Am EbertplatzMann stirbt bei Massenschlägerei in Köln
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Köln – Auf dem Ebertplatz ist am frühen Sonntagmorgen ein Mann gewaltsam ums Leben gekommen. Wie die Polizei am Vormittag mitteilte, handelt es sich dabei um einen 25-jährigen Somalier, der in Paderborn gemeldet war.
Die Polizei war nach eigenen Angaben um 4.45 Uhr wegen einer Schlägerei alarmiert worden. Zehn bis 15 Afrikaner sollen bei einer Kneipe in den Betongängen am Westende des Platzes in Streit geraten sein. Beim Eintreffen des ersten Streifenwagens stoben die Beteiligten auseinander. Ein Mann lag schwer verletzt am Boden. Die Beamten leisteten erste Hilfe und alarmierten den Notarzt. Dieser konnte nur noch den Tod des Mannes feststellen.
Hoher Blutverlust
Wie der Mann ums Leben gekommen ist, blieb zunächst unklar. Er hatte viel Blut verloren. Ob er durch Messerstiche verletzt wurde oder möglicherweise mit einem Gegenstand angegriffen wurde, blieb ebenso offen wie die Hintergründe der Tat. Der Getötete wird heute noch obduziert. Die Polizei setzte eine 20-köpfige Mordkommission ein. Wie sie weiter mitteilte, werde sie „mit Blick auf die andauernden Ermittlungen, insbesondere die noch ausstehenden Vernehmungen der nicht aus Köln stammenden Festgenommenen mit Dolmetschern“ zunächst keine weiteren Informationen zum Tatgeschehen herausgeben.
Der Tatort ist derzeit weiträumig abgesperrt. Die geplante Videoüberwachung am Ebertplatz ist noch nicht installiert, dies sei bis zum Ende des Jahres geplant, teilte ein Polizeisprecher mit.
„Bauliche Kriminalprävention“ notwendig
Obwohl der Ebertplatz ein Brennpunkt für Kriminalität sei, „spiegelt das Tötungsdelikt nicht die Realität auf dem Platz“, unterstrich Polizeipräsident Uwe Jacob bei einer Pressekonferenz am Sonntagnachmittag. Die Polizei bedauere es sehr, dass sich eine solche Tat gerade hier abgespielt habe. Der Platz habe eine gute Entwicklung genommen. Das betonte auch Stadtdirektor Stephan Keller: „Über die schreckliche Tat sollten wir nicht das Positive vergessen, dass sich hier entwickelt hat.“
Laut Keller ist am Ebertplatz allerdings langfristig eine „bauliche Kriminalprävention“ notwendig. Mit Hochdruck arbeite die Stadt daran, den Platz umzugestalten. In der zweiten Jahreshälfte sollen die Planungsaufträge in die Wege geleitet werden. Als möglichen Baubeginn nannte Keller 2021.
Rückschlag für Bemühungen um Ebertplatz
Der Vorfall ist ein Schock für Anwohner und engagierte Bürger und Künstler am Ebertplatz. Im Oktober 2017 war ein Afrikaner auf dem Platz erstochen worden. Seit Jahren gibt es Probleme mit einer Drogenszene auf dem Gelände, immer wieder kam zu offen ausgetragenen Streitigkeiten. Der Todesfall vor zwei Jahren hatte für bundesweites Aufsehen gesorgt und eine Debatte über die Sicherheit auf dem Platz ausgelöst. Stadtdirektor Stephan Keller sprach sich damals dafür aus, die unterirdischen Zugänge zum Platz abzusperren, es war sogar in der Diskussion, den westlichen Teil der Anlage mehrere Meter hoch aufzuschütten.
Die Künstler, die in dem Baukomplex Galerien unterhalten, bekamen zwischenzeitlich die Kündigung seitens der Stadt ausgestellt. Es gab jedoch erhebliche Widerstände aus der Stadtgesellschaft gegen die Absperrpläne. Am Ende durften die Künstler bleiben, und es gab zahlreiche Initiativen zur Belebung des Platzes. So wurde die seit Jahren trocken gelegte wasserkinetische Plastik wieder in Betrieb genommen. Die Bürger verbrachten plötzlich wieder Zeit auf dem Areal, die Formulierung „Das Wunder vom Ebertplatz“ machte die Runde. Es fanden Märkte und Aktionen statt, eine Eisbahn wurde im Winter errichtet und zuletzt die seit Jahren stillstehenden Rolltreppen künstlerisch in Szene gesetzt. Erst vor einer Woche hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker an einem großen Sportaktionstag auf dem Platz teilgenommen.