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Semesterstart in Köln3G-Kontrollen vor dem Hörsaal

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Gut besucht: In der Mensa Zülpicher Straße genießen die Gäste auch die Gesprächsrunden ohne Maske.

Köln – Willkommen zurück! An den Kölner Hochschulen startet das Wintersemester wieder mit mehr Präsenz nach drei überwiegend digitalen Semestern. Mit einer großen „Semester-Kick-Off 2021“-Party unter dem Motto „Gemeinsam wieder zusammen!“ begrüßt die Universität zu Köln am 11. Oktober im Stadion Studierende, Lehrende und Mitarbeitende.

„Das Bedürfnis nach persönlichen Begegnungen in der Hochschule ist groß, aber die Pandemie ist noch nicht zu Ende und wir haben die geltenden Verordnungen umzusetzen. Wir bemühen uns, möglichst viel zuzulassen“, sagt Uni-Pressesprecher Jürgen Rees. Und die Musikhochschule zum Beispiel freut sich auf ein neues Semester „mit allen Projekten, die wir wegen Corona haben ausfallen lassen müssen“, so Sprecherin Heike Sauer. „Endlich wieder Konzerte auf der Bühne, Orchesteraufführungen, eine kleine Tournee.“

Es wird an allen Hochschulen ein Live-Comeback mit Kontrollen geben. „3G“ heißt das Sesam-öffne-Dich: Rein darf nur, wer den Nachweis erbringt, dass er geimpft, genesen oder getestet ist. Das muss kontrolliert werden. Die Organisation ist aufwendig. Je nach Studiengang und Hochschule, Raumangebot und Lüftungsmöglichkeit sehen die Konzepte unterschiedlich aus. Komplexe Corona- und Arbeitsschutzregelungen sind zu beachten. Von normalen Studien- und Lehrbedingungen wie in Zeiten vor Corona kann noch keine Rede sein. Aber mehr Miteinander werden an Uni, TH & Co. sukzessive möglich – in einer hybriden Mischung aus analogen und digitalen Veranstaltungen, mit Masken, Lüften, Abstand – und Kontrolleuren.

In Uni nur 60 Prozent der Sitzplätze zu nutzen

„Präsenzbetrieb ist grundsätzlich im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten erlaubt“, betont die Universität mit Blick auf ihre rund 50 000 Studierenden, darunter rund 5500 Erstsemester. Wegen der gesetzlich vorgeschriebenen Lüftungsanforderungen könne nur ein Teil der verfügbaren Lehrräume genutzt werden. Und die Raumkapazität wird nur zum Teil ausgeschöpft: Nur rund 60 Prozent der Sitzplätze in Hörsälen und Seminaren können in der Uni genutzt werden. Zusätzlich gebe es digitale Angebote, sagt Rees. Die Belegung wird über das „Klips“-System online gesteuert. Um alle Lehrräume für hybride Nutzung auszurüsten, wurde viel Geld in die Hand genommen.

Bei kleineren Veranstaltungen sollen Lehrende selbst die Nachweise kontrollieren, bei größeren über 50 Teilnehmenden werden Mitarbeitende eines externen Dienstleisters an den Eingangstüren eingesetzt. Die Fakultäten entschieden in Absprache mit den Lehrenden, was vor Ort angeboten wird. Für große Vorlesungen würden sich wo möglich digitale Formate und Streaming eignen.

Studierende hoffen auf noch mehr Präsenz

Einige Studierende sorgen sich, ob sie den Wechsel von Präsenz und Online im Stundenplan zeitlich wegen nötiger Fahrten zwischen Uni und Home-Office gut bewältigen können. Etliche hofften auf noch mehr Präsenz wie zum Beispiel Lehramtsstudent Tom, der ins dritte Semester startet und bisher „noch kein einziges Mal in der Uni war“. Er ist enttäuscht, dass Sitzplätze nur zu 60 Prozent belegt werden. „Ich bin verwirrt darüber, besonders weil ja sowieso in der ganzen Uni 3G und Maskenpflicht gilt und ich am Wochenende mit meinen Freunden ohne Maske und Abstand in den Club feiern gehen darf.“

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Wie viele Studierende mittlerweile geimpft sind, ist nicht genau abzuschätzen. Und wie die Kontrollen laufen, wenn die Bürgertests nicht mehr kostenlos sind, ist noch die Frage.

TH gibt bei Kontrollen Armbänder aus

An der TH beginnt das Wintersemester bereits am 4. Oktober. „Wir haben intensiv daran gearbeitet, eine relevante Anzahl an Lehrveranstaltungen in Präsenz zu ermöglichen. Diskurs, Kleingruppenarbeit und Projektarbeit sollen als wichtiger Teil des Lernprozesses nicht zu kurz kommen“, sagt Vizepräsidentin Prof. Sylvia Heuchemer.

Die Gestaltung des Lehrbetriebs hängt von den Vorgaben der Corona-Schutzverordnung, Hygieneregeln und Lüftungsmöglichkeiten in den Räumen ab. Für die 3G-Kontrolle hat die TH eine Armband-Lösung ausgearbeitet. Wöchentlich wechselt die Farbe. Bei der Ausgabe der gleichfarbigen Armbandes wird der 3G-Status kontrolliert. Studierende, die getestet sind, geben das Armband am selben Tag wieder ab, für die anderen ist es eine Woche gültig. Der Datenschutz sei gewahrt.

Angebote des Studierendenwerks

Die großen Mensen des Kölner Studierendenwerks haben bereits geöffnet, weitere folgen. Dort laufen bereits die Kontrollen an Eingängen mit geschulten Mitarbeitenden „reibungslos“, so das Werk. Die Auswahl der Gerichte ist noch eingeschränkt, To go sehr gefragt. Eine große Herausforderung bleibt die Suche nach bezahlbaren Wohnungen für Studierende, der Bedarf ist groß, das Angebot zu gering. Beratungsangebote finden in der Regel noch weitgehend digital, telefonisch oder per Mail statt.

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Am „Türsteher“ kommt niemand vorbei: Am Eingang der Mensa Zülpicher Straße werden 3G-Nachweise genau gecheckt.

Umfrage:

Was erhoffen sich Studierende vom neuen Semester mit mehr Präsenz?

Jorine Twint (23) studiert Medienwissenschaften im dritten Semester. Sie ist aber erst für das aktuelle an die Universität zu Köln gewechselt. Deswegen hofft sie, dass so viele Veranstaltungen wie möglich in Präsenz stattfinden können. „Im letzten Jahr hat es mich schon belastet die ganze Zeit zu Hause zu sein und alles online machen zu müssen. Jetzt bin ich in einer neuen Stadt und hoffe, dass so viel wie möglich an der Uni ist, damit ich auch neue Leute kennenlernen kann“. Außerdem kritisiert sie, dass in Schulen wieder viele Kinder in kleine Räume dürfen, aber die Politik kaum über die Unis spricht.

Tim Morgenstern (20) wünscht sich das Gegenteil. Er studiert ab diesem Jahr Regionalstudien Lateinamerika und möchte nicht, dass alles in Präsenz stattfindet. „Ich bin zwar im ersten Semester, aber studiere in der Stadt, in der ich seit 20 Jahren wohne. Also kenne ich schon viele Leute hier.“ Er würde Online-Veranstaltungen begrüßen. „So könnte ich mal aus Köln rauskommen und gleichzeitig meine Uni-Sachen machen.“ Am liebsten wäre ihm ein Hybrid-Modell. „Ein paar Wochen online und ein paar Wochen Präsenz wäre das Beste.“

Finn Walter (19) studiert Volkswirtschaftslehre im ersten Semester. Er wünscht sich, dass viel in Präsenz stattfinden kann. Er erwartet allerdings etwas anderes. „Ich glaube das unsere Generation weiterhin zurückstecken muss, auch an der Uni. Daran wird sich nichts ändern, alles andere würde mich wundern.“ Er wünscht sich mehr gesellschaftlichen Diskurs über die Universitäten.

Niklas Ruland (24) studiert Chemie und pendelt täglich insgesamt drei Stunden zur Uni und zurück. Die Online-Veranstaltungen kamen ihm entgegen. „Auf einmal hatte ich drei Stunden Zeit mehr am Tag um mich vorzubereiten, für den Haushalt oder um zu entspannen.“ Allerdings fehlte ihm sein soziales Umfeld und die Lernatmosphäre in der Uni. Er wünscht sich wieder mehr Präsenzveranstaltungen. Diese sollen auch als Livestreams verfügbar sein. „Das wäre eine gute Lösung, gerade für Pendler, da ja oft mal eine Bahn ausfällt oder Verspätung hat. Dann ist es schwierig, das Verpasste aufzuholen.“ Gerade in seinem Fach sei Präsenz sehr wichtig. „Während Corona konnte man keine richtigen Experimente machen.“ (wer)