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Kossiski im Schnell-Check„Man muss auch mal sagen, was nicht geht“

Lesezeit 4 Minuten
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Andreas Kossiski (SPD)

  1. Wir haben kurz vor der Wahl ein Kurzinterview und einen Kölsch-Kompass des Kandidaten Andreas Kossiski erstellt.

KölnWas war Ihr Berufswunsch als Kind?Hubschrauberpilot. Meine Tante wohnte in Berchtesgaden in der Nähe der amerikanischen Kasernen, die Hubschrauber landeten vor ihrer Haustür und haben mich fasziniert.

Sie sind Polizist geworden, kein einfacher Beruf. Gab es Schlüsselerlebnisse?

Polizisten kommen immer dann, wenn es Schwierigkeiten gibt. Helfen zu können, ist ein gutes Gefühl, aber es gibt große Belastungen. Wenn Sie als junger Mann nach einem Suizidopfer suchen und die Frau, die sie finden, kaum älter ist als Sie, dann müssen Sie damit fertig werden. Oder wenn Sie Eltern sagen müssen, dass ihr Kind bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen ist. Die Traumatisierung ist immer im Raum. Zum Glück wird das heute besser abgefangen als früher.

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Zur Person

Andreas Kossiski (62) kommt aus Itzehoe, der Vater war Dachdecker. Er trat mit 16 in den Polizeidienst ein und war Leiter der Kölner Inspektion Nordwest für Chorweiler und Nippes. DGB-Chef Köln-Bonn bis 2017. Er ist direkt gewählter Landtagsabgeordneter in zweiter Legislaturperiode. Kossiski ist verheiratet mit der Italienerin Marcella Quaglia, er hat zwei erwachsene Söhne und ein Enkelkind (1).

Meine Top-3-Themen

1 Wohnen

Wir müssen massiv umsteuern und alle an einen Tisch bringen, schnelle Entscheidungen treffen. Wohnen darf keine Not verursachen. Dafür werde ich Strukturen schaffen.

2 Bildung

Uns fehlen 54 Schulen. Die Pläne sind da, sie müssen schneller gebaut werden, auch wenn mal ein Baum oder zwei Parkplätze wegfallen. Bildung ist die Grundlage für alles andere.

3 Sicherheit

Es geht um konsequentes Einschreiten, aber auch um Vorbeugung. Dazu gehören Polizisten in den Bezirken und kriminalpräventive Räte vor Ort, etwa um Angsträume zu beseitigen.

Sie sind seit 1978 in der SPD. Lassen Sie mich raten, Ihr politisches Vorbild ist Willy Brandt?

Ganz eindeutig, und ich hatte die Gelegenheit, ihn kennenzulernen. In den 70er war die Sehnsucht nach etwas Neuem sehr groß, ich habe von Brandt gelernt, den Menschen zuzuhören und auf jeden einzugehen. Der ist nicht irgendwohin gekommen und hat Phrasen verbreitet.

Deutschland braucht die SPD noch, weil?

Weil wir das soziale Gewissen sind. Das ist gerade in der Krise wichtig, wir kümmern uns auch um die Schwachen, wir schauen in die dunklen Ecken.

Hanseatische Sozialdemokraten sprechen immer von ,klarer Kante’. Was heißt das eigentlich?

Man tut, was man sagt, und sagt vorher, was man will. Dazu gehört auch, dass man manchmal sagt, was nicht geht. Man darf nicht drumherum reden.

Was für ein Bild hängen Sie in Ihr OB-Büro?

Gute Frage. Es könnte wieder Willy Brandt sein, er hängt in meinem Wahlkreisbüro, das berühmte Foto mit der Gitarre. Ich habe aber auch viele Freunde, die Künstler sind. Es müsste ein Bild sein, das mit meiner Welt zu tun hat.

Sie haben im Wahlkampf 53 Ihrer sogenannten ,Streifgänge’ absolviert. Die erstaunlichste Äußerung eines Bürgers?

Das war: ,Ich hätte nie gedacht, dass hier mal jemand aus dem Rathaus hier hinkommt.’ Mehr als einmal.

Wie viel Kilogramm abgenommen?

In der Hochzeit fünf.

Sie haben ein Haus in Italien. Wie viel Italien steckt in Köln?

Sehr viel. Köln ist vor 2000 Jahren von Rom aus gegründet worden. Es leben viele Italiener hier, die diese Stadt sehr positiv geprägt haben.

Ihre spannendste Reise?

Ein Fußmarsch von Büsum nach Köln. Das war vor 13 Jahren. Ich wollte mir die Stationen meines Lebens erlaufen und bin am Haus meiner Eltern gestartet. Drei Wochen war ich unterwegs, zwei Mal habe ich in Zellen der Polizei übernachtet, aber die Türen waren offen. Es war ein großes Abenteuer.

Wenn Sie die Hohe Straße hinunterlaufen. Wie oft werden Sie angesprochen?

Zwei bis drei Mal mittlerweile. Ich sehe in den Blicken, dass ich erkannt werde, seit die Plakate hängen.

Den Wahltag verbringen Sie wo?

Ich werde morgens mit meiner Frau wählen gehen, und dann müssen wir sehen, inwieweit Wahlpartys möglich sind. Es wird anders sein, aber wir werden uns mit Partei und Fraktion sicher treffen.

Haben Sie den Prosecco schon kalt gestellt?

(lacht) Weil ich mit einer Italienerin verheiratet bin, habe ich den immer kalt stehen.

Andreas Kossiski im Kölsch-Kompass der Redaktion

Was zeigen Sie Besuchern?

Am Rheinufer vorbei zu den Ford-Werken, Fühlinger See, durchs Grün nach Chorweiler. Da sieht man, wie die Stadt sich entwickelt hat. Für Eilige: zum Dom, ein Kölsch und der Rhein.

Blootwosch oder Halver Hahn?

Halver Hahn.

Bläck Fööss oder Höhner?

Beide großartig.

Weiden oder Worringen?

In Weiden habe ich gewohnt, in Worringen den Wahlkreis. Ich schätze die Worringer und ihre starke Identität.

Der kölsche Schnäuzer ist ...

.. lieber Dreitagebart.

Ihr liebstes Kostüm?

Tier-Betriebsarzt. Ich hatte in meiner Zeit als DGB-Chef ein Patentier im Zoo, den roten Brüllaffen.

Wann wird die Oper fertig?

Ich werde mir den Plan erklären lassen. Wenn der Umbau technisch nicht umsetzbar ist, werde ich den Bau stoppen.

Ihr Lieblingswort?

Hätz.

Der Lieblingsort?

Der Vierungsturm des Doms.