Seit drei Wochen sind weniger als 90 Prozent der Rolltreppen an den KVB-Haltestellen in Betrieb. Manche Haltestellen wie beispielsweise den Friesenplatz trifft es besonders.
Kölner KVB-HaltestellenWenn weder Rolltreppe noch Aufzug funktionieren
An der KVB-Haltestelle Friesenplatz sind aktuell sieben Rolltreppen nicht nutzbar. Manche Reisenden laufen über die nicht funktionierenden Rolltreppen, andere nutzen die normalen Stufen. Viele wirken resigniert. Ingrid Hasenknopf macht erst einmal eine Pause, nachdem sie hochgegangen ist. „Irgendwas ist immer. Das ist einfach furchtbar“, sagt die 80-Jährige. Sie selbst habe sich an die vielen kaputten Rolltreppen bereits gewöhnt. „Ich wohne am Ebertplatz, wo auch dauernd Rolltreppen nicht funktionieren.“
Will Saunders trägt gerade den Kinderwagen die Treppe hinunter, sein Kind sitzt noch im Wagen. „Ich wohne seit 2014 hier um die Ecke und seitdem ist es ständig so, eigentlich immer schon gewesen. Es ist echt nervig“, sagt der 41-Jährige und fügt hinzu: „Es ist eine Unverschämtheit, dass es an der Station keinen Aufzug gibt. Ich habe Freundinnen, die im Rollstuhl sitzen. Sie brauchen immer eine gute Planung.“
Daten können wegen Krankenstand nicht aktualisiert werden
So ergeht es aktuell vielen Menschen, die aufgrund von körperlichen Einschränkungen oder weil sie mit viel Gepäck oder Kinderwagen unterwegs sind, auf Rolltreppen oder Aufzüge an den KVB-Haltestellen angewiesen sind. Allein in der vergangenen Woche waren täglich zwischen knapp 50 und 70 Rolltreppen von insgesamt 261 bei den aktuellen Störungen auf der KVB-Homepage gelistet. Gleichzeitig waren zudem immer einige Aufzüge der insgesamt 66 nicht fahrbereit. Seit Herbst 2020 verfügen die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) über die Möglichkeit der „definierten und standardisierten Datenaufnahme und Auswertung“ und stellen die Daten zur Verfügbarkeit der Rolltreppen und Aufzüge auch online.
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Auf Nachfrage relativieren die KVB die Zahlen: Es seien derzeit nur 30 Rolltreppen gestört. Allerdings räumt KVB-Sprecher Stephan Anemüller ein: „Hierbei sind kurze Störungen, die direkt behoben werden können, ohne dass eine Firma beauftragt werden muss oder Ersatzteile beschafft werden müssen, nicht mitgezählt.“ Dass die Daten auf der Website nicht kurzfristig aktualisiert würden, läge wie auch bei dem ausgedünnten Fahrplan aktuell am hohen Personalmangel und Krankenstand. Letztlich muss Anemüller aber einräumen: „Unsere Verfügbarkeit im Bereich Rolltreppen ist tatsächlich seit drei Wochen wieder unter 90 Prozent. Hauptgrund sind hier die Lieferzeiten von Ersatzteilen wie Stufenketten und die hohe Auslastung unserer Dienstleister.“
Lange Lieferzeiten sind ein Problem bei den Reparaturen
Besonders betroffen sind aktuell die Haltestellen Friesenplatz und Bahnhof Deutz/Messe. Hauptgrund seien defekte Stufenketten und Stufenbrüche. „Insbesondere die Stufenketten sind ein Qualitätsproblem der Zulieferer/Errichter, dem wir versuchen hinterherzukommen. Das ist jedoch mit langen Lieferzeiten verbunden“, so Anemüller. Vier Anlagen sind laut KVB aktuell stillgelegt: am Akazienweg (wird nächste Woche ausgebaut und daher nicht mehr repariert), am Heumarkt (bleibt nach Rücksprache mit der Stadt außer Betrieb, bis sie erneuert wird, da eine Reparatur teurer wäre), am Rochusplatz (derzeit noch Rechtsstreit mit Errichter) und am Wiener Platz/Buchheimer Straße (ein defekter Kanal, der zunächst von der Stadt instandgesetzt werden müsse).
Laut Qualitätsbericht der KVB waren etwa 10,4 Prozent der Rolltreppen im Jahr 2023 nicht nutzbar. Die Verfügbarkeit der Rolltreppen der innerstädtischen Haltestellen waren beispielsweise am Neumarkt mit 78 Prozent (2022: 85,1 Prozent) und am Ebertplatz mit 69,2 Prozent (2022: 90 Prozent) am niedrigsten. Im Umkehrschluss waren die Rolltreppen rein rechnerisch beispielsweise am Ebertplatz fast nur zu zwei Dritteln des Jahres nutzbar. Seit 2019 sind dort bereits einige defekte Rolltreppen zu Kunstwerken umfunktioniert worden. Die KVB teilt in ihrem Bericht mit: „Besonders hohe Nichtverfügbarkeiten sind insbesondere durch Schäden bedingt, zu deren Behebung Ersatzteile notwendig sind, die aufgrund extrem langer Lieferzeiten nicht verfügbar sind oder bei denen es sich um Sonderanfertigungen handelt. Besonders an der Haltestelle Ebertplatz wurden zudem Instandhaltungsarbeiten durch menschliche Exkremente stark verzögert.“
Mit Kinderwagen oder Rollstuhl ist es besonders schwierig
Ziel sei es eigentlich, unplanmäßige Ausfälle von Anlagen, abgesehen von durch Vandalismus verursachte Störungen, innerhalb von vier Stunden zu beheben. Laut Bericht für 2023 konnte dies nur in 63,7 Prozent der Störungen erreicht werden: „Insbesondere überalterte Anlagen und Ersatzteilprobleme haben dazu geführt, dass das Ziel, 90 Prozent der Störungen (außer Vandalismus) innerhalb von vier Stunden zu beseitigen, nicht erreicht wurde.“ Die störungsbedingte Nichtverfügbarkeit der Aufzüge im Jahr 2023 betrug etwa 6,8 Prozent. Nur zu 72,1 Prozent (2022: 94,2 Prozent) waren beispielsweise die Aufzüge am Neumarkt verfügbar. Einzig die beiden Aufzüge an der Haltstelle Amsterdamer Straße funktionierten laut Qualitätsbericht durchgehend.
Svenja Kanski schleppt gerade am Friesenplatz ihren Kinderwagen die Treppe hinunter, der Sohn ist schon vorgelaufen. „Mit Kinderwagen ist es unglaublich schwierig. Es gibt nicht viele ernsthafte barrierefreie Haltestellen und dann sind vielerorts die Rolltreppen nicht in Betrieb. Es ist selten, dass man die Tour so fahren kann wie geplant.“ Als ihr Kind fragt, wieso die Rolltreppe nicht funktioniert, antwortet die 33-Jährige trocken: „Das ist in Köln halt öfter so.“