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„Ich bin Porzer. Punkt.“Auf Spurensuche mit Fööss-Gründungsmitglied Erry Stoklosa

Lesezeit 5 Minuten
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Ein Porzer Junge: Erry Stoklosa

  1. Fööss-Gründungsmitglied Stoklosa hat ein ganz besonderes Verhältnis zu Porz.
  2. Unser Autor René Denzer ist mit ihm auf Spurensuche durch den Stadtteil gegangen.
  3. Beim Besuch seiner Geburtshauses und weiteren Plätzen erzählt er Anekdoten von früher.

Porz – Markus Galle, Präsident der Poorzer Nubbele, freut sich. Wenn am kommenden Sonntag der Zoch durchs Veedel zieht, sind zwei ganz besondere Gäste mit auf dem Wagen der Karnevalisten: Graham Bonney und Erry Stoklosa. Zu Sänger Bonney hat Galle Kontakt über dessen diverse Auftritte in Porz. Zu Stoklosa durch den Stammtisch „Ahl Männer joot drop“, dem Galle ab und an beiwohnt.

Deshalb gab es in der vergangenen Session für Markus Galle in seiner Rolle als Prinz im Porzer Dreigestirn auch musikalische Unterstützung von Fööss-Gründungsmitglied Stoklosa.

Und der hat wiederum ein ganz besonderes Verhältnis zu Porz. „Ich bin auf der Bahnhofstraße geboren“, sagt der 72-Jährige und deutet bei einem Rundgang durch die Porzer Innenstadt auf ein Haus. Früher war in dem Haus mit der Nummer 36 „Lederwaren Lessmann“ beheimatet. Heute ist dort ein Euro-Shop drin. Im zweiten Stock auf der Couch sei er zur Welt gekommen, in Porz hat es zu dem Zeitpunkt noch kein Krankenhaus gegeben – „nur in Wahn“.

Bis 1958 hat er mit den Eltern in der Zwei-Zimmer-Wohnung, seinem „Hotel Ritz“, weil er im Elternschlafzimmer auf der Ritze schlafen musste, gewohnt. „Als meine Oma aus dem Osten – ming Vatter wor ’ne Pimock – mit dem jüngsten Sohn nach Porz kam, wurde die Wohnung zu klein.“ Der Umzug nach Ensen in eine Wohnung mit vier Zimmern in der „Vogelsiedlung“ am Meisenweg folgte.

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Erry Stoklosas Großmutter mütterlicherseits wohnte gegenüber der Pfarrkirche St. Josef 

In der Bahnhofstraße war Stoklosa aber dennoch öfter. Wenige Meter von seinem Geburtshaus entfernt, gegenüber der Pfarrkirche St. Josef, hat seine Oma mütterlicherseits gewohnt. Wenn er an Wochenenden dort übernachtet habe, sei er sonntagmorgens von den Glocken geweckt worden. Nicht immer ein Vergnügen. Dafür habe er im Gegenzug im Winter an Silvester den Turmbläsern „quasi in die Trompete“ reinschauen können.

Stoklosa erinnert sich an das Porzer Büdchen neben dem heutigen Restaurant „Rheinblick“, an autofreie Sonntage, an die belgischen Streitkräfte, die von Westhoven aus Richtung Altenrath und Wahner Heide fuhren. Der Rheinberg war Rodelstrecke im Winter, das Löwendenkmal Spielplatz nach dem Spaziergang mit den Eltern. Stoklosa erinnert sich an Flöße auf dem Rhein und Eisschollen, auf denen er herumgeturnt ist – und an den „Versuch einer Lehre“ bei der Rezag, den Rheinischen Ziehglaswerken AG.

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Erry Stoklosas Großmutter mütterlicherseits wohnte gegenüber der Pfarrkirche St. Josef. Dort befindet sich auch das Fastelovendsplätzchen, wo Markus Galle und Stoklosa Halt machen

Die Bahnhofstraße selbst spielt aber auch in der Geschichte der Bläck Fööss eine Rolle. Als deren erste Single, der „Rievkoochewalzer“, auf den Markt kam, haben er und seine musikalischen Mitstreiter – unter anderem Tommy Engel und Peter Schütten – samstags vor dem Laden „Radio Hoyme“ Reibekuchen gebacken und verschenkt. Ein Werbegag mit mäßigem Erfolg. Während die Rievkooche wohl geschmeckt hatten, verkaufte sich die Single mäßig. Ganze 2000 wurden insgesamt davon abgesetzt. Zu wenig für die Plattenfirmen. Der zweite Fööss-Titel „Drink doch ene met“ wurde abgelehnt – auch von der Kölner EMI. Veröffentlicht wurde der spätere Publikumserfolg dann auf ganz anderem Wege – durch die BASF in Ludwigshafen.

EMI lehnte späteren Riesenhit ab

Die Bläck Fööss selbst waren für Stoklosa und Co. anfangs im Grunde nicht viel mehr als ein großer Spaß. Stoklosa spielte bei den Beatstones, später bei den Stowaways. Letztere gingen mit Graham Bonney ins Studio und auf Tournee. „Von ihm kam die Idee, doch auch auf Kölsch zu singen“, erzählt das Fööss-Urgestein. Ihren guten Namen als Beat-Gruppe wollten die Stowaways allerdings dafür nicht hergeben, weswegen parallel die Bläck Fööss ins Leben gerufen wurden. Das klang irgendwie englisch und kölsch zugleich.

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Hier steht Errys Geburtshaus. 

Für die Geschichte der Bläck Fööss ist Porz ohnehin ein besonderes Fleckchen. Tommy Engel hat 1970 in der Waldstraße im Grengel gewohnt, erzählt Stoklosa. Mit ihrer berühmten Veedels-Hymne gewannen sie vor Jahrzehnten die karnevalistische Hitparade des WDR – im Bürgerhaus Urbach. Im legendären Rheinhotel, einem Mekka für Beat-Musik, sind sie als Stowaways aufgetreten. Mit den Beatstones hat er zuvor auch bei der „Lindenwirtin“ in Eil im dortigen Sälchen gespielt. „Mit dabei waren auch die schwedischen Lords“, erzählt Stoklosa. Mit keinem Geringeren als Benny Andersson am Keyboard, der Jahre später mit ABBA riesige Erfolge feierte.

Mit dem Bezirk Porz verbindet Stoklosa auch heute noch viel. In Westhoven hat er ein Haus. „Ich bin Porz immer treu geblieben“, sagt Stoklosa, verrät aber auch, dass „zehn Jahre Fremdgehen in Lövenich“ dabeiwaren. Aber für Erry Stoklosa zählt: „Ich bin Porzer. Punkt.“

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 Zochpremiere hatte Fööss-Sänger Stoklosa mit dem Kegelclub „Die Holzfäller“

Erfahrener Hase im Rosenmontagszug

Und als Porzer ist er nicht nur auf dem Wagen von Guido Cantz schon beim Rosensonntagszoch mitgefahren, sondern bereits viel früher: in einem Auto des Kegelclubs „Die Holzfäller – de Bläck Fööss“. Während für Graham Bonney die Mitfahrt am kommenden Sonntag eine Premiere sein wird, ist Erry Stoklosa also schon ein erfahrener Hase, der eigens Bläck-Fööss-Wurfmaterial auf die Jecken am Wegesrand regnen lassen will.

Bei seiner Premiere Anfang der 1970er Jahre war das naturgemäß noch etwas anders: „Wenn ich mir so die alten Fotos anschaue“, sagt er mit Blick auf sein Smartphone, mit dem er alte Aufnahmen abfotografiert hat, „dann war das mehr so ein bisschen Winken.“ Das wird Erry Stoklosa an dem Tag mit den Bläck Fööss noch bei verschiedenen Veranstaltungen von der Bühne aus: „Wir haben nach dem Zoch in Porz noch fünf Auftritte“.