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Mehr KirchenaustritteKölner Dom muss 400.000 Euro einsparen

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Blick auf den Kölner Dom

Blick auf den Kölner Dom

Die zu erwartenden Mindereinnahmen aus den Kirchensteuern treffen nun auch den Kölner Dom. Der Eintritt soll jedoch auch weiterhin kostenfrei bleiben.

Nun kommt die Krise der Kirche auch bei einem ihrer beliebtesten Aushängeschilder an: beim Kölner Dom. Weil zunehmend Menschen aus der katholischen Kirche austreten, muss das Erzbistum Köln mit sinkenden Einnahmen aus der Kirchensteuer rechnen. Die daraus resultierenden Kürzungen gehen auch am Kölner Wahrzeichen nicht mehr spurlos vorbei. Der Dom muss sparen. Die Rechnung, die dahinter steht, ist etwas kompliziert. Die Konsequenz, die sich daraus ergibt, ist einfach: Rund 400.000 Euro fehlen unter dem Strich.

Bis 2030 rund 100 Millionen Euro weniger an Kirchensteuer

Monsignore Guido Assmann ist „Judikative“ und „Exekutive“ in einer Person. Als Generalvikar steht er der Bistumsverwaltung vor, und zeichnet damit für deren Sparvorgaben verantwortlich. Als Dompropst muss er die Sparvorgaben für das Weltkulturerbe im Herzen Kölns umsetzen. Als Generalvikar weiß er um die Bilanz des Erzbistums, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurde. Bis 2030 werden dem Erzbistum rund 100 Millionen Euro weniger an Kirchensteuer zufließen. „Aber wir dürfen nicht einfach bis 2029 warten, sondern müssen jetzt schon Stück für Stück die Ausgaben reduzieren“, erklärt der Chef der Bistumsverwaltung. Pauschal ergäben sich aus dem Kirchensteuerschwund 15 Prozent weniger Zuschüsse im Jahr für alle Zuschussempfänger des Erzbistums bis 2030. Das Erzbistum zahlte im Jahr 2024 an die Hohe Domkirche rund 4,5 Millionen Euro (inklusive Mittel für das Metropolitankapitel) . Diese Summe ist kein Fixum. Jährlich werden bei dem Zuschuss Kostensteigerungen bedacht, vor allem für Personal und Material. Würden das Mehr an Personal- und Materialkosten bis zum Jahr 2030 vorausschauend eingerechnet und davon der pauschale Sparansatz von 15 Prozent herausgerechnet, ergäbe sich ein Sparzwang für den Dom von rund 800.000 Euro, rechnet Assmann vor.

Wie es zur Summe von 400.000 Euro kommt

Doch mit dieser finanziellen Breitseite soll der Kölner Dom nicht ins Wanken gebracht werden. Vielmehr soll das für den Dom verantwortliche Domkapitel nun schauen, wie in einem ersten Schritt 400.000 Euro eingespart werden können. Diese Summe ist nicht aus der Luft gegriffen, wie der Generalvikar erneut vorrechnet. Nämlich, das Erzbistum wird den Zuschuss für den Dom für das Jahr 2025 mehr oder minder einfrieren. Die Erhöhungen bei den Personal- und Materialkosten werden also nicht ausgeglichen. Und diese Erhöhungen würden für das laufende Jahr rund 400.000 Euro betragen.

Kosten für den Kölner Dom

Kosten für den Kölner Dom

Um zu erklären, wie das Domkapitel nun mit der Sparvorgabe umgeht, muss Assmann den Hut wechseln – den vom Generalvikar absetzen und den vom Dompropst, dem Vorsitzenden des Domkapitels, aufsetzen. „Wir haben im Domkapitel drei Punkte beraten, um an die Zielmarke von 400.000 Euro zu kommen“, sagt der Dompropst. Bereits im vergangenen Jahr seien die Eintrittspreise für die Turmbesteigung und die Schatzkammer um jeweils 1 Euro erhöht worden. „Wir haben dazu Vergleiche herangezogen und wir liegen mit unseren Eintrittspreisen sicherlich noch in einem moderaten Bereich“, sagt Assmann. Die Besteigung des Südturms sowie der Besuch der Schatzkammer kostet mittlerweile jeweils 8 Euro für einen Erwachsenen. Der zweite Punkt betrifft ein heikles Thema: Eintrittspreis für den Dom. „Wir planen nach wie vor, keinen Eintritt für den Dom zu verlangen“, sagt der Dompropst. Das würde für den Geistlichen dem Sinn und Zweck einer Kirche einfach zuwiderlaufen. Dennoch muss er mit Blick auf die Finanzen sagen: „So etwas kann natürlich nie für alle Zeiten ausgeschlossen werden.“

Interessenkonflikt für den Dompropst?

Das Domkapitel macht deshalb so etwas wie einen Zwischenschritt. An den Zugängen zum Chorgang stehen bereits Opferstöcke aus Plexiglas, mit denen unter dem Hinweis auf die Kosten für den Dom um Spenden gebeten werden. „Künftig wollen wir so einen Opferstock auch in den Eingangsbereich platzieren“, sagt Assmann. Der dritte Sparansatz betrifft die Öffnungszeiten des Doms. „Der ist weiterhin von 6 bis 20 Uhr geöffnet“, betont der Dompropst. Doch bis 9.30 Uhr stehe nur das Nordportal für den Zugang offen. Erst ab 9.30 Uhr werde das Hauptportal geöffnet. „Dadurch brauchen wir weniger Personal“, erklärt Assmann diese Maßnahme.

Doch müsste sich eigentlich nicht der Dompropst gegen die Sparmaßnahmen stemmen, für die der Generalvikar als Leiter der Bistumsverwaltung verantwortlich zeichnet? Dass der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki den Dompropst Assmann auch zum Generalvikar ernannt hat, war genau wegen solcher Interessenkonflikte umstritten. Doch Assmann sieht sich bei der Sparmaßnahme für den Dom nicht unter zwei Hüten: „Für den Bistumshaushalt bin ich nicht ich als Generalvikar verantwortlich, sondern der Ökonom des Erzbistums (Anm.d.Red. Gordon Sobbeck) .“

Unter welcher Verantwortung auch immer, was unter dem Strich dabei für den Dom herauskommt, findet Barbara Schock-Werner, Präsidentin des Zentral-Dombau-Vereins (ZDV) „gar nicht gut“. Sie fürchtet   zum ersten einen Dominoeffekt: „Wenn das Erzbistum die Mittel kürzt, kann das Land unter dem allgemeinen Sparzwang auch darauf zurückgreifen, seinen Zuschuss zu kürzen“, warnt sie. Eine weitere Befürchtung ist, dass es beim Bistum die Hoffnung gibt, der ZDV fange das schon auf. Zwischen und 7 und 8 Millionen Euro im Jahr kostet der bauliche Erhalt des Doms. Der ZDV bringt über Mitgliederbeiträge und Spenden rund 60 Prozent der Baumittel auf. Zwar konnte Schock Werner erst kürzlich verkünden, dass unter ihrer Präsidentschaft die Mitgliederzahl erstmals auf 18.000 angestiegen sei. Dennoch warnt die Präsidentin angesichts des Spardrucks: „Der ZDV kann nicht die Lösung sein. Auch unsere Mittel sind endlich.“

Auch wenn die bisherigen Kompensationsmaßnahmen nicht an den Erhalt des Doms herangehen, wie sicher ist die Dombauhütte vor dem Sparzwang? „Natürlich muss sich auch die Dombauhütte bei sinkenden Kirchensteuern fragen, was kann man noch leisten“, sagt Dombaumeister Peter Füssenich. Und ergänzt zugleich: „Diese Gedanken machen wir uns täglich“. Die Hütte leiste nämlich schon ihren Beitrag. „Die Dombaukasse beinhaltet 8 Millionen Euro im Jahr für den Erhalt des Doms“, führt Füssenich aus. Dieser Betrag bleibe immer gleich, trotz steigender Personal- und Materialkosten. Das werde eben durch verantwortungsvolles Wirtschaften erreicht.