Es klingt wie ein Märchen. Aber es ist wahr: Aus Dankbarkeit und weil sie sehr tierlieb war, hat eine US-Amerikanerin mit Wurzeln in Köln dem Zoo ihrer Heimatstadt rund 26 Millionen Dollar vermacht.
Erste Dividende ist daKölner Zoo erbt 26 Millionen Dollar von reicher US-Amerikanerin
Zum Jahreswechsel ist der Kölner Zoo deutlich reicher geworden. Rund eine Million Euro Dividenden flossen in die Kasse. Sie stammen aus insgesamt drei Stiftungen. Den größten Anteil hat mit rund 700 000 US-Dollar der Ertrag aus der Arnulf-und-Elisabeth-Reichert-Stiftung. Nach dem Tod von Elisabeth Reichert, die 2022 verstarb, ist nun erstmals Geld aus dem riesigen Erbe der Reicherts an den Zoo geflossen. Die Stiftung hat ein Kapital von rund 26 Millionen US-Dollar.
„Es ist wie ein Märchen“, sagt Christopher Landsberg, Vorstand des Kölner Zoos. Denn die Geschichte hinter dem Erbe hat es, wie von der Rundschau berichtet, in sich. Die Kölnerin Elisabeth Reichert musste mit ihrem jüdischen Mann Arnulf vor den Nazis in die USA fliehen. Kölner Bürgerinnen und Bürger halfen dem Paar zu überleben. In den USA baute es mit viel kaufmännischem Geschick einen Zoogroßhandel auf und häufte ein erhebliches Vermögen an. Aus Dankbarkeit für die Unterstützung durch die Kölner und weil es tierlieb war, wollte das kinderlose Paar dem Zoo sein Vermögen vermachen.
Eine knappe E-Mail brachte den Stein ins Rollen
„Need to talk to somebody in English“, stand in einer knappen E-Mail, die Landsberg 2015 erhielt. Ein Banker aus den USA wollte Kontakt aufnehmen. „Mein erster Gedanke war, dass das eine Fake-Mail ist“, erinnert sich Landsberg, der auch Rechtsanwalt ist. Es folgten Prüfungen, Versicherungen, erste Kontakte.
Alles zum Thema Kölner Zoo
- Baubeginn im Kölner Zoo Areal und Stallgebäude der Netzgiraffen wird größer und schöner
- Riesige Freude im Kölner Zoo Spitzmaulnashorn Hazina ist da - Bulle Malte einsatzbereit
- Kölner Zoo Eingangsbereich präsentiert sich in neuem Glanz
- Beliebte Attraktion in Köln China Lights kehren mit besonderer Ausgabe zurück in den Kölner Zoo
- Kölner Zoo-Chef begeistert Weltnaturschutzunion verstärkt Kooperation mit Zoos und Aquarien
- Raubkatzen-Nachwuchs So entwickeln sich die kleinen Tiger und Löwen im Zoo
- 20 Jahre Elefantenpark Ein Hauch von Jurassicpark im Kölner Zoo
2016 schließlich traf Landsberg dann Elisabeth Reichert in Philadelphia. „Wir haben uns langsam angenähert“, so seine Erinnerung. Stellvertretend für den Zoo hielt Vorstand Landsberg über viele Jahre Kontakt zu Elisabeth Reichert. Man einigte sich auf eine Stiftung, in die nach dem Tod der alten Dame ihr Vermögen einfließen sollte. Sie bestimmte, dass ihr Erbe ausschließlich den Tieren zugutekommen solle. Mitte Februar 2022 verstarb Elisabeth Reichert im Alter von 96 Jahren.
„Frau Reichert hat bis fast zuletzt ein selbstbestimmtes Leben geführt und auch ihre finanziellen Angelegenheiten eigenständig gesteuert. Nach ihrem Tod konnten die Nachlassfragen, wie vorher festgelegt, geregelt werden. Die organisatorischen Vorgänge dazu haben aufgrund der notwendigen Sorgfaltspflicht und der Abgleichung zwischen US-amerikanischen und deutschen Bestimmungen mehrere Monate Zeit in Anspruch genommen“, erläutert Landsberg.
Ertrag dürfte in den nächsten Jahren noch steigen
In den kommenden Jahren dürfte sich der Ertrag durch die Stiftung noch deutlich erhöhen. Die jährliche Dividenden-Ausschüttung dürfte je nach Entwicklung der Kapitalmärkte in den nächsten Jahren auf 1 bis 1,5 Millionen Euro steigen, hat man im Vorstand des Zoos ausgerechnet. „Die Differenz zwischen dem ersten und den künftig zu erwartenden Erträgen liegt daran, dass ein deutlicher Teil des Vermögens erst unterjährig nach dem Ableben von Frau Reichert in die Stiftung eingebracht werden konnte“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Das Kapital aus der Stiftung will der Zoo laut Landsberg vor allem dazu nutzen, neue Darlehen zu tilgen. Durch die geplanten Neubaumaßnahmen im Zoo gibt es einen großen Finanzierungsbedarf. „Wenn wir das Giraffenhaus bauen, könnten wir für die Finanzierung die Dividende nutzen“, sagt Landsberg. Das Besondere an der Stiftung: Die Dividenden fließen „für die Ewigkeit“, respektive so lange es den Zoo gibt. Mit dieser Ewigkeitsregelung ist sichergestellt, dass der Zoo über einen sehr langen Zeitraum und für viele kommende Generationen vom Erbe profitieren kann.
Im Gedenken an das Stifterpaar hatte der Kölner Zoo schon im Oktober 2021 das erneuerte ehemalige Südamerika-Haus in „Arnulf-und-Elisabeth-Reichert-Haus“ umbenannt. Um Tieren, aber auch den Kölnerinnen und Kölnern etwas Gutes zu tun, gibt es weitere Stiftungen für den Zoo. So schüttete die „Hans-und-Waltraud-Korbmacher-Stiftung“ 2022 rund 250000 Euro aus. Auch aus der „Blumberg-Stiftung“ flossen Erlöse.