Es läuft schon lange nicht mehr rund bei den KVB. Jetzt will der Aufsichtsrat eine gravierende Veränderung herbeiführen.
Reform für die KVBJetzt soll sich etwas auf der Chefetage ändern
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Der alte Vorstand der KVB: Stefanie Haaks (v.l.) beendet ihren Vertrag vorzeitig, Jörn Schwarze geht in den Ruhestand, Thomas Schaffer ist schon gegangen, Peter Densborn bleibt - steht aber in der Kritik.
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Schlanker, so sollen die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) durch die Krise kommen. Zumindest, was den Kopf des Verkehrsunternehmens betrifft. Nachdem die KVB Vorstandsvorsitzende, Stefanie Haaks bekannt gegeben hat, dass sie zum April 2026 vorzeitig ihren Vertrag auflöst, der Finanzvorstand Thomas Schaffer bereits den Betrieb verlassen hat und der Technikvorstand Jörn Schwarze im kommenden Oktober in den Ruhestand geht, will der Aufsichtsrat nun die Gelegenheit nutzen, die Führungsetage neu zu strukturieren. Künftig sollen nur noch drei Personen statt vier den Vorstand der KVB bilden.
Druck auf Verantwortliche war gewachsen
Als Haaks ihren vorzeitigen Abschied bekannt machte, gab es kein Halten mehr. Durch die Bank riefen die Fraktionen im Stadtrat dazu auf, nun die Chance zu einem Neustart des Betriebs zu nutzen. Einzig die SPD äußerte sich etwas verhaltener, wohl auch, weil Haaks eine Genossin ist. Doch ansonsten schien es, als habe der Leidensdruck ein Ventil geöffnet. Ungewohnt deutliche Kritik wurde aus der Politik an der städtischen Tochter laut. Dieser Druck hatte sich spätestens seit Sommer 2023 aufgebaut. Die KVB kamen nicht gesund aus der Corona-Pandemie heraus. Der Krankenstand vor allem unter den Fahrerinnen und Fahrern blieb hoch. Dazu gab es in der Belegschaft eine verstärkte Nachfrage an Teilzeit. Auch Abgänge musste der Betrieb verzeichnen. Der Markt für Fahrpersonal ist hart umkämpft. Für manch einen Busfahrer ist es entspannter, über die Landstraßen des Umlandes zu rollen, als sich durch die Kölner Innenstadt zu zwängen. Der Vorstand kurbelte die Personalakquise an, nicht ohne Erfolg, aber ohne durchschlagende Wirkung. Probleme, die im Sommer 2023 schmerzhaft an der Bahnsteigkante zu spüren waren. Im Stadtrat brodelte es. Es kam die Forderung auf, den Fahrplan einzukürzen, um das verbleibende Angebot wenigsten verlässlicher leisten zu können. Mittlerweile haben die KVB ganze drei Mal nach diesem Instrument gegriffen, zuletzt im November 2024. Über den Erfolg lässt sich streiten. Verspätungen und Ausfälle sind immer noch zu verzeichnen.
Vorstand zeigte sich uneins
Dazu erweckte der Vorstand zwischenzeitlich den Eindruck, nicht seine ganze Kraft in die Bewältigung der Probleme zu stecken. Einiges an Energie ging wohl auch über Reibungswärme verloren, wie an den Auseinandersetzungen um den ehemaligen Finanzvorstand Thomas Schaffer deutlich wurde. Schaffer erhielt wie alle Vorstandsmitglieder einen stattlichen Dienstwagen. Nur der des Finanzvorstandes wurde überwiegen zu familiären Zwecken am Wohnsitz im Frankfurter Raum genutzt. Auch wenn er damit nicht seinem Vertrag zuwider handelte, wurde im Zuge dessen klar, im Vorstand gibt es Grabenkämpfe. Ist das der Neustart?Nun also der Neustart? Laut Mitteilung des Aufsichtsrates sollen im Vorstandsvorsitz die Bereiche Betrieb und Strategie angesiedelt werden. Ein zweites Vorstandsmitglied soll die Arbeitsfelder Technik und Finanzen auf sich vereinen. Der dritte Vorstand muss dann das Personal und den Fahrgastservice managen. Eine Verschlankung, wie sie auch von einer Unternehmensberatung vorgeschlagen wurde.
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Neues Verfahren zur Personalsuche
Der oder die Vorstandsvorsitzende werden nun gesucht, ebenso wie der neue Technik- und Finanzvorstand. Für diese Spitzenpersonalsuche will der Aufsichtsrat einen neuen Weg gehen. Oblag ein solches Verfahren bisher einem sogenannten „ständigen Ausschuss“ als Gremium des Aufsichtsrates, wird nun eine breiter aufgestellte Findungskommission gegründet. Als erster Schritt wird ein Personalbüro damit beauftragt, das Bewerbungsverfahren aufzusetzen und nach geeigneten Fachleuten Ausschau zu halten. Die Personaler werden eine erste Auswahl treffen und diese der Findungskommission unterbreiten.
FDP fordert auch Ausscheiden von Personalvorstand
Ein Verfahren, das für den Vorstand für Personal und Fahrgastservice nicht notwendig ist, denn den gibt es schon. Peter Densborn ist in dem noch bestehenden Vorstand bereits für das Personal zuständig und wird dann den Bereich Fahrgastservice noch zugeschlagen bekommen. Densborns Vertrag wurde im Sommer 2022 für weitere fünf Jahre verlängert. Dennoch hatte die FDP kürzlich indirekt gefordert, auch er sollte wie Schaffer, Haaks und Schwarze den Vorstand verlassen, um mit vollständig neuer Führung neu starten zu können. Entsprechend kritisch blicken die Liberalen nun auf die Reform: „Das vorgelegte Modell ist für uns nicht akzeptabel“, sagt der Fraktionsvorsitzende Volker Görzel. „Die Reduktion der Vorstandsposten von vier auf drei begrüßen wir ausdrücklich, doch ein Neustart sieht anders aus. Dass nun ausgerechnet der Bereich des Arbeitsdirektors, der offensichtlich keine Erfolge nachweisen kann, gestärkt und mit zusätzlichen Aufgaben betraut wird, ist nicht nachvollziehbar“, kritisiert Görzel. „Der bisherige Arbeitsdirektor ist Teil des Problems – und nicht der Lösung. Wir fordern weiterhin einen Neustart für den gesamten Vorstand.“
Weniger Schnittstellen
Der Aufsichtsrat indes glaubt an seine Lösung. Der schlankere Zuschnitt verringere Schnittstellen, im Vorstandsvorsitz liefen künftig die strategischen und innovativen Zügel zusammen. Durch die Zusammenlegung der Technik mit den Finanzen, werde bei Zukunftsprojekten auch die Investition mitgedacht. Unterhalb des Vorstandes sollen zudem nachgelagerte Managementebenen mehr Entscheidungskompetenz bekommen.