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Kölner Zoo als Arche für ArtenschutzFreude über Sommer-Fohlen bei den Przewalskipferden

Lesezeit 3 Minuten
Geschwisterlieb kann auch ein bisschen ruppig sein. Zumindest  für den kleinen Vito im Vordergrund. Ein größeres Fohlen beißt das kleiner leicht in den Widerrist.

Geschwisterlieb kann auch ein bisschen ruppig sein. Zumindest für den kleinen Vito im Vordergrund.

Das Spiel der beiden in diesem Jahr im Zoo geborenen Fohlen können Tierfreude derzeit beobachten. Sie sind wertvoller Nachwuchs für die bedrohte Art.

Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr freut sich das Zoo-Team über Nachwuchs bei den gefährdeten Przewalskipferden. Der kleine Hengst Vito kam am 6. Juni zur Welt und erkundet sein Areal jeden tag mutiger. Mutter ist die knapp achtjährige „Luna“. Sie wurde 2016 in Köln geboren und hat bereits drei Fohlen zur Welt gebracht. Der Vater heißt „Vandan“, der kleine Vito ist sein fünftes Jungtier. Vandan kam 2017 im Zoo in Prag zur Welt. Er lebt seit vier Jahren im Rahmen des Europäischen Erhaltungsprogramms (EEP) als Zuchthengst in Köln. Die Herde umfasst nun insgesamt acht Tiere.

Art hätte ohne den Einsatz von Zoos nicht überlebt

Die kraftvollen Przewalskipferde sind auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion als „endangered“ (stark gefährdet) gelistet. Zoos sind schon lange für den Erhalt dieser Wildpferdeart aktiv. Voran gingen die Biologen des Kölner Zoos, die Pionierarbeit als „Artenretter“ leisteten. Mehr als 30 Jahre managten sie das Erhaltungsprogramm für die Przewalskipferde. Sie koordinierten u.a., dass neue Bestände im riesigen Reservat Hortobagy in der ungarischen Puszta sowie komplett frei umherziehende Wildbestände in der Mongolei und in China aufgebaut werden konnten.

Jungtiere in wildem Spiel. Die zwei rangeln und drängen sich ab.

Jungtiere in wildem Spiel.

Auch in Kasachstan werden nun Wildbestände aufgebaut. Przewalskipferde sind damit das Paradebeispiel für die Rettung eines Wildtieres, das ohne den Einsatz von Zoos nicht überlebt hätte. Bereits 1969 war diese Art im natürlichen Verbreitungsgebiet, den Trockensteppen der Mongolei und Chinas, ausgestorben. Seit 1992 existieren die von Köln aus angeschobenen Wiederansiedlungsprojekte. In der Mongolei und in China ziehen mittlerweile wieder auf fünf Populationen aufgeteilte Wildpferde durch die Steppen und Halbwüsten. Alle gehen auf in Menschenobhut gezüchtete Tiere zurück. Drei bis vier Stuten werden im Schnitt pro Jahr aus europäischen Zoos allein in die Mongolei gebracht, um dort die wiederangesiedelten Bestände zu stützen.

Ausgewilderte Pferde kommen in der Wildnis gut zurecht

Experten gehen derzeit von 180 in der Wildnis lebenden Przewalskipferd-Paaren aus. Auch im ungarischen Nationalpark Hortobagy ziehen die Przewalskipferde frei umher. Seit 27 Jahren unterstützt der Kölner Zoo das Schutzprojekt in Ungarn je nach Bedarf mit Tieren zur Auswilderung, Geld oder biologischem Know-how. Im zentralasiatischen Staat Kasachstan werden ebenfalls Wildbestände gegründet.

Erst Anfang Juni 2024 konnten acht Przewalskipferde im Rahmen der Erhaltungsprogramme dorthin ausgewildert werden. Sie wuchsen im Tierpark Berlin und im Prager Zoo auf. Der Kölner Zoo unterstütze den Transport finanziell. Erste Messdaten ergaben, dass sich die Tiere gut etablieren und in der Wildnis zurechtkommen.

Erschöpft vom Fohlen-rangeln stehen die beiden jetzt nebeneinander.

Erschöpft vom Fohlen-rangeln stehen die beiden jetzt nebeneinander.

In der Wildbahn verlassen beide Geschlechter die Geburtsgruppe im Alter von ein bis zwei Jahren. Junghengste und von stärkeren Konkurrenten abgelöste Haremshengste bilden Junggesellengruppen. Darüber hinaus kommen auch einzeln lebende Hengste vor. Im Alter von fünf bis sieben Jahren versuchen sie, eine Stute im Kampf mit Haremshengsten zu übernehmen oder aber mit umherziehenden Jungstuten eine neue Gruppe zu bilden. Die Streifgebiete der Gruppen überlappen sich, es werden keine Territorien verteidigt. Wesentliche Bestandteile dieser Streifgebiete sind ausreichend Grasnahrung und permanente Wasserstellen. Auch im Rahmen des EEPs werden Junghengste nach ein bis zwei Jahren in einer Hengstgruppe untergebracht, wo sie im Kampfspiel die geschlechtstypischen Verhaltensweisen einüben können. Jungstuten werden vielfach ebenfalls für einige Jahre in Stutenherden untergebracht