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GeißbockheimWomit  Robert Habeck dem FC in der Krise Mut macht

Lesezeit 3 Minuten
Werner Wolf, Präsident des 1. FC Köln, Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, und Philipp Türoff, Geschäftsführer

Werner Wolf, Präsident des 1. FC Köln, Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, und Philipp Türoff, Geschäftsführer des 1. FC Köln

Der Vizekanzler suchte eine gute Adresse, um das erste EM-Halbfinale zu schauen. Und wählte den 1.FC Köln.

Zwei Schwergewichte in der Krise: Seit einiger Zeit läuft es weder beim FC noch bei den Grünen so richtig rund – da passte es gut ins Bild, dass Vizekanzler Robert Habeck am Dienstag dem 1. FC Köln einen Besuch abstattete. Der frühere Bundesvorsitzende der Grünen wollte zunächst auf seiner Sommerreise durch die Republik einen entspannten Fußballabend in Köln verbringen – am Ende tauschten sich die FC-Bosse mit dem Wirtschaftsminister über Krisenbewältigung und die gesellschaftliche Verantwortung des Fußballs aus.

Habeck wurde von der Beletage des 1. FC Köln empfangen – der hohe Besuch aus Berlin wurde von Präsident Werner Wolf und Finanz-Geschäftsführer Philipp Türoff freundlich begrüßt und dreißig Minuten lang interviewt, bevor der 54-Jährige sich beim EM-Halbfinale Spanien gegen Frankreich auf der Terrasse des Geißbockheims zurücklehnen konnte. Der Vizekanzler nutzte die große mediale Aufmerksamkeit des Abends, um sich ausführlich und volksnah zur Bedeutung von Sport und Ehrenamt für die Gesellschaft zu äußern.

Habeck outet sich beim FC als Handballfan

Dabei outete sich der Grünen-Politiker zunächst als Handballfan, der nur in der Jugend Fußballer gewesen war, sowie als Sympathisant von Borussia Mönchengladbach: „Das darf man hier natürlich nicht laut sagen“, lachte der Bundeswirtschaftsminister. Philipp Türoff kam bald auf ernstere Themen zu sprechen: „Sie kennen den intensiven Wettbewerb genau wie wir – wie wichtig sind Optimismus und Zuversicht in schwierigen Phasen?“ Habeck betonte, dass man Krisen annehmen müsse, in der Partei wie im Fußball und in der Gesellschaft. „Kein Selbstmitleid, sondern rauskämpfen – eine Krise ist immer ein Arbeitsauftrag.“ Was die Ergebnisse der eigenen Arbeit angehe, solle man sich bewusst sein, dass man als Verantwortungsträger auch mit kleinen Mitteln große Effekte erreichen könne. Habeck machte den FC-Verantwortlichen Mut: Oft dauere es einige Zeit, bis sich Erfolge bemerkbar machten.

Habeck erkundigt sich nach Ausbauplänen

Einen besonderen Anreiz gab Habeck der FC-Führung auch hinsichtlich der stockenden Ausbaupläne am Geißbockheim: „Was genau ist da woran gescheitert?“, wollte der Vizekanzler von Wolf und Türoff wissen. Spontan bot er den beiden nach deren Erläuterungen seine Hilfe an: „Ich kenne ein paar Leute in der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Wenn sie mir also noch einen Hinweis geben, dann nehme ich den gerne mit.“ Das Ringen des FC mit den Verantwortlichen der Stadt Köln könnte also unerwartete Unterstützung erhalten – auch im Bemühen, ein neues Jugend-Leistungszentrum und weitere Trainingsplätze im Grüngürtel zu bauen. Präsident Wolf zeigte sich erfreut, jedoch auch diskret: „Darauf kommen wir gerne zurück, aber hinterher, nicht hier auf offener Bühne.“

Dann wurde es doch politisch

Auch der Geschäftsführer Sport, Christian Keller, und die ehemaligen FC-Trainer Erich Rutemöller und Frank Schäfer lauschten den Ausführungen des Spitzenpolitikers. Eigentlich sollte es kein politischer Abend werden – am Ende wurde er es doch, zumindest ein wenig. Habeck forderte mehr Unterstützung fürs Ehrenamt, für bessere Bezahlung von Menschen in der Jugendarbeit und mehr Engagement für ein „Wir“ in der Gesellschaft sowie gegen Rassismus: „Julian Nagelsmann und Joshua Kimmich haben die richtigen Worte gewählt. Sowas kann man sich nur wünschen. Sportlerinnen und Sportler sollen ihre öffentliche Position für gesellschaftliche Statements nutzen, für positive Haltung. Man soll laut sagen was sich nicht gehört, denn Sport ist ein Teil der gesellschaftspolitischen Welt, und ab und zu muss man aus seiner Komfortzone herauskommen.“

Als Dank für seinen Besuch erhielt Habeck einen Miniatur-Geißbock. Der bekennende Vegetarier Habeck zeigte sich fast schon gerührt über die Grill-Einladung sowie über das „fette Barbecue“ und war voller Dank über die Gastfreundschaft des FC: „Man fühlt hier am Geißbockheim die Tradition und Altehrwürdigkeit des Vereins. Übernächste Saison dann wieder erste Liga – das wird schon wieder!“