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Kölner GroßmarktKölns Stadtspitze besucht Händler in Raderberg

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Große Körbe voller Obst stehen aufeinander gestapelt am Rand der Fahrgasse durch die Halle des Kölner Großmarkts.

Ein Blick in die Halle des Kölner Großmarkts.

Seit Jahren ist die denkmalgeschützte Großmarkthalle sanierungsbedürftig. Die Händler machen sich Sorgen um die Zukunft ihrer Existenz und fordern, dass etwas passieren muss.

Die Zukunft des Kölner Großmarkts ist weiter offen. Die Angst um die eigene Existenz wächst bei den Händlern mit jedem Tag, der vergeht. Denn die Betriebssicherheit am Standort ist lediglich noch zweieinhalb Jahre gesichert. Ganz früh am Morgen besuchte am Donnerstag Oberbürgermeisterin Henriette Reker in einem nicht-öffentlichen Termin die denkmalgeschützte Markthalle, gemeinsam mit dem Dezernenten des Liegenschaftsamts, William Wolfgramm, und städtischen Mitarbeitern.

Auf das Timing kommt es an

Eigentlich hätte der Besuch schon früher stattfinden sollen. Der Zeitpunkt ist gerade bei der akuten politischen Diskussion nicht unwichtig. Michael Rieke von der Interessengemeinschaft Kölner Großmarkt hatte sich den Besuch der Ersten Bürgerin vor der jüngsten Ratssitzung gewünscht, in der über die Verlängerung der Betriebssicherheit über den 31. Dezember 2025 hinaus debattiert wurde. Am Ende entschied der Rat auf einen Antrag von CDU und Grünen, demzufolge bis Ende dieses Jahres ein neues Konzept für den Großmarkt entwickelt werden soll.

Rieke fordert jedoch: „Wir müssen schnellstmöglich ein neues Konzept auf den Weg bringen.“ Der Handlungsbedarf ist dringend. Rieke spricht davon, das Unmögliche schaffen zu müssen. Denn der Zustand der sanierungsbedürftigen Halle verschlechtert sich mehr und mehr. Nun soll auch noch die Hauptzufahrt geschlossen werden, der Logistikverkehr über die kleinere Zufahrt von der Bonner Straße geleitet werden. Bei der Planung muss laut Rieke, der die Stimme von rund 40 Händlerinnen und Händlern des Großmarkts ist, dringend nachgebessert werden.

Alte und kaputte Paletten und abgefahrene Reifen liegen wahllos auf dem Gelände herum.

Abfall- und Sperrmüll auf dem Großmarkt-Gelände.

Doch es gab nicht nur Probleme, die geschildert wurden. Die IG brachte ihren Besuchern noch einmal das Konzept Großmarkt nah. Regionale, aber auch internationale Produkte werden hier gehandelt, teilweise auch besondere Sorten von Beeren oder Früchten, die der Restaurant- oder Marktstandbesitzer nirgendwo anders bekommt.

„Viele Händler waren angetan von dem Besuch der Stadtführung“, so Rieke. Der Dialog sei in den vergangenen Jahren nicht gut gewesen, nun sei er wieder auf Augenhöhe angekommen. Henriette Reker erklärte: „Ich bedanke mich für die Bereitschaft der Händler, uns heute um 5 Uhr über den Großmarkt zu führen, statt ihren üblichen Tätigkeiten nachzugehen. Wir haben kurzfristige Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssituation vor Ort erörtert. Bei allem Verständnis für die Sorgen und Nöte der Händler habe ich deutlich gemacht, dass der Großmarkt an diesem Standort über 2025 hinaus keine Zukunft haben wird. Ein zukunftsfähiges Frischezentrum braucht ein neues Konzept.“

Die große Frage bleibt, wie die Zukunft aussieht und wo sie zu finden sein wird? Laut Rieke gibt es Gespräche zwischen den Amtskollegen Reker und Stephan Keller, dem Düsseldorfer OB und früherem Kölner Stadtdirektor. Die Rundschau hatte jüngst über die Situation der Märkte in anderen Städten berichtet, darunter auch Düsseldorf, wo der Stadtrat das Auslaufen des Großmarkts bis Ende 2024 beschlossen hatte.

Städteübergreifendes Frischezentrum

Auch sei Kontakt mit der Stadt Dormagen aufgenommen worden, auf halber Strecke also zwischen Düsseldorf und Köln. Möglicherweise könnte ein interkommunaler Großmarkt eine zukunftsträchtige Lösung sein. Das würde bedeuten, dass kein neues Frischezentrum in Marsdorf entstehen würde. Auch wenn das derzeit so eine Art letzte Hoffnung für die Geschäftsleute ist. „Wir nehmen jeden Strohhalm“, so Rieke, der trotz des OB-Besuchs davon spricht, dass die Stimmung langsam kippt. 2025 sei für jemanden, der einen Wirtschaftsbetrieb führe, bereits als wenn es Morgen wäre. Die Existenzängste würden zunehmen.

Eine neue Großmarkthalle ist nicht über Nacht gebaut. Genauso wenig wie die Parkstadt Süd am jetzigen Standort in Raderberg. Wie lange die Errichtung einer solchen Markthalle - an welchem Standort sie auch entstehen mag - dauern kann, ist bei der aktuell langen Liste an Großprojekten der Stadt nicht abzusehen.

Zudem pocht Michael Rieke darauf, dass die Sicherung des Betriebs durch die Stadt nicht gegen das EU-Beihilfe-Gesetz verstoßen würde. Laut Rieke ist das Gegenteil der Fall: In einer Resolution zum Thema „Gewährleistung der Ernährungssicherheit und der langfristigen Widerstandsfähigkeit der europäischen Landwirtschaft“ heißt es, dass besonders Großmärkte ein wichtiger Bestandteil der primären Produktionskette seien, ohne die Landwirte und Transportunternehmen nicht mehr in der Lage wären, eine konstante Versorgung der Verbraucher zu sichern. Großmärkte würde zur Daseinsvorsorge gehören. Das hat das EU-Parlament in Straßburg am 14. Juni beschlossen, einen Tag vor der jüngsten Ratssitzung in Köln.

Deswegen fordert die Interessengemeinschaft weiterhin, dass die Zukunft des Großmarkts zur Chefsache gemacht wird. Das bedeutet ein neues Konzept, Nachbesserung der aktuellen Situation und auch mehr Kontrollen durch das Ordnungsamt, da immer noch wilder Müll auf dem Gelände des Großmarkts abgelegt wird. Möglicherweise war der Besuch der Oberbürgermeisterin ein Schritt in diese Richtung.