Köln – Das Bild zeigt ein Herz, das sich selbst umarmt, darüber der Satz: „Wir holen alle Umarmungen nach!“ Als eine Bewohnerin des Pflegeheimes das sieht, ahmt sie die Geste spontan nach – und legt ihre Arme um sich.
Gerührt hat Carlos Stemmerich, Ehrenamtskoordinator der Diakonie Michaelshoven, einige solcher Reaktionen auf eine besondere Aktion beobachtet: Mitarbeiter der Stadt schrieben Briefe an die Bewohner der vier Alten- und Pflegeheime der Diakonie in Köln. Nicht nur in Corona-Zeiten eine gute Sache, denn unter Einsamkeit leiden viele der alten Menschen sowieso: „70 Prozent unserer Bewohner haben keine Angehörigen“, erklärt Stemmerich.
Vom Ergebnis positiv überrascht
Mit 80 bis 90 Briefen hatte er gerechnet – etwa 600 kamen. Oberbürgermeisterin Henriette Reker überbrachte die Körbe persönlich im Albert-Schweitzer-Haus in Sürth. Und schrieb auch selbst: „Sie gehören zu einer Generation, die schon viele Krisen gemeistert hat, und so bin ich zuversichtlich, dass gerade Sie wissen: Auch die Corona-Pandemie wird vorübergehen.“
Carlos Stemmerich verteilte die Post weiter und sah, wie Maria, 89 Jahre, das Foto von zwei Langhaarkatzen streichelte, das eine Absenderin geschickt hatte. Berta, 89, freute sich über einen Brief aus Rondorf, der vom Forstbotanischen Garten erzählte: „Da habe ich auch gewohnt“, erinnerte sie sich mit einem großen Lächeln im Gesicht.
Keine langen Texte
Eine Pflegerin stürzte sich sofort auf eine Postkarte, die den Kölner Dom als Arche im Wasser zeigt: „Die bekommt der Franz.“ Denn der, stellte sich heraus, hat das gleiche Motiv als Poster in seinem Zimmer hängen und möchte es am liebsten jedem im Haus zeigen. Jetzt kann er das mit der Postkarte tun.
Die Briefe wurden allgemein an „eine Bewohnerin“ oder „einen Bewohner“ adressiert. Wer schreiben wollte, sollte möglichst keine langen Texte formulieren, die von vielen Pflegebedürftigen nicht mehr gelesen werden können. Ein Brief sagte aber auch ausdrücklich: „Wenn Sie mögen, können Sie mir zurückschreiben.“
Viele neue Kontakte seien während der Corona-Zeit entstanden, sagt Stemmerich. Für die Einkaufshilfe zum Beispiel hätten sich 350 Freiwillige gemeldet, auch junge Leute. „Viele Helfer wollen weitermachen – da hat die Krise für mich auch etwas Positives.“