Köln – „Mögen Sie Tiere?“ ist bei der Bewerbung um einen Arbeitsplatz als Heizungsbauer nicht die erste aller Fragen. Im Zoo schon. „Die zweite war, ob ich vor irgendwelchen Tieren Angst habe“, erinnert sich Frank Rathjen an sein Gespräch mit Ex-Zoochef Gunter Nogge „vor gut 30 Jahren“. Hatte er nicht. Und gleichzeitig sehr großem Lust auf einen Job im Zoo.
18 Jahre auf wechselnden Baustellen hatte der damals 33-Jährige da schon hinter sich, immer draußen, bei jedem Wetter. Sobald der Bau stand, ging es woanders wieder los, oft weit weg von Zuhause. Auch beim Deutsche-Welle-Hochhaus war er dabei. „Da haben sie den Asbest an die Decken gespritzt, und wir haben darunter gearbeitet“, erinnert sich Rathjen.
Hier im Zoo, sagt er, da war alles anders. Eine vielseitige Arbeit, nette Kollegen in der zooeigenen Werkstatt und ja, die Tiere. Er legte es nicht darauf an, reparierte Rohre, tauschte Leitungen aus. Im Nashornhaus war oft etwas kaputt, und Bulle Taco fand den unaufgeregten Mann in seinem Revier interessant. Über die Jahre entstand eine ungewöhnliche Verbindung. „Wenn er im Freigehege ist und ich im Haus bin, kann ich ihn rufen, dann kommt er rein und ich gebe ihm eine Banane aus der Hand“, erzählt Rathjen. „Das ist bis heute jedes Mal etwas Besonderes für mich.“
Zebras mit großer Neugier an der Arbeit
Zum Lachen brachten ihn die Zebras. Immer montags musste der Mechaniker in den Anfangsjahren in jeden der drei Grundwasserbrunnen des Zoos klettern, um den Wasserstand zu messen. Ein Schacht war neben dem früheren Gehege für die jungen Zebrahengste. „Wenn ich beim Rausklettern mit dem Kopf vorweg aus dem Boden stieg, fanden sie das unglaublich spannend. Sie standen mit gesenkten Köpfen am Loch und haben mich nicht aus den Augen gelassen“, erinnert er sich lachend.
Den Wasserstand misst jetzt ein Sensor. Rathjen ist der Mann für kaputte Heizungen, undichte Rohre, wenn die Mechanik klemmt oder die Tierpflegenden Wünsche haben. „Ich schätze ein, wie groß ein Problem ist und behebe es. Endgültig oder erstmal provisorisch“, sagt Rathjen. Projekte wie die Sanierung des Tropenhauses oder große Reparaturarbeiten werden an externe Firmen vergeben. Wenn es für ihn mal nichts zu tun gibt, hilft er den Kollegen und Kolleginnen der Schreinerei oder Schlosserei.
Auch mit den Tierpflegern ist Teamarbeit angesagt. „Sie wollten Außentränken für die Przewalskipferde, die Banteng-Rinder und auch für die Zebras“, sagt er. „Haben wir gemacht.“ Die in 40 Zentimetern Tiefe verlegten Wasserleitungen mussten mit einem Heizdraht umwickelt werden, damit sie nicht zufrieren. Weil die Tiere nicht zum Trinken im Stall verschwinden und dort bleiben, können die Besucher sie jetzt häufiger sehen.
Beheizte Außentränken für Banteng-Rinder und Zebras
Spannender fand Rathjen die Idee, die ein Pavianpfleger hatte. „Der hat sich Tränknippel gewünscht, damit das Wasser nicht immer verschmutzt wird.“ Und zwar in der großen Schlafhöhle im Inneren des Pavianfelsens. Rathjen legte eine Leitung und installierte auf Probe etliche der kleinen Wasserspender aus Kunststoff, glaubte aber nicht daran, dass die Affen sie bedienen können. Er wurde eines Besseren belehrt. „Die hatten das nach ganz kurzer Zeit raus“, sagt er, vom Pfleger-Gang im Kunstfelsen aus hat er es sich angeschaut. Und dann gleich noch die Heizung gecheckt, denn in der Höhle muss es immer mindestens 18 Grad warm sein.
Mit 64 Jahren ist für Rathjen am Jahresende Schluss, nach gut 30 Jahren in der Zoowerkstatt, die aufregend begonnen haben. Mit einer durchwachten Nacht, als 1993 das Hochwasser beinahe den Zoo überspült hätte. Und mit Mery, der Amurtigerin, die vor zwölf Jahren eingeschläfert werden musste. Sie ließ sich sich von dem Heizungsbauer durchs Gitter streicheln. „Warum? Keine Ahnung“, sagt Frank Rathjen schmunzelnd. „Vielleicht einfach, weil ich Tiere mag.“