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Neue Intendantin in KölnSo will Mareike Marx das Hänneschen in die Zukunft führen

Lesezeit 5 Minuten
Die neue Intendantin des Hänneschen-Theaters lächelt und gestikuliert mit den Händen während des Rundschau-Interviews.

Die Begeisterung für das Theater und das Schauspiel treibt Mareike Marx seit frühster Jugend an.

Den Traditionalisten zu revolutionär, den Visionären zu traditionell – das könnte das Spannungsfeld sein, in dem sich Mareike Marx als neue Intendantin des Hänneschen-Theaters bewegen muss. Ingo Schmitz sprach mit ihr über ihre Pläne für die Zukunft des Hauses am Eisenmarkt.

Für eine gebürtige Kölnerin muss es doch ein Traumjob sein: Chefin des Hänneschen. Es ist ein bisschen so, wie nach Hause kommen. Ich war als Kind oft im Hänneschen. Auch später immer mal wieder. Aber die frühen Erinnerungen sind die prägendsten. Was sind das für Erinnerungen?

Ich war so vier, fünf Jahre alt. An die Stücke kann ich mich weniger erinnern, dafür aber ganz zauberhafte Momente wie einen faszinierenden Sternenhimmel. Ich weiß auch noch, dass ich die Puppensitzung besucht habe. Im Zuge der Bewerbung hatte ich mir nochmals einige Stücke angesehen – und jedes Mal war es ein Gefühl von Heimat.

Die erste Ausschreibung der Intendanz führte nicht zum Erfolg. Es fand sich aus Sicht der Stadt Köln kein geeigneter Bewerber oder Bewerberin. Die Stelle wurde erneut ausgeschrieben. Wie kam es zu Ihrer Bewerbung, sind sie angesprochen worden?

Nein. Ich hatte mich in der ersten Runde nicht beworben, weil ich noch sehr damit beschäftigt war, das Metropol-Theater durch die Corona-Krise zu führen. Ich hatte die Stellenausschreibung zwar wahrgenommen, aber erst in der zweiten Runde durchgelesen. Da habe ich dann gedacht: Oh, die suchen ja mich (lacht). Ich habe mich sehr angesprochen gefühlt und sehr schnell meine Bewerbung geschrieben.

Was genau hatte Sie denn angesprochen?

Vor allem, dass jemand gesucht wurde, der kreativ und der künstlerisch tätig ist. Ich bin Theaterschaffende, ich komme aus der Praxis. Da dachte ich mir: Das ist ja ein Traum.

Und bei dem Bewerbungsgespräch ist der Funke gleich übergesprungen?

Zu dem Gespräch mit Frau Reker und Kulturdezernent Stefan Charles hatte ich gleich ein paar Ideen für das Hänneschen mitgebracht. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, das mal richtig auszuformulieren zu können.

Wie nehmen Sie denn das Hännschen zur Zeit wahr?

Immer, wenn ich im Hänneschen war, hatte ich das Gefühl, die machen hier alle einen tollen Job. Jedoch leidet auch das Hänneschen unter den Krisen unserer Zeit, wie Pandemie oder Inflation. Es ist nun meine Aufgabe, das Theater durch diese schwierige Zeit zu führen.

Ihr Lebenslauf ist geprägt vom Theater: Metropol-Theater, Sommerspiele auf Burg Satzvey. Schauspiel aus Fleisch und Blut. Das ist etwas anderes als Stabpuppentheater. Das stimmt. Wie gelingt da der Brückenschlag?

Ich habe vornehmlich mit echten Schauspielern gearbeitet, aber es waren auch immer Puppen im Spiel. Meine Leidenschaft gehört den Märchen und den fantastischen Welten. Ich bin keine Theatermacherin, die moderne, abstrakte Stücke bevorzugt. Ich bin ein Fan von Geschichten, die vom Anfang bis zum Ende erzählt werden. Ich suche die Magie auf der Bühne. Und Magie ist ja etwas, das mit Puppen sehr gut erzeugt werden kann. Insofern gibt es da schon Überschneidungen – auch wenn im Hänneschen natürlich vieles noch neu für mich ist.

In der Vergangenheit hatte die Chemie zwischen Intendanz und Ensemble nicht immer gestimmt. Es brauchte eine Mediation. Seit 7. November leiten sie offiziell das Hänneschen. Wie ist ihr Eindruck von Ensemble und Haus?

Ich habe einen sehr guten Eindruck. Ich wurde von allen sehr herzlich empfangen, erfahre sehr viel Unterstützung und die Kollegen sind mit mir nachsichtig, wenn ich noch nicht weiß, wer in welchem Fall der richtige Ansprechpartner ist. Wir müssen uns halt noch näher kennenlernen. Es gibt noch sehr viele neue Eindrücke, die auf mich einwirken.

Ein Porträt von Hänneschen-Intendantin Mareike Marx.

Mareike Marx ist die neue Intendantin des Hänneschen Theaters in Köln

Für das Hänneschen wurde ein neuer Intendant, eine neue Intendantin gesucht, die das altehrwürdige Theater in die Zukunft führt, es auch wieder zum Anziehungspunkt für ein junges Publikum macht. Wie sind da Ihre Visionen?

Mein Sohn ist fünf Jahre alt. Wenn ich sehe, was für ihn im Kino oder auf Streamingkanälen angeboten wird, das ist alles sehr schnell geschnitten, sehr glatt. Anders gesagt: Es ist ein bisschen unehrlich. Theater hingegen ist vollkommen ehrlich. Darin verbirgt sich ein Funke. Den an die jungen Menschen weiterzutragen, das mache ich mir zur Aufgabe. Ich glaube, dass eine gute Geschichte zeitlos ist. Hänneschen hat eigentlich alles, was es dafür braucht. Wir müssen es nur noch besser verkaufen.

Wie kann das konkret aussehen?

Mir schwebt zum Beispiel eine Wanderbühne vor, die einen schon von Weitem in den Bann zieht, mit der ich das Hänneschen in die Veedel bringen kann, sei es in Schulen, oder auf Straßenfeste. Es ist ein Traum von mir, dass jedes kölsche Kind einmal im Hänneschen war, oder ein Stück gesehen hat.

Sind auch die neuen Medien für Sie ein Spielfeld?

Auch da gibt es Überlegungen. Ich würde gerne mal probieren, Aufnahmen der Puppen digital zu bearbeiten, mit visuellen Effekten, damit die Puppe vielleicht noch einen zusätzlichen Hauch Leben bekommt, beispielsweise durch ein Augenzwinkern. Auf der Bühne spielen die Stabpuppenspieler das Augenzwinkern sozusagen mit. Vor der Kamera funktioniert das so aber nicht. Ich finde den Gedanken reizvoll, etwas Altes wie das Stabpuppentheater mit etwas Neuem wie den digitalen Medien zu verbinden.

Die Idee dahinter ist: Hänneschen wird „Streaming-Star“?

(Lacht) Wer weiß. Mal schauen, ob das funktioniert. Ich habe das mit anderen Puppen schon mal gesehen, da wurden wirklich ganz tolle Effekte erzielt.

Sie wollen das Hänneschen-Theater aber nicht revolutionieren?

Nein, mir schwebt mehr eine sanfte Reformation vor. Ich sehe durchaus das Potenzial, ein bisschen den Spielplan zu verändern, oder die Knollendorfer mal mit anderen Puppen zu kombinieren. Ich fände es spannend, Hänneschen und Bärbelchen mit der Linie 5 mal raus aus Knollendorf fahren zu lassen, in eine ganz andere Dimension. Aber natürlich bleiben die Knollendorfer immer die Knollendorfer.