AboAbonnieren

Ferien am FischmarktIn Fachwerkhäusern am Rhein entsteht ein alternatives Hotelkonzept

Lesezeit 3 Minuten
Der Blick aus der Vogelperspektive auf eines der meistfotografierten Motive Kölns am Fischmarkt.

Der Blick aus der Vogelperspektive auf eines der meistfotografierten Motive Kölns am Fischmarkt.

Insgesamt sollen in den bunten, schmalen Fachwerkhäuser mit historischen Fassaden 20 Apartments mit eigener Küche für Selbstversorger entstehen.

Die bunten, schmalen Fachwerkhäuser mit ihren historischen Fassaden und steilen Giebeldächern am Kölner Fischmarkt haben einen ganz eigenen Charakter. Sie sind ein beliebtes Foto- und Postkartenmotiv.

Es gibt das Weinhaus und das Stapelhäuschen sogar als Lichthaus aus Porzellan für die Dekoration im eigenen Wohnzimmer. Ende des Jahres sollen Gäste dort, wo lange Jahre ein Hotel war, auch wieder wohnen können, denn die alten Fachwerkhäuser werden derzeit aufwendig modernisiert. Dort entstehen moderne Apartments mit Rheinblick.

Rund drei Millionen Euro investiert der Investor, Centralis Immobilien aus Hamburg, in die denkmalgeschützten Fachwerkhäuser. Bei der kompletten Kernsanierung sollen die prägnanten Gebäude auf den modernsten Stand gebracht werden. Dazu gehören auch eine Heizungsanlage mit Wärmepumpe sowie Flächentemperierung.

20 Apartments entstehen am Fischmarkt in Köln

Insgesamt entstehen dort 20 Apartments in rund 25 Quadratmeter Größe mit eigener Küche für Selbstversorger. Betreiber wird die Charly Group, die bereits Hotels in Berlin, Lübeck und München nach Modernisierung betreibt. Für das alternative Hotelkonzept, bei dem voraussichtlich ein für die Charly Group üblicher moderner Standard der Digitalisierung einhergeht, soll der Innenraum hochwertig ausgebaut werden. Ein Sprecher von Centralis beschreibt die Apartments „auf dem Stand eines Fünf-Sterne-Hotels.“

Beim Hotel „The Dude“ in Berlin – das von der gleichen Gruppe betrieben wird – werden die Zimmer digital gebucht und mit dem Smartphone geöffnet.

Denkmalgerechte Sanierung nimmt immer Zeit in Anspruch

Die Häuser sollen rund 1235 erbaut worden sein und stehen unter Denkmalschutz. Dadurch kam auch der Landschaftsverband Rheinland (LVR) bei der Sanierung dazu. Laut LVR sind die beiden Adressen bereits im 16. Jahrhundert belegt. Sie haben den letzten Bombenhagel vom 2. März 1945 in der Kölner Altstadt überstanden. Neben moderner Messtechnik (siehe Infotext) für die Gesamtkonstruktion wird auch das Holz genau unter die Lupe genommen. So könnten die im Verbund verbauten Eichenbalken in den Außenwänden durchaus aus dem 16. Jahrhundert stammen. Um die teilweise von Holzschädlingen geschwächten Balken austauschen zu können, ist jedoch eine Stützkonstruktion nötig, erklärt der Holzsachverständige Nobert Becker, „sonst fällt das Ganze womöglich wie ein Kartenhaus zusammen.“

Eine denkmalgerechte Sanierung nimmt immer Zeit in Anspruch. Es geht um Details und um den Erhalt von schützenswerter Architektur und Fachwerk. Dementsprechend aufwendig verlaufen solche Instandsetzungen. Das Hamburger Immobilienunternehmen hat die beiden Objekte vor rund zwei Jahren erworben und ist mittendrin in den Arbeiten. „Unsere Mission ist es, diesen für den Stadtcharakter prägenden Bauwerken neuen Glanz zu verleihen“, heißt es seitens Centralis. Ziel sei es, bis Ende des Jahres die Arbeiten abzuschließen.

Restaurantbetrieb im „Feinfein“ ruht

Aufgrund der Sanierung muss der Restaurantbetrieb im „Feinfein – das Wirtshaus am Fischmarkt“ im Erdgeschoss während der Kernsanierung eine Zwangspause einlegen. Erst 2021 hatte das Kölner Gastronomen-Paar Thomas Wippenbeck und Nadja Maher, die auch das „Frau Maher“ am Ubierring betreiben, den Betrieb mit gehobener Küche in historischem Ambiente eröffnet. Drei Monate lang haben die Betreiber den Gastraum vor der Eröffnung aufwendig saniert, denn auch die reich ornamentierte Holzvertäfelung im Innenraum ist denkmalgeschützt.


Drohnenflug im Dienst der Denkmalpflege

3D-Technik wird bereits seit Jahren auch in der Denkmalpflege genutzt. Diplomingenieur Hans Meyer vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) hat mittels Kamera-Drohne Bildmaterial für ein solches dreidimensionales Modell der Gebäude Am Fischmarkt 1–3 erstellt.

„Das Structure from Motion-Verfahren per Drohne kommt im LVR-ADR immer häufiger zum Einsatz. Dadurch erzielen wir sowohl ein Gesamtmodell als auch detailscharfe Ergebnisse der kleinsten Strukturen“, erklärt der Vermessungsingenieur. Die innovative Messbildtechnik berechnet aus Fotopixeln Punktwolken und fügt sie zu einem Oberflächenmodell zusammen. Mithilfe der Drohne kann heutzutage in kurzer Zeit und mit unzähligen Bildern ein solches Modell erstellt werden, das im Anschluss Grundlage für die Sanierung des Fachwerks ist.

Früher mussten die Ingenieure laut LVR mehrere Tage an einem Objekt und anschließend auch am Computer verbringen, um detaillierte Bildpläne eines Gebäudes zu erstellen. (rom)