Köln – Die Stimmung im Konrad-Adenauer-Saal des Rathauses ist durchaus angespannt an diesem Freitagabend, exakt acht Wochen vor dem für die Stadt so magischen Datum, dem Elften im Elften. Der „Runde Tisch“ trifft sich hier, eine Zusammenkunft von Karnevalisten, Verwaltungsexperten, Gastronomen und Polizei.
Die Unruhe im Gremium ist der Ungewissheit geschuldet, die nach wie vor bei der Frage herrscht, wie eine erneute Invasion der Feiernden im Zülpicher Viertel verhindert werden kann. Fest steht immerhin, dass die Stadt am Montag per Mitteilung verkünden will, dass ein Unternehmen mit der „Erstellung und Umsetzung eines Sicherheitskonzepts“ für den Sessionsstart beauftragt worden ist.
Innerer Grüngürtel und Zülpicher Viertel sollen besser geschützt werden
Wie dieses Konzept aussieht, ist noch immer ungewiss. Politiker, Gastronomen und auch Karnevalisten plädieren seit Ende der vergangenen Karnevalssession für einen Schutz des Inneren Grüngürtels und des Zülpicher Viertels. Zuletzt hatte die Stadt nahe der Uni-Mensa große Zonen des Grüngürtels mit Gittern abgeriegelt, um dort Raum für Feiernde zu schaffen, falls die Zülpicher Straße wegen Überfüllung gesperrt werden muss.
Die Entwicklung
2017
hatten Flaschenwürfe und Attacken auf Ordnungskräfte nach dem Sessionsauftakt am 11. November eine öffentliche Debatte um die Auswüchse der Feierlichkeiten im Zülpicher Viertel ausgelöst. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hatte sich anschließend für die Etablierung des „Runden Tischs“ eingesetzt, um sämtliche Interessengruppen und Verantwortliche zusammenzubringen. Wenige Monate später folgte Weiberfastnacht 2018 der Aufbau einer Bühne nahe der Uni-Mensa, um den Andrang auf der Zülpicher Straße zu reduzieren.
Das Bühnenprogramm an der Uni-Mensa sollte von Beginn an keine Messen anlocken. Die Bekanntgabe der auftretenden Bands erfolgte sehr kurzfristig. Dennoch kamen immer mehr junge Menschen ins Zülpicher Viertel. Im Rundschau-Gespräch stellte Stadtdirektorin Andrea Blome im Frühjahr fest: „Die Etablierung der Entlastungsfläche hat die Zülpicher Straße zu einem überregionalen Hotspot gemacht“. Daraufhin hat die Stadt ein neues Konzept versprochen. (tho)
„Wir werden alle denkbaren Register ziehen, um eine neue Lösung zu erreichen. Ein Weiterso würde für viel Unmut sorgen“, mahnt Andreas Hupke (Grüne), Bezirksbürgermeister der Innenstadt. Die Bezirkspolitiker hatten dieses Jahr bereits den Verzicht auf den Grüngürtel als Feierort beschlossen und neue Konzepte eingefordert.
Alternativer Feierort auf den Ringen?
Favorisiert wurden unter anderem die Ringe als zusätzlicher Feierort – mit Bühne und DJ, der Musik für ein junges Publikum auflegt. Auch Stadtdirektorin Andrea Blome hatte den Grüngürtel als Feierzone mehrfach abgelehnt. Damit könnte die Situation als geklärt betrachtet werden. Ist sie aber längst nicht.
Auslöser für die Verstimmung ist ein Gutachten, das die Stadt bei „IBIT“, einem Bonner Institut für Veranstaltungssicherheit, in Auftrag gegeben hat. In dem 25 Seiten umfassenden Bericht wird ein alternativer Veranstaltungsort als „nicht zielführend“ erachtet, weil dieser „das grundlegende Problem nicht löst“, heißt es. Im schlimmsten Fall werde „ein zusätzliches Angebot“ geschaffen.
Gutachten zu zusätzlichem Veranstaltungsort sorgt für Wirbel
Zudem könne es sich als problematisch herausstellen, zwei Großveranstaltungsgebiete mit einer ausreichenden Zahl von Rettungskräften zu versorgen. Wie die Rundschau erfuhr, sorgten die Inhalte beim „Runden Tisch“ für „vehementen Widerspruch“, so ein Teilnehmer.
Vorgeschlagen wird stattdessen eine Attraktivierung der Seitenstraßen im Zülpicher Viertel, um für eine bessere Verteilung der Feierwilligen zu sorgen. Durch „mobile DJ-Trucks und Theken“ könne dieses Ziel erreicht werden, als Standorte werden Roonstraße oder Kyffhäuser Straße genannt.
Uni-Gelände als Ausweichfläche
Auch der Uni-Sportplatz am Zülpicher Wall und der Albertus-Magnus-Platz vor der Universität könnten als Ausweichfläche in Betracht kommen, so die Anregung. Bei den Wirten der IG Kwartier Latäng, die ihre Unzufriedenheit über das zunehmend junge und zum Teil aggressive Partypublikum schon lange öffentlich machen, wünscht man sich eine andere Lösung.
Und eine stärkere Einbindung. „Wir hatten nicht den Eindruck, als sei eine Beteiligung Außenstehender an der Problemlösung erwünscht. Zumindest hat man uns jede denkbare bürokratische Hürde überdeutlich aufgezeigt und uns bis auf einen Termin aus allen weiteren Planungen rausgehalten, was eindeutig anders besprochen war“, moniert Markus Vogt, Vorsitzender der IG.
Neue Organisationsguppe am Runden Tisch
Gerne träte die IG im Zülpicher Viertel selbst als Veranstalter auf, in den Kneipen sollen vorab Eintrittskarten an Stammgäste vergeben werden, um so einen Einfluss auf das Feierpublikum nehmen zu können. Zwei Workshops mit mehreren Beteiligten hatte das Institut zur Erstellung des Gutachtens durchgeführt, um sich ein Meinungsbild zu verschaffen.
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Die Idee der Gastronomen werde zwar als „sinnvoll erachtet“, heißt es, jedoch habe sich bei der Befragung ein „Gegeneinander“ der Beteiligten gezeigt, das Zweifel an der zufriedenstellen Durchführung einer solchen Großveranstaltung hege. Nun hat der „Runde Tisch“ eine neue Organisationsgruppe für das „Quartier Latäng“ beschlossen. (tm)