Gleich zwölf Dinnershows geben Martin Schopps, Jörg P. Weber und Volker Weininger in der Stadthalle in Mülheim. Sie lassen den Weihnachtsmann vom Himmel stürzen und das Jesuskind kommt in Köln zur Welt. Welch ein Fest.
Bunenos dias MessiasDas „Herrengedeck“ schaltet in den Weihnachtsmodus
Die Ungewissheit, wie festlich es wohl werden wird, wenn drei karnevalistische Büttenredner zur Weihnachtsshow laden, hält genau bis zum ersten Ton. Zum besinnlich gezupften Klassiker „Stille Nacht“ betreten die Protagonisten die Bühne, lassen sich wie vor einem Duell im Wilden Westen drei Blockflöten reichen und zerschießen dann mit einem ohrenbetäubend-schrägen Solo den Inbegriff deutscher Weihnachtlichkeit - wobei Volker Weininger das Instrument zwischendurch auch mal unbeholfen als Querflöte missbraucht. Willkommen zum Weihnachtsfest beim „Herrengedeck“.
Nicht nur der Weihnachtsbaum auf der Bühne hat die Lampen an, Weininger mimt wieder den sternhagelvollen Sitzungspräsident und trägt zur roten Litefka die Narrenkappe auf dem Kopf. Auch Jörg P. Weber und Martin Schopps entscheiden sich für ihr übliches Bühnenoutfit und lassen den Smoking im Kleiderschrank. Die letzten Zweifel, was hinter der Verpackung ihrer neuen Show steckt, beseitigen sie züigig in einem kurzen Krätzjen, so wie Kinder, die mit einer entschlossenen Bewegung das Geschenkpapier herunterreißen: „Meint ihr immer noch, es wird heut' weihnachtlich? - Leider nicht“.
Herrengedeck überrascht mit harmonischem Gesang
Über der Stadthalle in Mülheim geht in diesem Advent gleich zwölf Mal der humoristische Stern der drei Kabarettisten auf, was einem kleinen Weihnachtswunder gleicht, denn im Saal sitzen erwartungsfroh 800 Menschen, die zur Bühnenshow für 69 Euro ein weihnachtliches Drei-Gänge-Menü serviert bekommen. Im Alleingang hätte das wohl keiner der drei Künstler zustande gebracht, doch aus der in der Corona-Pandemie entstandenen Zusammenarbeit der sind die Redner als heilige drei Könige des kölschen Karnevals hervorgegangen. Und dieses Konzept ist ganzjahrestauglich.
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Doch es gibt eine große Überraschung, und das ist die gesangliche Qualität, die das Trio mit erstaunlicher Sicherheit an den Tag legt. Aus dem Billy Joel-Hit „We didn't start the fire“ wird eine Abrechnung mit den Schrulligkeiten des Festes, der neue Titel lautet: „Das geht mir auf die Eier.“ Eine Kostprobe: „Papa hat die Lampen an, fällt auf die Carrerabahn, Oma lobt das Ostgebiet, singt erste Strophe Deutschlandlied“, reimt das Trio. Den Refrain präsentieren sie - unterstützt von Pianist Michael Knipprath - mitunter vierstimmig. Dahinter steckt harte Arbeit, denn die Redner haben sich seit Sommer intensiv auf die Show vorbereitet.
Hommage an den verstorbenen Fritz Schopps
Zu jeder ordentlichen Weihnachtsshow gehört eine Stehlampe neben einem satmbezogenen Sessel als Ort der Gemütlichkeit. Den gibt es auch auf der weihnachtlich dekorierten Stadthallen-Bühne, nur das Kaminfeuer prasselt aus Sicherheitsgründen auf der Leinwand. Martin Schopps nimmt Platz und trägt die von seinem im vorigen Jahr verstorbenen Vater Fritz gereimte „Rheinische Weihnachtsgeschichte“ vor, Maria stammt aus Düsseldorf, Josef aus Köln, und schon die Wahl des Geburtsorts gerät zur Glaubensfrage. „Lieber ein Stall in Köln als ein Schloss in Düsseldorf“, bestimmt Josef schließlich. Dei Funken, das Dreigestirn, ein Karnevalspräsident - sie alle dürfen nicht fehlen, denn am Ende stellt das Jesuskind zufrieden fest, „för immer ne Kölsche“ sein zu wollen.
Auch als adventliche Dreierkette spielen die Kabarettisten gekonnt ihre individuellen Stärken aus, Jörg P. Weber überzeugt an der Mandoline, Martin Schopps moderiert pointenreich und Volker Weininger erzählt im gespielten Vollrausch vom Weihnachtsmarktbesuch mit seinen Raderdollen Spritköppen vun 1493. Treffsicher sitzen die Pointen, vor allem bei den vielen umgetexteten Lieder. „Buenos dias Messias, mer sin widder do“, singen sie vom jährlichen Ansturm auf die Christmetten. Und „Völlig losgelöst von der Herde“ lassen sie frei nach Major Tom den beschickerten Weihnachtsmann mit seinem Schlitten vom Himmel stürzen. Ein humoristisches Himmelfahrtskommando.
Gleich 14 Shows im kommenden Jahr
Knapp fünf Stunden sorgt das „Herrengedeck“ bei seiner Dinnershow beim Publikum für gute Laune und zelebriert die Freude am Blödsinn. Die Bläck Fööss werden spitzfindig als „Mutter der Diskriminierung“ abgestraft, zum Beweis sezieren sie genüsslich die Nummer „Drink doch ene met“, entlarven das Aussperren des alten Mannes aus der Kneipe als „Altersdiskriminierung“, die entdecken in den Zeilen des Liedes außerdem Altersarmut, Alkoholverherrlichung und einiges mehr „Aber Hauptsache in der Weetschaff is die Stimmung jrooß“, witzeln sie.
Im kommenden Jahr werden die Redner gleich 14 Shows in der Stadthalle geben.