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Mehr als FastfoodKölns Einkaufsstraßen verändern langsam ihr Gesicht

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Die Käsekuchen dagegen sind eine kölsche Kreation.

Köln – Vor ein paar Jahren noch wäre wohl jeder belächelt worden, der auf der Hohe Straße Käse hätte verkaufen wollen. Und heute? Allein die ungewöhnliche Fassade von „Cheese & More“ an der Hausnummer 88 zieht die Blicke auf sich – eigentlich gibt es nämlich gar keine, die großflächige Glasfront erlaubt den direkten Blick auf schier unendliche Reihen Käselaibe. Vom klassischen Gouda bis hin zu ausgefallenen Geschmacksrichtungen ist alles vertreten, jede Menge Zubehör und sogar Molke-Bier ist hier zu haben. Wer hat’s erfunden? Die Niederländer, klar. Die Käserei Henri Willig sitzt in Heerenveen und produziert, verpackt und beliefert laut eigenen Angaben Großhandelsunternehmen wie Einzelhändler in mehr als 30 Ländern.

Neuer Glanz an der Oper

In der ehemaligen „Schweizer Ladenstadt“ – den heutigen Opern Passagen – sind die Umbauarbeiten weitgehend beendet. Die Fassade wurde erneuert, die Mall innen und außen aufgefrischt. An diesem Teil der Breite Straße war traditionell immerviel Gastronomie angesiedelt, daran hat sich auch mit dem Umbau nichts geändert. Geändert hat sich allerdings das Erscheinungsbild eines der ersten Einkaufszentren der Republik: Hell, freundlich und deutlich wertiger kommt es nun daher, einige Bereiche wurden neu aufgeteilt, das Parkhaus musste komplett saniert werden. (two)

Ein paar Meter entfernt haben sich die Schweizer von Läderach niedergelassen. Der „Chocolatier Suisse“ verfolgt ein ähnliches Modell: Über 100 Filialen in 15 Ländern bieten Feinschmeckereien für Schoko-Liebhaben in allen erdenklichen Variationen. Das Ganze angerichtet in einem ansprechendem Ambiente, das mit dem etwa bei Textilien oft üblichem Filial-Einerlei auf den ersten Blick wenig zu tun haben scheint.

Der Eindruck alter Schule

Speziell die großen Platten, aus denen je nach Bedarf einzelne Stücke herausgebrochen werden, vermitteln den Eindruck ganz alter Schule. Was sie allerdings nicht sind: Die gesamte Läderach-„Schoggi“ wird nach Unternehmens-Angaben in den Schweizer Fabriken Ennenda und Bilten hergestellt.

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Die Spezialitäten von „Cheese & More“ kommen aus den Niederlanden, die Schokolade aus der Schweiz. Die Käsekuchen dagegen sind eine kölsche Kreation.

Und wer nach all dem Käse und der Schokolade etwas zum Verdauen braucht, kehrt bei „Gin de Cologne“ ein. Der Pop-up-Store ist „prall gefüllt mit dem ganzen Sortiment der Kölner Gin-Manufaktur“. Etwa dem klassischen Gin de Cologne (auch als alkoholfreier Variante), dem fruchtigen Gin de Cologne Rosé und dem Gin de Cologne Orange. Allerdings hat der Store eine begrenzte Halbwertszeit. Ende Dezember ist schon wieder Schluss. Weniger zeiteingeschränkt wiederum ist das „Nani’s Cheesecake“ um die Ecke, etwas versteckt hinter der Antoniterkirche. Die hier angebotenen Kreationen basieren auf Käsekuchen, sind aber als solcher oft erst beim Hineinbeißen erkennbar. Überhaupt hat sich das Areal rund um das Gotteshaus zu einer kleinen Oase im Shopping-Trubel mit Cafés und netten Plätzen zum Verweilen entwickelt.

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Es sind nur einige Beispiele, die aber einen beginnenden Trend aufzeigen: Der Branchenmix auf Einkaufsstraßen verändert sich. Auch und vielleicht gerade in Köln. Textilien und Schuhe allein funktionieren nicht mehr, neben Elektronik und Drogeriemärkten kommen nun auch Lebensmittel-Spezialisten mitsamt ihrem Umfeld langsam ins Rollen. Nimmt man Belgische Fritten, iberisches Gebäck, amerikanische Donuts und allerlei internationale Süßwaren dazu, ergibt sich auch in Köln ein immer weiter ausgelegter Angebotsmix. Denn die geschilderte Auswahl erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Der Appetit kommt eben nicht nur beim Essen, sondern auch beim Shoppen.