Im vierten Teil unserer Serie „100 Jahre Kölner Messe“ schauen wir hinter die Kulissen. Wir haben eine Tour über die riesigen Dächer und durch die Katakomben der Messe gemacht
100 Jahre Kölner MesseSo viel Technik steckt in den Messehallen
Die Kölner Messe – das ist eine Stadt in der Stadt. Wenn an Messetagen Zigtausende Besucher durch das weitläufige Areal in Deutz strömen, sorgen im Hintergrund zahlreiche Mitarbeiter und eine ausgefeilte Gebäudetechnik für angenehmes Klima und eine reibungslose Versorgung mit Strom, Wasser, Datenleitungen und vielem mehr. Damit alles perfekt funktioniert, haben die Verantwortlichen für die Gebäudetechnik und die bauliche Instandhaltung mit ihren Teams das ganze Jahr alle Hände voll zu tun.
„Mir sind die messefreien Tage am liebsten. Dann können wir in Ruhe arbeiten“, sagt Anna Marie Schlömer (36). Die Gruppenleiterin Bau- und Gebäudeinstandhaltung ist seit sieben Jahren bei der Messe beschäftigt und kümmert sich mit ihren Kollegen und einem Heer von externen Handwerkern darum, dass die elf Messehallen, die Kongresszentren und die anderen Gebäude der Messe gut in Schuss bleiben.
Dachfläche umfasst 180.000 Quadratmeter
Was dabei die größten Herausforderungen sind? „Kurze Auf- und Abbauzeiten zwischen einzelnen Messen und schlechtes Wetter“, sagt Schlömer ohne Umschweife. Zu ihren Aufgaben gehört auch die Instandhaltung der riesigen Dächer. Rund 180 000 Quadratmeter Dachfläche gilt es dicht zu halten. Und Dach ist nicht gleich Dach. „Wir haben Schwarzdächer, Foliendächer, Stahlbetondächer, Parkdecks und Luftkissendächer“, zählt Schlömer auf.
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Gerne erläutert sie Beschäftigten der Messe bei einem Rundgang die unterschiedlichen Konstruktionen. „Man läuft hier praktisch über 50 Jahre Dachbauweise. Und hat dabei natürlich eine fantastische Aussicht auf den Dom.“ Die zweistündige Tour, in der auch unterirdische Technikräume der Messe besichtigt werden, sei bei den Mitarbeitern extrem beliebt. „Wenn jemand neu ins Unternehmen kommt, sagen alle Kollegen sofort: Da musst du unbedingt mitgehen.“ Man sieht dabei auch den längst stillgelegten Hubschrauberlandeplatz auf dem Kongresszentrum Ost, über den früher Politiker und Promis wie Bundeskanzler Helmut Kohl oder Rennfahrer Niki Lauda eingeflogen wurden.
Doch so beeindruckend der Weitblick vom 61 Meter hohen Messehochhaus auf das Bergische Land oder das Siebengebirge auch sein mag: Für Schlömer und ihre Kollegen haben andere Themen Priorität. „Auf den Dächern befinden sich mehr als 1200 Absturzsicherungen, 400 Rauch- und Wärmeabzüge, 800 Abläufe und unzählige Leitern, Stege und Treppen verschiedenster Art, die jährlich gewartet werden müssen.“ Auch ein begrüntes Dach gibt es bereits. Mit dem geplanten Bau der neuen Unternehmenszentrale neben dem Confex sollen es künftig mehr werden.
Größte Photovoltaik-Anlage in der Innenstadt
Außerdem nutzt die Kölnmesse einen großen Teil ihrer Dachflächen, um dort Technik unterzubringen. Das Dach des neuen Kongresszentrums Confex ist gespickt mit Lüftungsanlagen für die Klimatisierung des Gebäudes, während auf der Halle 11 und dem Südeingang Kölns größte innerstädtische Photovoltaik-Anlage mit 4800 Modulen und einer Leistung von fast 2,0 Megawatt-Peak (MWp) installiert wurde. Sie spart bis zu 1200 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr und ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Kölnmesse zu einem klimaneutralen Betrieb bis zum Jahr 2030.
Technik mit Weitblick gibt es bei der Messe aber auch unter der Erde, wie Ingo Galle (55), Gruppenleiter Betriebstechnik und Werkstatt, verdeutlicht. Am Beispiel der Halle 8 erklärt er, wie die Messestände mit Strom, Wasser, Abwasser und Datenleitungen versorgt werden. Im Fußboden der 16.830 Quadratmeter großen Halle befinden sich Öffnungen, die direkt in das Technikgeschoss im Keller führen. Dort liegen Anschlüsse für alle gewünschten Leistungen.
Von hier aus kann man unterirdisch praktisch das gesamte Messegelände durchwandern. In den weitläufigen Kellerräumen befinden sich mehrere Energiezentralen, in denen – je nach Bedarf – warmes oder kaltes Wasser zum Heizen oder Kühlen erzeugt wird. Noch setzt die Messe primär auf Fernwärme und gasbetriebene Blockheizkraftwerke. „In Zukunft werden wir aber verstärkt in klimaneutrale Energieerzeugung mit Wärmepumpen investieren“, betont Galle.
Rund 40 Millionen Kilowattstunden Strom verbraucht die Kölnmesse pro Jahr – so viel wie rund 13.000 Vier-Personen-Haushalte. „Wir haben unseren eigenen 10 000-Volt-Anschluss. Von dieser Mittelspannungsebene transformieren wir in eigenen Anlagen auf 400 Volt und versorgen damit unsere Gebäude“, erläutert der Gruppenleiter.
Natürlich hat die Sicherheit der Besucher höchste Priorität. Deshalb gibt es in allen Hallen Sprinkleranlagen, die im Falle eines Feuers angehen. „Und zwar nur dort, wo es brennt, und nicht in der ganzen Halle, wie man es uns in Filmen weismachen will“, betont Galle. Er ist seit 25 Jahren dabei und kann sich nur an ein einziges Feuer erinnern. Auf der Möbelmesse habe mal bei einem Aussteller ein Kamin gebrannt. Der Brand war schnell gelöscht, doch das dabei versprühte Pulver legte sich auf sämtliche Möbel ringsum. „Danach haben wir alle Feuerlöscher von Pulver- auf Schaumlöscher umgestellt“, erzählt der Technik-Chef.