Reine Bürostadt?Pläne für ein Großkino in der Messe-City haben sich zerschlagen
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Köln – Beim ersten Spatenstich zur Messe-City wehte der Wind der OB den Sand in die Haare. Mit dem Mörtel gab es bei der Grundsteinlegung am Dienstag keine Probleme, und auch sonst gab es von Kölns größtem Bauprojekt viele gute Nachrichten: Die Arbeiten liegen im Zeitplan, in zwei Jahren soll Leben herrschen im früheren Barmer Viertel. Die schlechte Nachricht: Das geplante Großkino wird es nicht geben.
Rund zwei Jahrzehnte hat die Stadt um die Messe-City gerungen. Neben der im März ausgeschiedenen Wirtschaftsdezernentin Ute Berg war auch Alt-OB Jürgen Roters zu Gast. Auch dessen Vorgänger Fritz Schramma hatte sich bereits mit dem Projekt beschäftigt. 750 Millionen Euro werden die Projektentwickler, die Strabag Real Estate und ECE Projektmanagement, investieren. 5,4 Hektar ist das Areal groß, rund 135 000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche können die Immobilienvermarkter anbieten – und das in bester Lage.
Die Messe-City dockt an die Südhallen der Messe an, liegt direkt am Deutzer ICE-Bahnhof und ist nur 15 Minuten Fußweg vom Dom entfernt. Bei solchen Kombinationen bekommen Projektentwickler leuchtende Augen.
Das war gestern nicht anders – auch wenn es einen größeren Wermutstropfen gab. Das Großkino, das zur Belebung der Messe-City wesentlich beitragen sollte, wird nicht realisiert. Das Kino, im zentral gelegenen so genannten „Messebalkon“ geplant, lasse sich „aufgrund komplexer grundstücksspezifischer Rahmenbedingungen nicht umsetzen“, teilte Strabag auf Anfrage der Rundschau mit. Vor einigen Jahren hatten die Entwickler noch geschwärmt vom Anziehungspotenzial des ersten Großkinos im rechtsrheinischen Stadtgebiet.
Doch die Gespräche zogen sich immer weiter hin. Nach dem Scheitern erklärte Strabag gestern, man sei nun bestrebt, das zum Südeingang der Messe gelegene Gebäude mit einer „sinnvollen inneren Funktion“ zu versehen.
Wird die Messe-City also eine reines Business-Viertel? Diese Entwicklung ist im Rheinauhafen oft beklagt worden. Zwar sind auch in Deutz Restaurants und Cafés geplant, die dürften ohne weitere Anziehungspunkte aber vor allem von Berufstätigen genutzt werden – während der Bürozeiten. Natürlich bestehe bei einer zu einseitigen Nutzung die Gefahr, dass ein Areal abends ohne Leben sei, sagt Architekt Kaspar Kraemer, der den Fassadenwettbewerb geleitet hatte.
Sechs 7- bis 16-geschossige Gebäude
„Der Investor wird sich dessen bewusst sein und versuchen gegenzusteuern.“ Rainer M. Schäfer, Geschäftsführer der Messe-City Köln GmbH, sagte: „Wir wissen, dass wir hier eine Funktion brauchen.“ Näheres könne er noch nicht sagen.
Insgesamt entstehen sechs 7- bis 16-geschossige Gebäude auf dem Areal. Neben gastronomischen Angeboten ist kleinteiliger Handel für die Quartiersversorgung vorgesehen. Zwei Tiefgaragen mit 1000 Stellplätzen sind Teil der Planung.
Der mit Abstand größte Mieter in der Messe-City steht seit zwei Jahren fest. Die Zurich Versicherung wird mit 60 000 Quadratmetern knapp die Hälfte der Büroflächen nutzen. Rund 2700 Mitarbeiter, die derzeit noch auf die Standorte Köln und Bonn verteilt sind, sollen bis 2020 in Deutz arbeiten. Zu den drei Gebäuden zählt ein 60 Meter hohes Hochhaus. Der siegreiche Entwurf stammt aus dem Planungsbüro Astoc/HPP.
Auch die Hotelnutzung ist geklärt. Die Motel One-Gruppe und die Adina Apartment Hotels haben Mietverträge unterzeichnet. Im Motel One, in Köln bereits am Waidmarkt und im Mediapark zu finden, sind 300 Zimmer geplant. Rund 170 Studios und Apartments planen die Adina Apartment Hotels. Geplant hat das Hochhaus das Büro Max Dudler Architekten.
Die Fassade stammt vom Büro gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner. Das Gebäude soll 2020 fertig sein. Zu vermieten sind im östlichen Bereich der Messe-City noch 55 000 Quadratmeter Bürofläche. OB Henriette Reker verspricht „ein neues Stadtquartier mit neuer Arbeitsatmosphäre“.
Kölnmesse will für Modernisierung 600 Millionen Euro bis 2030 investieren
Es tut sich viel auf der „Schäl Sick“: Nur wenige Meter von der MesseCity entfernt will die Kölnmesse bis zum Jahr 2030 rund 600 Millionen Euro in die Modernisierung ihrer Hallen und Anlagen investieren.
Zu sehen sind von der Zufahrt zur Zoobrücke bereits die Ausmaße des neuen Parkhauses P21 mit 1700 Plätzen. Ebenfalls in der ersten Bauphase entstehen soll die „Halle 1plus“ im südwestlichen Bereich der Messe. Über der Messehalle 1 entsteht das Kongresszentrum Confex, das bis 2020 fertig sein soll. Die Halle soll rund 2000 bis 4000 Besuchern Platz bieten. (mft)