AboAbonnieren

China Lights im Kölner ZooProjektleiterin Tingting Zong ist neugierig und respektvoll

Lesezeit 4 Minuten
Tingting Zhong, Projektleiterin "China Lights Festival" 2023/24

Die Dinos mag sie besonders: Tingting Zhong, Projektleiterin der China Lights.

Wenn Tingting Zhong im Kölner Zoo die China Lights installiert, bezieht sie jeden vom Gärtner bis zum Zoodirektor ein.

Eines will Tingting Zhong von Anfang an klar stellen: „Es geht hier nicht nur um mich.“ So viele Menschen arbeiteten an den China Lights mit und trügen zu deren Gelingen bei. Aus ihrem eigenen Team, aber auch vom Zoo. Sie alle sollten eigentlich hier sitzen und interviewed werden.

Geht natürlich nicht. Und deshalb wird es hier doch um Tingting Zhong gehen, die zierliche Frau aus der chinesischen Stadt Zigong, die hier in Köln Großes leistet. Denn ohne die Projektleiterin ginge nichts bei den China Lights im Zoo: Sie ist nicht nur der kreative Kopf, sondern auch von vorne bis hinten verantwortlich.

Zum vierten Mal schon machen sie und ihr Team die China Lights für den Zoo. Im Gespräch mit dem Auftraggeber entstand die Idee, dieses Jahr Dinosaurier zu einem der Schwerpunkte zu machen. „Drachen sind immer besonders beliebt“, hat sie bei vergangenen Arbeiten beobachtet. Ihr Team hatte zwar einige Drachen schon auf Lager, musste aber noch viele dazu bauen. Den vor dem Zoo zum Beispiel: Zwölf Leute haben daran etwa eine Woche gearbeitet. Die ersten machen das Stahlgerüst, die nächsten bringen die LED-Leuchten an. Dann wird alles aus China nach Köln gebracht, auch das Nylongewebe in verschiedenen Farben. Erst vor Ort kommt dieser Stoff auf das Gerüst.

Stahlgerüst und Nylongewebe im Kölner Zoo

Mit ihrer Kunst – sie selbst nennt es Handwerk – greift Tingting Zhong verschiedene chinesische Traditionen auf. Zum Beispiel die des Laternenbaus. Das war vor tausenden von Jahren, erklärt sie, und damals mit Papier, Gerüsten aus Bambus und Kerzen: „Sie haben sehr schnell gebrannt.“ Und die Kreaturen, die sie baut, sind von alten chinesischen Legenden inspiriert. Aber wenn Tingting Zhong daran geht, werden eben aus den Drachen auch Dinosaurier.

„Besonders die Dinosaurier-Familie gefällt mir“, sagt die Künstlerin, die ihr Alter lieber nicht verraten will („über 35“). Der ursprüngliche Drache bekam Hörner und Nachwuchs, außerdem kann er sich im Wind bewegen. Damit möchte Tingting Zhong erreichen, dass die Besucher mit den Installationen interagieren.

Doch bei der Modernisierung geht sie sehr behutsam vor. Lasershows oder LED-Leinwände sind nichts für sie. „Ich mag es ruhig.“ Und wenn das Traditionelle nicht von Lautstärke und Neonlicht überdeckt wird, wie es in ihrer Heimatstadt zu ihrem Bedauern passiert. Das gefällt ihr zum Beispiel an Köln.

„Ich finde es überhaupt toll, dass ich jetzt alles mit eigenen Augen sehen kann, worüber ich früher nur in Büchern gelesen habe.“ Den Kölner Dom natürlich: „Als ich zum ersten Mal davor stand, war ich geschockt: Er ist so groß!“ Aber auch die Museen interessieren sie. Sie war im Museum Ludwig und im Wallraf-Richartz-Museum; auch im Duftmuseum von Farina hat sie sich umgeschaut. Und in Bonn möchte sie noch das Beethoven-Haus besuchen.

Ich sehe, dass die Besucher sehr neugierig sind. Sie versuchen, die Wesen zu berühren, aber sehr vorsichtig.
Tingting Zhong, China Lights Festival

Sie genießt es, durch ihren Beruf viel von der Welt zu sehen: Ihr Team ist zum Beispiel auch in den USA gefragt. Eine Familie zu gründen war dadurch bisher noch kein Thema, aber „das kommt noch“, meint sie. Ihre Mutter sei auf jeden Fall sehr stolz auf sie.

Sie wiederum ist stolz auf ihr Team. Und dem Zoo dankbar für die gute Zusammenarbeit. Die wird auch deshalb so gut funktionieren, weil Tingting Zhong immer versucht, alle mit einzubeziehen: auch die Gärtner, die um ihre Pflanzen bangen, oder die Wärter, die das Wohl der Tiere im Sinn haben. Das sensible Okapi wird von ihr genauso bedacht wie die Fische im Aquarium oder die Blumenbeete.

Auch den Besuchern der China Lights bringt sie große Sympathien entgegen: Wenn die sich einer der 75 Installationen im Zoo näherten, beobachtet sie, seien sie gleichzeitig neugierig und respektvoll: „Sie versuchen, die Wesen zu berühren — aber sie sind sehr vorsichtig dabei.“ Genau so, wie Tingting Zhong der Welt gegenüber tritt.


China Lights: Zeiten und Preise

Die China Lights sind noch bis 28. Januar täglich von 17.30 Uhr bis 21 Uhr zu sehen. Tickets können online gekauft werden — entweder für ein bestimmtes Datum oder ein teureres Gutscheinticket, das im gesamten Veranstaltungszeitraum eingelöst werden kann. Die Datumstickets kosten 23 Euro für Erwachsene und für Kinder ( 4 bis 12 Jahre) 11 Euro; das Gutscheinticket 26 Euro bzw. 13 Euro. Kinder bis drei Jahre sind frei. (sab) www.koelnerzoo.de