Köln-MüngersdorfStudis müssen aus marodem Wohnturm ausziehen
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Köln – Studieren in Corona-Zeiten – eine große Herausforderung. Finanzielle Sorgen, Verluste von Nebenjobs, beengte Wohnverhältnisse – das sind Nöte von Studierenden, mit denen das Kölner Studierendenwerk im vergangenen Jahr oft konfrontiert wurde. Über Probleme, erste Öffnungsschritte und neue Pläne informiert im Gespräch mit der Rundschau werk-Pressesprecher Dr. Klaus Wilsberg.
Wohnen
Ein aktueller Beschluss des „werks“ hat gravierende Folgen für die 374 Bewohnerinnen und Bewohner des maroden Wohnturms in Müngersdorf. Das Hochhaus neben der Sporthochschule muss im kommenden Jahr für die Sanierung „entmietet“ werden, damit „in konzentrierter Form umgebaut werden kann“, heißt: Die Mieterinnen und Mieter müssen zum 31. März 2022 ausziehen. Das werk wolle ihnen frei werdende Wohnungen aus dem Bestand anbieten, sagt Wilsberg. „Das Bauvorhaben mit allen seinen Belastungen lässt uns keine andere Wahl.“ Aber das verknappt das Angebot mit insgesamt rund 5000 Plätzen, zu 99 Prozent belegt. Mit dem Turm Müngersdorf fallen dann vorübergehend sieben Prozent des werk-Wohnraums für Studierende weg – und das bei einem weiter sehr angespannten Wohnungsmarkt. . .
Die Fassade des Problem-Hochhauses ist durch ein neues doppeltes Netz gesichert worden, wodurch mehr Licht als durch das alte blickdichte Netz dringen könne, sagt Wilsberg. Etliche hatten sich über Beeinträchtigungen beschwert. Die Fassade musste gesichert werden, da Steine herabgefallen waren. Das „werk“ bietet allen einheitlich zehn Prozent Mietminderung an. Bauantrag ist gestellt.
Im Uni-Center aus den 70er Jahren gehören dem Studierendenwerk in einem Block 21 Etagen, von denen 17 bereits fertig saniert und modernisiert wurden, auch hier gab es Mietminderung. Wer wegen Baubelästigungen nicht dort im Homeoffice arbeiten wollte und konnte, hat die Möglichkeit, Ausweichräume zu Lernen in der Mensa Zülpicher Straße zu nutzen. Die Fertigstellung des Großprojekts wird für den Sommer 2022 angepeilt. Kosten: 15 Millionen Euro.
Finanzen
Prekäre Studienfinanzierung und weggefallene Jobs sind Hauptprobleme, unter denen Studierende leiden. Durch Corona verschärfte sich die Lage. Die vom Bund und Ländern bereitgestellte Überbrückungshilfe mit höchstens 500 Euro im Monat halten viele angesichts hoher Lebenshaltungskosten für nicht ausreichend.
„Die Überbrückungshilfe heilt aber nicht strukturelle Finanzierungsprobleme der Studierenden, nötig ist eine Bafög-Reform, die sich an der Einkommensentwicklung der Eltern orientiert“, so Wilsberg. Die Zahl der Bafög-Anträge ging in den letzten Jahren deutlich zurück, in der Corona-Krise stieg sie wegen Änderungsanträgen wieder etwas an. Bei der „Ü“-Hilfe sinken die Antragszahlen: von über 1000 Anfang 2021 auf gut 600 im Juni .
Mensen
Abhängig von Corona-Verordnungen und Lockdown-Regelungen war es für die Mensen und Bistrots des Studierendenwerks ein Auf und Zu, To go- und To sit-Angebote im Wechsel. Was dürfen wir und wie hoch ist der Bedarf?, das war immer wieder einegroße Frage.
„werk“ in Zahlen
Die Zahl Studierenden, die vom Kölner Studierendenwerk (werk) betreut werden, beträgt im Wintersemester 2002/21 insgesamt 89 033. Dem werk gehören 87 Wohnheime mit rund 5000 Plätzen, die zu 99 Prozent belegt sind. 9200 Bewerber standen dem 2020 gegenüber. Der Bedarf ist groß. Geplante neue Projekte sind Ludolf-Camphausen-Str. ab 2021 ca. 170 Plätze, Franz-Kreuter-Str. ab 2021 33 Plätze, Erweiterung Studierendorf Hürth-Efferen (Neubau ab 2024 mit ca 150 neuen Plätzen). Der Sanierungsbedarf in allen Wohnobjektenbeträgt rund 86 Millionen.
Rund 20 000 Anträge auf Überbrückungshilfe wurden seit Juni 2020 gestellt. Etwa 60 Prozent davon wurden bewilligt, im Schnitt erhielt ein Studi 433 Euro, das Auszahlungsvolumen beträgt seit Programmstart 5,3 Millionen Euro in Köln. (MW)
Über 300 Mitarbeitende waren mal kürzer, mal länger in Kurzarbeit. Viele sind nun nach teils über einem Jahr zuhause wieder im Betrieb, etwa in der größten Mensa der Uni an der Zülpicher Straße. „Wir müssen jetzt alle den Freischwimmer neu machen“, sagt eine Mitarbeiterin, nach so langer Zeit heiße es, sich wieder einzugewöhnen. Beratungsangebote, Begrüßungsfrühstücke und Gesundheitsprogramme sollen die Rückkehrenden dabei unterstützen. Viele Bistrots und Mensen sind wieder mit Sitzkonzepten geöffnet, darunter seit Anfang Juni etwa die Großen Zülpicher Straße, Spoho, Robert-Koch-Straße an der Uni-Klinik.
Nervennahrung auf Rädern in schwierigen Zeiten wird ab sofort geliefert: Ganz neu im Angebot ist der Foodtruck, der mit Beef Buddy, Chilli Milli-Veggie-Burger und Falafel-Bowls seit Montag zu Mensen tourt: Streetfoodwochen zur Feier des Semester-Endes Mitte Juli.