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Nach Anwohner-ÄrgerUni Köln macht beliebten Mauer-Treff mit Metallschiene unbequem

Lesezeit 3 Minuten

Die neue Schiene an der Zülpicher Straße hat zwei Kanten, um das Sitzen noch schwieriger zu machen. Die Uni hat sie angebracht.

Köln – Seit vielen Jahren treffen sich Menschen auf dem beliebten Mäuerchen an der Zülpicher Straße nahe des Bahnhofs Süd, um abends ein Bierchen zu trinken, zu quatschen. Doch jetzt hat die Universität Köln eine meterlange Metallschiene darauf verlegt und viel Empörung, aber auch Verständnis geerntet.

Nach Anwohnerbeschwerden bringt Uni Köln Metallschiene auf beliebter Mauer an

Zur Begründung teilte ein Sprecher mit: „Da es seitens der Anwohner:innen in der Vergangenheit vermehrt Beschwerden über starke Verschmutzung und nächtliche Ruhestörung gab, ist die Installation der Schiene ein Versuch der Uni Köln als Grundstückseigentümer, die Situation zu entspannen.“

Das Metall soll demnach helfen, „die Verweildauer zu minimieren“ – oder klarer ausgedrückt: Dort soll möglichst keiner auf die Idee kommen, länger als nötig zu bleiben. Vermutlich seit Dienstag ist die Leiste installiert, der Sprecher konnte es nicht exakt datieren.

Beim Kurznachrichtendienst Twitter sorgte die Metallleiste für Unverständnis, angesichts des zunehmenden Mülls und Lärms aber auch für Verständnis. Marc Dickert postete ein Foto, er schrieb dazu, die Schiene sei keine Lösung: „Ja, in den letzten Jahren wurde es lauter und leider auch dreckiger. Auch ich habe mich schon oft genug über den Dreck aufgeregt. Dies ist trotzdem kein Grund mit dem Vorschlaghammer einfach den ganzen Bereich für alle unzugänglich zu machen. (...) Für sowas braucht es kompromissorientierte Lösungen.“

Mauer als Treffpunkt vor Uni Köln: Pandemie hat Probleme verschärft

Ein anderer Nutzer schrieb: „In den letzten Jahren voll und dreckig, ja, aber das hier kann es auch nicht sein.“ Oder: „Das ist echt traurig. Brüsseler ist weg. Jetzt das Mäuerchen. Was bleibt ist die Erinnerung.“

Auch Innenstadt-Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) sagte: „Was kommt als nächstes? Nato-Draht?“ Ein Befürworter schrieb dagegen: „Vielleicht ist die jetzige Lösung noch nicht perfekt, aber es sieht schon mal deutlich besser aus als vorher.“ Dazu stellte er alte Fotos mit Müll.

Handelt es sich bei der Aufregung nur um den nächsten kurzfristigen Wirbel bei Twitter? Oder steht die Leiste nicht vielmehr exemplarisch für ein Problem, das viele Städte seit Jahren umtreibt.

Sorgt auch in Köln für Probleme: Leben verlagert sich seit Pandemie nach draußen

Das Leben hat sich stärker nach draußen verlagert, doch das bringt neben vielen positiven Aspekten auch Nachteile mit sich: Lärm, Müll, Konflikte. Das zeigt sich seit Jahren am Brüsseler Platz, auch an der Agneskirche, zuletzt räumte die Stadt eine gesperrte Straße am Eifelwall von Sitzmöbeln, die Menschen dort platziert hatten.

Diese einfacherer Schiene an einer anderen Mauer an der Kölner Uni stammt laut Hochschule von der Stadt.

Städte und ihre Einwohner tun sich schwer, wie sie das Miteinander organisieren. Nun versucht die Uni es mit der Metallschiene – ein Mittel, das nicht neu ist. Auf der anderen Straßenseite gibt es eine ähnliche Schiene, laut Uni hat die Stadt sie angebracht (siehe Info-Grafik).

Wie die Rundschau im August berichtete, hat die Corona-Pandemie laut Anwohnern dafür gesorgt, dass Menschen das Mäuerchen stärker als früher nutzen, Kneipen und Clubs hatten ja lange geschlossen. Ein Anwohner sagte: „Seit April vergangenen Jahres sind es immer mehr Feiernde geworden.“ Nach dem Lockdown sei es schlimmer geworden. „300 bis 700 Menschen. Bis morgens um 9 Uhr. Zehn Nächte hintereinander.“ Sie sammelten Unterschriften, übergaben sie an die Stadt.

Uni will Verweildauer auf ein Feierabendbier verkürzen

Die Uni bemühte sich angesichts der Kritik, das Thema einzufangen. Der Sprecher sagte, die Uni verstehe den Unmut: „Wir möchten jedoch betonen, dass es nicht das Ziel ist, das Feierabendgetränk zu unterbinden. Außerhalb von Seminaren und Vorlesung oder nach der Arbeitszeit zusammenzukommen, ist ein wichtiger Bestandteil einer lebendigen Campuskultur“.

Man könne sich weiter treffen. „Wir hoffen allerdings, dass sich die Situation rund um die Mauer an der Zülpicher Straße durch eine kürzere Verweildauer für die Anlieger verbessert und allgemein für ein besseres Miteinander sorgt.“

Hupke sagte zur Metallschiene: „Wir müssen die Anwohner schützen, aber doch nicht mit hochgefährlichen Sachen.“ Er forderte die Stadtverwaltung auf, die Schiene zu entfernen.