Stimmungsbild in Kölns InnenstadtDie Einkaufslaune in Köln hält sich in Grenzen
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Köln – Es ist die Zeit angekommen, in der sich die Menschen wieder ungeniert rote Nikolausmützen auf den Kopf setzen und in Gruppen über die Weihnachtsmärkte schlendern. Der Duft gebrannter Mandeln liegt wie eine unsichtbare Glocke über der Innenstadt – die vorweihnachtlichen Ausdünstungen der Großstadt sind beinah der einzige Hauch von Normalität inmitten der vierten Welle der Corona-Pandemie. Jetzt tragen die Menschen Mundschutz zur Mütze – die Änderung der Allgemeinverordnung wird durch rote Schilder kenntlich gemacht. Das Ordnungsamt hat dennoch gut zu tun am ersten Adventswochenende in der City.
Kaum von einem „normalen Tag“ zu unterscheiden
Es gab mal eine Faustregel für Personen, die große Menschenansammlungen und Gedränge nicht sonderlich leiden können, die besagte: Vermeide, an einem Adventwochenende in die Kölner Innenstadt zu gehen. Die Corona-Pandemie hat diese Warnung regelrecht zerschmettert. Im vergangenen Jahr noch mit Abstrichen, in diesem jedoch unübersehbar. Schildergasse und Hohe Straße sind frequenztechnisch am Samstag kaum von einem „normalen“ Tag zu unterscheiden – trotz beginnender Vorweihnachtszeit, trotz diesmal geöffneter Weihnachtsmärkte und trotz verlängerter Black-Friday-Rabattschlachten in den meisten Geschäften. Dass an einem Samstag in der Adventszeit noch mittags zahlreiche freie Plätze in den Parkhäusern der Innenstadt zu ergattern sind, gehört wohl zu den Folgen der Pandemie.
„Das erste Adventswochenende hat die Erwartungen des Kölner Innenstadthandels leider nicht erfüllt“, bestätigte auch Stadtmarketing-Geschäftsführerin Annett Polster. Bereits seit zwei Wochen seien Frequenzrückgänge mit ansteigenden Inzidenzen vor allem bei den mittleren Altersgruppen aufwärts zu verzeichnen. Dieser Trend habe sich zum sogenannten Black Weekend fortgesetzt, und die Umsatzzahlen seien unter denen des Vorjahrs geblieben.
Auch an den Touristenbussen aus dem grenznahen Ausland lässt sich die Zurückhaltung der Menschen ablesen. Zwischenzeitlich bringen die Shuttle-Busse nur vereinzelt Menschen vom Messeparkplatz in Deutz herüber zum Heumarkt. Auch in einem Reisebus aus dem Saarland sind viele Plätze frei.
„Vorgestern hatte ich noch 27 Anmeldungen, losgefahren bin ich heute Morgen mit 18. Vor Corona waren die Busse jedes Mal bis auf den letzten Platz voll“, stellt Busfahrer Karl Oberreuter fest und vertreibt sich die Zeit bis zur Rückfahrt mit einem Bummel über „Heinzels Wintermärchen“-Weihnachtsmarkt. An einen erneuten Lockdown glaube er derzeit noch nicht, denn „die Menschen sind von der Panikmache so verunsichert, dass sie von sich aus zuhause bleiben“.
Für Nora und Sven ist das keine Option. Die beiden Jugendlichen sind – auch wenn das Geld knapp war – extra aus Luxemburg zum Shoppen nach Köln gekommen. Das, so erzählen sie lachend, könne man hier einfach besser und ausgiebiger tun als in ihrer Heimat. Trotz der stetig steigenden Inzidenzen und kürzlich entdeckter Omikron-Variante des Virus fühlten sich die beiden jedoch nicht unsicher. „Wir sind vollständig geimpft und machen uns von daher um unsere eigene Gesundheit weniger Sorgen“, erklären die Besucher aus dem Großherzogtum.
Ähnlich sehen das auch Klara und Agnesa, die ihre Weihnachtsgeschenke zwar ausschließlich online besorgen wollen, dafür aber am Samstag die Black-Friday-Rabatte noch ausnutzen, um ein paar Oberteile für das eigene Wohlbefinden zu besorgen. „Wir sind geimpft und machen uns eigentlich keine großen Gedanken“, erklärten sie. Allerdings merkten sie auch an, dass das ohne Maskenpflicht wohl anders aussähe. Da diese aber in Köln wieder seit dem Freitag in Einkaufsstraßen der Innenstadt gilt und sich die allermeisten Menschen am Wochenende auch daran hielten, stand einer subjektiv sorglosen Shopping-Tour den beiden jungen Kölnerinnen nichts entgegen.