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LVR-Hochhaus in KölnWann nach dem Abriss das neue Gebäude in Deutz stehen soll

Lesezeit 3 Minuten
Das Hochhaus des Landschaftsverband Rheinland am Ottoplatz in Deutz ist Geschichte.

Das Hochhaus des Landschaftsverband Rheinland am Ottoplatz in Deutz ist Geschichte.

Bauherren schrecken mittlerweile davor zurück, vor Baubeginn Kostenprognosen zu kommunizieren. So auch der LVR mit seinem Projekt in Deutz.

Die Liste an globalen Szenarien, die die Welt in den vergangenen zwei Jahren erschüttert haben, ist lang: Pandemie, Energiekrise, Ukraine-Krieg und mehr. Die Folgen davon bekommt besonders die Baubranche derzeit auf ungeahnte Weise zu spüren.

Das führt dazu, dass mancher Bauherr gar keine belastbaren Aussagen mehr zu Projekten macht, sei es ein Neubau oder auch eine Instandsetzung. Dazu gehört auch der Landschaftsverband Rheinland mit seinem neuen Hochhaus am Ottoplatz.

54 Meter-Hochhaus abgebaut

Dabei spielt beim LVR-Haus nicht nur die Teuerungsrate in der Baubranche eine Rolle, denn auch der Faktor Zeit kann von ungeahnten Problemen immens beeinflusst werden. Denn der mittlerweile fast beendete Rückbau des 54 Meter hohen LVR-Hauses gegenüber des Deutzer Bahnhofs dauerte deutlich länger als gedacht. In einer schwarzen Schicht, die in den 1960ern aus Lärmschutzgründen unter der Fassade aufgetragen wurde, war Asbest gefunden worden, die Rundschau berichtete.

Deswegen dauert der Abriss des einstigen Ford-Hauses im Rechtsrheinischen auch immer noch an. Ende Oktober soll nichts mehr oberhalb der Geländeoberfläche stehen. Laut aktuellem Stand soll der Rückbau der beiden Tiefgaragenebenen bis zur bestehenden Bodenplatte dann bis Mitte 2024 abgeschlossen sein, erklärte ein Sprecher des LVR.

Streit mit der Abrissfirma

Die aufwendige Schadstoffentsorgung, bei der jede Etage für sich abgebaut wurde, trieb die Kosten in die Höhe. Die Teuerung entfachte einen Streit zwischen Abrissfirma und dem Landschaftsverband. Dazu erklärte der LVR auf Anfrage der Rundschau: „Mit der ausführenden Firma ist der Landschaftsverband Rheinland noch in Verhandlungen, gleichwohl werden die Abbrucharbeiten parallel weiter fortgeführt.“

Eigentlich sollte das Hochhaus samt Flachbau bereits 2021 abgerissen sein. Der Verzug führt dazu, dass der LVR mittlerweile von einer Fertigstellung des Neubaus 2027 ausgeht. Zuletzt war von einer Fertigstellung 2025 die Rede, die rund 1200 Mitarbeiter sollten 2026 einziehen. Beides verschiebt sich also voraussichtlich um zwei Jahre. Denn das Problem mit den belastbaren Aussagen bleibt bestehen. Allein die Formulierung zeigt das. Von etwas ausgehen klingt anders, als etwas fest einzuplanen.

Einen festen Plan scheint es lediglich für die kurzfristigen Schritte zu geben. So erklärt der LVR, dass die Ausschreibungen für den Rohbau sowie die Dachdeckerarbeiten Ende dieses beziehungsweise Anfang nächsten Jahres veröffentlicht werden sollen. Mit der Beauftragung wird dann vermutlich auch langsam der 69,5 Meter hoch geplante Neubau in die Deutzer Stadtsilhouette wachsen.

Endgültige Kostenfrage bleibt ungeklärt

2017 hatte das Aachener Büro Kadawittfeld den Architektenwettbewerb gewonnen. Eine erste Kostenprognose lag damals bei 145 Millionen Euro. Die Entwicklung zeigt, dass Zeit in dieser Branche tatsächlich Geld ist. Denn nur zwei Jahre später wurde die Kostenerwartung nach oben korrigiert, auf rund 223 Millionen Euro.

Der Turm des L-förmigen Glasbaus am Deutzer Ottoplatz soll fast 70 Meter in die Luft ragen.

Die Visualisierung des Architekturbüros Kadawittfeld zeigt den Neubau des LVR am Ottoplatz.

Die Frage, von welchen Kosten der Verband vier Jahre und einige globale Krisen später ausgeht, bleibt unbeantwortet. Der LVR verrät aber, dass Ende 2022 eine Betrachtung für den schlimmsten Fall („worst-case“) durchgeführt wurde. Zu dieser Zeit betrug die Indexsteigerung je nach Bauteilen 20 bis 38 Prozent.

Der Sprecher erklärt: „Die Ergebnisse der Ausschreibungen der ersten Hauptgewerke für den Neubau ermöglichen dann erst eine belastbare aktualisierte Kostenprognose für das Gesamtprojekt.“

Während die Rückbauarbeiten noch laufen und das Hochhaus mittlerweile verschwunden ist, bleibt es abzuwarten, welche Kostensteigerung die aufwendigen Rückbauarbeiten tatsächlich unterm Strich bedeuten.