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Segnungsgottesdienst am Kölner Dom„Wir setzen ein Zeichen gegen Ausgrenzung“

Lesezeit 3 Minuten
Marianne Arndt steht vor einem Altar mit Regenbogenflagge

Marianne Arndt engagiert sich unter anderem in der Bewegung Maria 2.0.

Marianne Arndt hat den Segnungsgottesdienst am Kölner Dom vorbereitet — es ist ein Signal an die Weltsynode. Ingo Schmitz hat mit ihr gesprochen.

Eine Segnungsfeier in Mettmann war der Auslöser. Weil der dortige Pfarrer Homosexuellen und Wiederverheirateten Gottes Segen spendete, wurde, bekam er vom Generalvikar des Erzbistums Köln einen dienstlichen Verweis. Für den Mittwoch, 20. September, hat die Kölner Gemeindereferentin Marianne Arndt einen solchen Segnungsgottesdienst vor dem Dom angekündigt.

Bei den Vorbereitungen für diesen Gottesdienst war ihnen wichtig, dass er nicht vorrangig als Protest gegen Kardinal Woelki gewertet wird. Warum haben sie aber ausgerechnet den Jahrestag der Amtseinführung Woelki als Kölner Erzbischof gewählt?

Zuerst einmal passt für uns ein Tag in der Woche sehr gut. Am Wochenende sind viele Geistliche oder Gemeinde- und Pastorleferentinnen und -referenten durch ihren Dienst in ihren Gemeinden eingebunden. Das Signal, das wir senden wollen richtest sich weniger an den Kardinal als vielmehr an die Deutsche Bischofskonferenz, die vier Tage später tagen wird. Anfang Oktober kommt die Weltsynode zusammen. Auch dorthin wollen wir vom Dom aus ein klares Signal senden.

Ich höre heraus, den Segnungsgottesdienst werden auch Priester mitfeiern?

Selbstverständlich. Seelsorgerinnen und Seelsorger aus dem gesamten Bundesgebiet werden aus Solidarität ebenfalls dabei sein.

Nach Mettmann müssen sie aber mit personalrechtlichen Konsequenzen rechnen.

Wir, die diesen Gottesdienst organisiert haben und durchführen werden, sind Männer und Frauen aus allen Dienstgruppen der Kirche, also auch Priester und Pastoralreferentinnen und -referenten — und wir wissen um die Möglichkeit, dass wir so wie der Pfarrer in Mettmann mit Konsequenzen rechnen müssen. Aber wir wollen allen, die durch die Reaktion des Erzbistums auf den Segnungsgottesdienst in Mettmann erneut Ausgrenzung erfahren haben, unsere Solidarität ausdrücken. Wir wollen eine Zeichen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung setzen. Eine Kirchenführung, die Segen verbietet, verrät das Evangelium.

Für den Mittwochabend planen sie im Grunde zwei Veranstaltungen auf dem Bahnhofsvorplatz.

Vor allem werden wir einen Gottesdienst feiern, in dem wir Gott loben und die Menschen feiern werden. Das ist unsere Hauptaufgabe. Danach wird es einen kirchenpolitischen Teil geben, den wir deutlich von dem Gottesdienst abgrenzen. Aber auch dieser zweite Teil ist klar von dem Gedanken der Ermutigung getragen.


Der Segnungsgottesdienst

Am Tag von Woelkis Amtseinführung, am 20. September, an dem er mit einem Pontifikalamt im Dom offiziell Erzbischof von Köln wurde, findet um 18. 30 Uhr ein Segnungsgottesdienst für „alle Lieben“ — ausdrücklich schwule, lesbische oder wiederverheiratete Paare inbegriffen — am Bahnhofsvorplatz statt. Das Organisationsteam setzt sich aus Kölner Seelsorgenden zusammen. Eingeladen sind alle, die dem Gottesdienst besuchen oder sich segnen lassen wollen. Initialzündung dafür war ein Segnungsgottesdienst im vergangenen März in der Mettmanner Gemeinde St. Lambertus.

Organisiert von einer Arbeitsgruppe „Regenbogenkirche für alle“ segnete dabei Pfarrer Herbert Ullmann auch schwule, lesbische und wiederverheiratete Paare. Ullmann geht davon aus, anonym in Rom angezeigt worden zu sein. Der Generalvikar des Erzbistums, Guido Assmann , hingegen behauptet, der Vatikan habe über Medienberichte von dem Gottesdienst erfahren. Nach Intervention aus Rom folgte eine Diensantweisung Assmanns an Ullmann, die formaljuristisch als Abmahnung verstanden werden kann. Der Priester habe Vergleichbares künftig zu unterlassen. Die Konsequenz die andernfalls drohe, beschreibt Ulmann selbst so: „Sonst riskiere ich meine Existenz. Das muss man leider so sagen.“ (ngo)