- Drogenkonsumenten halten sich oft an Parkhäusern auf
- Vertreiber von Parkhäusern bemühen sich mit Videoanlagen und Sicherheitsdienste um Verbesserung
- Der Leiter Verkehr und Umwelt vom ADAC Nordrhein empfiehlt mehr Personal einzusetzen
Köln – Erbrochenes, Spritzen von Drogensüchtigen, Kondome, Urinlachen und ihre Ausdünstungen – eine Mutter hat nun ein Parkhaus zwischen Neumarkt und Heumarkt von seiner schlechtesten Seite erlebt und im Internet davon berichtet: „Mit meinem Baby blieb mir nichts anderes übrig, als den Aufzug zu nutzen. Dort hat es vor Junkies nur so gewimmelt“, schrieb sie nach der Rückkehr von einem Einkauf in der Innenstadt: „Es waren Gruppen von gut 10 bis 15 jungen Männern, die sich dort aufhielten und Drogen nahmen.“
Eine Gruppe saß dem Bericht zufolge ausgerechnet neben ihrem Auto, wo sie ihre Einkäufe verstauen musste. „Crack und Heroin“ seien vor ihren Augen konsumiert worden. „Was soll ich da machen, bitte, allein als Frau mit Kind, etwa den Mund aufmachen und sagen, sie sollen bitte woanders hin gehen? Der eine hat’s scheinbar nicht vertragen und fing genau neben mir an zu kotzen“, schrieb sie.
Junkies spielen Katz’ und Maus mit den Betreibern
Ein Phänomen nur in der Nähe des Neumarkts mit seiner Anlaufstelle für Drogensüchtige? „Leider nicht“, sagt Markus Schonauer, der Geschäftsführer der Firma J.&R. Kalscheuer, die etliche Parkhäuser in der Stadt betreut. „Das Problem lässt sich nicht regional eingrenzen.“ Im Sommer habe es so etwas schon in der Brückenstraße gegeben – und jetzt eben in einem Parkhaus an der Haupteinkaufsstraße. Jedes Mal sei die Abhilfe im Prinzip leicht: „Wenn Security zu sehen ist, wechseln die Drogenkonsumenten sofort den Standort und meiden ihn eine Weile, weil es sich in der Szene schnell herumspricht.“
Doch sie seien dann auch sofort irgendwo anders, wo eine Tür offen stehe, eine schwach besuchte Ecke vor Blicken schütze oder ein verwinkelter Notausgang – ein tägliches Katz-und-Maus-Spiel. Das Suchen und Vertreiben sei vor allem müßig, wenn ein Parkhaus so groß sei, wie das an der Lanxess-Arena.
Parkhäuser
33 Parkhäuser mit 15 660 Stellplätzen bilden linksrheinisch in der Innenstadt einen Verbund.
In Deutz und Kalk gibt es in den Kalk-Arcaden und an der Lanxess-Arena 4119 weitere Einstellmöglichkeiten. Haus Vorst in Marsdorf, ein Pendlerparkhaus unter Regie der Kölner Verkehrs-Betriebe, hat inzwischen eine Aufsicht vor Ort, die Rundschau hatte zuvor darüber berichtet. Auch die Videoanlage ist wieder funktionsfähig, was die Sicherheit erhöhte. Ein weiteres Pendler-Parkhaus gibt es am Rheinenergiestadion. (mfr)
„Denen passiert ja auch nichts“, sagt Schonauer: „Wenn man die Polizei ruft, kommen die eigentlich immer so nach 20 Minuten, dann haben sie vielleicht noch die Mütze im Auto vergessen, und letztlich können sie auch nur sagen: ,Es ist halt ne Großstadt‘.“ Schonauer findet: „Die vielgerühmte Toleranz von Köln mündet an dieser Stelle in Hilflosigkeit.“
Und was kann man dagegen machen? Mehr Politessen, fallen Schonauer ein, denn der städtische Ordnungsdienst kann sich seiner Einschätzung nach deshalb nicht durchsetzen, weil es zwar Strafen gebe – etwa beim falschen Abstellen eines E-Scooters oder beim Wegwerfen einer Zigarettenkippe – aber praktisch niemand zur Rechenschaft gezogen werde. „Aus dem Umland kommen die Menschen schon nach Köln, weil es hier so tolerant ist.“ Ungestraft könne man „die Sau raus lassen“.
Drei Fragen an Roman Suthold, Leiter Verkehr und Umwelt beim ADAC Nordrhein
Gerade im Umfeld des Neumarkts befinden sich die Parkhäuser mit den größten Problemen...
Wenn die Stadt den Drogenkonsumraum nicht in den Griff bekommt, bleibt das so.
Kann ein Betreiber denn nichts tun?
Doch. Videokameras und Pförtner schrecken Drogenkonsumenten ab. Und gerade am Neumarkt gibt es ein Beispiel für eine gelungene Sanierung. Dort darf niemand mehr ohne Parkticket ins Haus, und ein Kiosk schafft soziale Kontrolle.
Also würde es helfen, nicht am Personal zu sparen?
Definitiv! Weil Sicherheitsempfinden subjektiv ist, würde bereits das richtige Maß gut tun. Zudem wäre bauliche Abhilfe leicht: helle Gestaltung, transparente Türen und eine Gestaltung, die keine dunklen Rückzugsbereiche lässt.
Interview: Manfred Reinnarth
Im Parkhaus „Am Neumarkt“ in der Lungengasse, so Schonauer, gibt es die Probleme übrigens nicht. „Dort ist eine gute Videoanlage in Betrieb und der Sicherheitsdienst sofort da, wenn was ist.“ Doch so viel Aufwand wird nicht überall betrieben. Das kostet Geld. Hecken abrasieren und für bessere Durchsicht sorgen, unerwünschte Besucher ansprechen – das helfe.Videoüberwachung sei zudem hilfreich, um „Benzinbetrüger“ abzuschrecken. So nennt Schonauer Menschen, die so tun, als hätten sie gerade gemerkt, dass der Tank leer ist und sie nur 20 Euro bräuchten, um nach Hause zu kommen. „Und es gibt immer wieder Kunden, die diesen Menschen Geld geben.“
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Letztlich ist es tagesabhängig, was Nutzer eines Parkhauses erleben. Ist gerade die Putzkolonne da gewesen und hat die Aluminiumfolie und Spritzen von Drogenkonsumenten beseitigt, kommt nicht mal jemand auf die Idee, dass es hier ein Drogenproblem geben würde. Und an anderen Tagen gibt es Fälle wie die der Mutter.