in Buchenholz nachbildete. Beim Aufbau im Domforum, wo das Kunstwerk nun ausgestellt ist, musste der 42-jährige Syrer mehrmals zu seinem Handwerkszeug greifen.
Um die vielen Verzierungen sicher zu befestigen, rührte er frischen Holzleim mit Sägemehl an. Um sich zu vergewissern, dass die Domtürme gerade stehen, trat er immer wieder zurück und nahm von allen Seiten Augenmaß.
Nachbildung wird vor Kölner Dom präsentiert
„Ich fühle mich sehr geehrt, meinen Holz-Dom vor dem Original präsentieren zu dürfen“, sagte Fadel Alkhuder bei der Ausstellungseröffnung. Das Werk, das er in 5000 Arbeitsstunden in seinem Kelleratelier in Kalk fertigte, soll sein Geschenk an die Stadt sein, in der er und seine Familie nach der Flucht aus Aleppo eine neue Heimat fanden. Domforum-Leiter Rainer Tüschenbönner freut besonders über die Fertigstellung rechtzeitig zum Jubiläum „700 Jahre Weihe des Domchors“.
Dass er eines Tages einen vielbeachteten Beitrag zur Kultur seiner neuen Heimat leisten würde, dachte Fadel Alkhuder allerdings nicht, als er 2015 im Hauptbahnhof aus dem Zug stieg und ihm beim Anblick der mächtigen Kathedrale die Idee kam, das Weltkulturerbe nachzubauen. Oft wird er gefragt, ob es für ihn als Muslim denn keine Rolle spielte, das Abbild eines christlichen Gotteshauses zu gestalten. „Nein, für mich ist der Dom ein Haus für alle Menschen“, antwortet der Künstler.
Fadel Alkhuder flüchtete aus Syrien nach Köln
In Aleppo betrieb Alkhuders Vater eine Holzschnitzwerkstatt, bei ihm lernte er das Kunsthandwerk, spezialisierte sich auf abstrakten Skulpturen. Von dem Geschäft konnte die Familie leben, bis eine Rakete des Assad-Regimes 2013 den Lebens- und Schaffensmittelpunkt zerstörte. Fadel Alkhuder sah keine Zukunft mehr in Syrien, er floh mit Angehörigen in die Türkei, bis sich 2015 die Möglichkeit ergab, nach Köln zu kommen und die Familie nachzuholen.
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Vielleicht ist das verwendete harte Buchenholz ein bisschen Symbol für die Herausforderungen, die Fadel Alkhuder in der neuen Heimat meisterte. „Ich bin beeindruckt und habe höchsten Respekt“, würdigte Rainer Tüschenbönner die Leistung des Syrers.
Nachbildung aus Holz entstand nach akribischer Vorbereitung
Kaum hatte sich der Künstler eingerichtet, führte sein Weg täglich in den Dom. Ein Jahr lang sammelte er Wissen, vertiefte sich in Pläne, rechnete das Verhältnis der Maße aus, fertigte Skizzen und Modelle an, wählte das Holz aus, bis er nach akribischer Vorbereitung im Oktober 2019 ans Werk ging.
Der Dom aus Holz ist 2,10 Meter lang, fast ebenso hoch und 1,40 Meter breit. Bis 19. Juni ist die Nachbildung im Domforum durch die Fenster zu sehen oder drinnen zu den Öffnungszeiten montags bis samstags 9.30 bis 17 Uhr, sonntags 13 bis 17 Uhr.