Verzögerungen und Kostensteigerungen gab es bisher reichlich beim Bau des Jüdischen Museums samt archäologischer Zone in Köln. Doch nun geht es vorwärts. Der Stahlbau ist bereits abgeschlossen.
Museumsprojekt in KölnStahlbauarbeiten am MiQua fertiggestellt – Verkleidung der Fassade beginnt im Frühjahr
Es war ein Jahr mit schlechten Nachrichten von Kölns kompliziertester Baustelle. Im Sommer kam raus, dass die Kosten für den Bau des „LVR-Jüdischen Museums im Archäologischen Quartier“, kurz MiQua, auf 190 Millionen Euro steigen werden – 63 Millionen Euro mehr als zuletzt geplant. Dadurch hat sich der Anteil, den die Stadt Köln als Bauherr bezahlen muss, seit 2011 von 37,5 auf 156,3 Millionen mehr als vervierfacht. Das Land NRW gibt lediglich 33,7 Millionen Euro dazu.
Grund für die Kostenexplosion war neben Umplanungen und der allgemeinen Baupreissteigerung insbesondere der Umstand, dass die Stadt der ersten Stahlbaufirma wegen gravierender Mängel kündigte und die Arbeiten neu ausschreiben musste. Auch die aufwendige Sicherung der archäologischen Funde unter dem Museum, die bis heute andauert, führte zu erheblichen Mehrkosten.
Doch 2024 war auch ein Jahr, in dem große Fortschritte auf der Baustelle gemacht wurden. „Der Stahlbau ist zu 100 Prozent fertiggestellt“, berichtet Bauleiter Matthias Zoppelt am Montag auf einem Rundgang mit Journalisten. Für die Konstruktion seien rund 1200 Tonnen Stahl verbaut worden. Zurzeit wird noch an der Brandschutzbeschichtung gearbeitet, die schwarze Paste wird von Hand aufgetragen. Aber nicht, bevor jede Schweißnaht zuvor mit Ultraschall geprüft und jede Schraube mit dem korrekten Drehmoment angezogen worden ist.
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Schließlich soll alles tipp topp werden in diesem weltweit einzigartigen Museum, mit dem sich die Stadt Köln in einigen Jahren wird schmücken können. 2000 Jahre Stadtgeschichte von den Römern über das Mittelalter bis in die Neuzeit liegen hier im Boden. Ein rund 700 Meter langer, größtenteils barrierefreier Rundgang wird an archäologischen Schätzen wie dem römischen Statthalterpalast Praetorium, der Synagoge und dem jüdische Hospital vorbeiführen.
MiQua könnte 2028 eröffnet werden
Wenn alles gut geht, könnte das Museum 2028 eröffnet werden. Baudezernent Markus Greitemann zeigt sich am Montag zuversichtlich: „Ich bin überzeugt, dass wir es jetzt schaffen werden, unsere Termine und Kosten einzuhalten.“
Dass dies gelingt, dafür soll Bauleiter Matthias Zoppelt sorgen. Es ist keine triviale Aufgabe. „Mein Bauablaufplan hat 2800 Vorgänge, die alle fünffach miteinander verknüpft sind.“ An dem hochkomplexen Gebäude, das die Architekten „Wandel Hoefer Lorch + Hirsch“ entworfen haben, sind also noch 2800 Arbeitsschritte zu erledigen. Zoppelt bereitet das kein Kopfweh. „Ehrlich gesagt, mir macht das Spaß. Die, die mich kennen, schon ein paar Jahre, die wissen, dass ich das mit Leidenschaft betreibe. Und ich brauche genau das“, sagt er. Wie hoch die Anforderungen an den Stahlbau sind, verdeutlicht er am Beispiel der Schweißer. Die Stahlfirma ließ sie probeschweißen. Von zehn bis zwölf Bewerbern habe man nur einen nehmen können, so Zoppelt. „Die anderen konnten nicht das, was hier verlangt wird.“
Zu den Besonderheiten des Baus gehören die markanten „Stahlrauten“ – wabenförmige Stahlelemente in Rautenform – sowie der kathedralenartige Lichtraum, der sich von den Mauerresten der Synagoge im Keller 20 Meter hoch bis unter das Dach erhebt. Auch über dem jüdischen Kultbad „Mikwe“, das 15 Meter tief unter die Erdoberfläche reich, entsteht ein solcher Lichtraum bis ins Dach.
Bis zu 95 Arbeiter sind täglich im Einsatz
Das wird übrigens aus Holz gebaut, der Zimmermann soll am 14. Januar anfangen. Er wird im Trockenen arbeiten können, denn die Baustelle ist mit einem beheizten Zelt überbaut, das aufgestellt wurde, damit das temperaturabhängige Beschichten der Stahlträger auch im Winter möglich ist.
Rund 65 bis 70 Arbeiter seien zurzeit täglich im Einsatz, in der Spitze bis zu 95, so Zoppelt. An der Außenhaut wurde bereits die Dämmung angebracht, ab März wird sie mit einer Natursteinfassade aus Süßwasserkalk aus dem Schwarzwald verkleidet. Im Sockelbereich werden transparente und durchscheinende Glaselemente aus kugelsicherem Glas verbaut.
Auch in der archäologischen Zone unter der Museum ist in diesem Jahr viel passiert. „Wir haben die ganze Zeit durchgearbeitet“, berichtet Grabungsleiter Michael Wiehen. Bei den Ausgrabungen im Rahmen der MiQua-Baustelle wurden rund 50 Meter des römischen Praetoriums freigelegt, die Otto Doppelfeld in den 1950er-Jahren nicht ausgegraben hatte. „Hier ist nie gegraben worden“, betont Wiehen. Zu den spektakulären Funden, die hier gemacht wurden, gehörten ein 15 Kilogramm schweres Kettenhemd sowie Schiefertafeln mit hebräischen Inschriften, die Einblicke in das Alltagsleben der jüdischen Gemeinde im Mittelalter ermöglichen.
Eher kurios mutet eine kunstvoll in Stein gemeißelte hebräische Inschrift aus dem 13. Jahrhundert in einem Keller an, die übersetzt lautet: „Das ist das Fenster, durch das die Exkremente herausgeholt werden.“ Hier begann ein Schacht, über den man eine Latrine entleeren konnte, ohne die Exkremente über den Hof der Synagoge transportieren zu müssen, was aus religiösen Gründen nicht erlaubt war.