Köln – Die erste Runde hätte nicht enttäuschender laufen können: Bei der Ausschreibung der Intendanz für das Hänneschen-Theater fand sich keine überzeugende Bewerberin und auch kein geeigneter Bewerber. Die Jury empfahl Kölns Kulturdezernenten Stefan Charles, die Leitungsstelle erneut auszuschreiben. Die zweite Runde scheint nun besser zu laufen. Wie Charles auf Nachfrage der Rundschau berichtet, gebe es eine ganze Reihe von interessanten Bewerbungen. „Wir gehen nun ins Auswahlverfahren.“
Nach dem Flop in der ersten Runde ist die Stadt bei der zweiten Ausschreibung das Verfahren offensiv angegangen. Wie Charles beim Rundschau-Talk -Abend „Kölner Menschen“ ankündigte, warb die Verwaltung offensiv für die Leitungsstelle des Stabpuppentheaters. „Wir haben jetzt sehr viele Kontakte genutzt, überall wo Puppenspiel ausgebildet wird. Wir haben überall gefragt: Kennt ihr jemanden? Wir müssen für diese Position werben“, so der Dezernent. Der Erfolg blieb nicht aus. Charles spricht von mehr als 20 Bewerbungen.
Auf der Suche nach Herzblut
Und nicht nur die Quantität scheint Anlass zur Hoffnung zu geben. Auch die Qualität lässt den Kulturdezernenten zuversichtlich auf die Neubesetzung schauen. Das Problem bei der ersten Bewerbungsrunde: „Viele Bewerbungen klangen so, als seien sie für eine Sachbearbeiter-Stelle. Wir haben erwartet, dass da jemand kommt, der uns mit Herzblut erzählt, wie das Hänneschen-Theater in der Zukunft aussehen könnte. Das war nicht vorhanden“, berichtete Charles bei den „Kölner Menschen“.
Nach erster Durchsicht der neuen Bewerbungen sieht Charles durchaus die Chance, eine Führungspersönlichkeit zu finden, mit der sowohl die Tradition bewahrt, aber auch neue Wege gefunden werden können. Eine der größten Herausforderungen für die „kölsche Institution“: Das junge Publikum muss wieder begeistert werden. Das blieb in den vergangenen Jahren zum einen wegen oftmals mangelnder Kölschkenntnisse, aber auch wegen der Konkurrenz durch Computer und Internet, außen vor.
Die Intendanz musste neu ausgeschrieben werden, weil die bisherige Intendantin, Frauke Kemmerling, auf eigenen Wunsch zum 31. August dieses Jahres ausscheidet. Kemmerling übernahm 2012 die künstlerische Leitung des Traditionshauses am Eisenmarkt. Mit Blick auf das Datum ihres Ausscheidens ist klar: Einen fliegenden Wechsel an der Spitze des Hänneschen-Theaters kann es nicht mehr geben. Es wird zur Überbrückung eine Interimslösung aus den Reihen des Ensembles geben, wie aus dem Beirat des Hänneschen zu hören ist.
Auch für das NS-Dok hat viele Bewerber
Auf gutem Weg scheint mittlerweile ebenfalls die Neubesetzung der Leitung im NS-Dokumentationszentrum zu sein. Der ehemalige Direktor Werner Jung ging Ende 2021 in den Ruhestand. Weil eine Ausschreibung auf sich warten ließ, kam Kritik auf, die Stadtverwaltung nutze die Gelegenheit, um die Stelle eines Generaldirektors für mehrere Ausstellungshäuser zu schaffen. Ausgeschrieben wurde dann aber doch noch. Wie Kulturdezernent Charles berichtet, liegen mittlerweile rund 30 Bewerbungen für die Leitung des NS-Dok vor. Das NS-Dok ist die größte lokale Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus in Deutschland.