Bei der Oberbürgermeisterwahl in Köln im September will Torsten Burmester (62) für die SPD antreten. Beim Besuch in der Rundschau-Redaktion sprach er sich für einen Tunnel auf der Ost-West-Achse aus.
OB-Kandidat Torsten Burmester„Ein modernes Metro-System in Köln wäre sinnvoll“

Torsten Burmester (62, SPD) will Oberbürgermeister von Köln werden.
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Als SPD-Politiker sind Sie in Köln bisher nicht Erscheinung getreten, beruflich waren Sie in Berlin, Düsseldorf und Frankfurt aktiv. Warum treten Sie jetzt als OB-Kandidat in Köln an?
Weil das Amt des Oberbürgermeisters von Köln die einzigartige Möglichkeit ist, in der Stadt, in der ich wohne, die meine Heimat ist und in der meine Kinder aufgewachsen sind, eine gute Zukunft für alle Menschen zu gestalten. Es gibt viel zu tun in Köln. Ich will Verantwortung übernehmen, damit Köln besser wird. Es geht darum, diese Stadt wieder zum Funktionieren zu bringen.
Was ärgert Sie denn am meisten in Köln?
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Ich bin gelassen. Gelassenheit betrachte ich als eine meiner Stärken. Ich will die Dinge anpacken, die im Argen liegen. Da gibt es viele Themen ob im Bereich Verkehr, Bildung und Familie, Arbeit und Wohnen, Sicherheit und Sauberkeit oder vieles mehr.
Nehmen wir als Beispiel die KVB. Was wollen Sie tun, um die Probleme im Nahverkehr zu lösen?
Man kann keine Verkehrswende ausrufen, wenn man gleichzeitig den ÖPNV nicht stärkt, sondern ihn, ganz im Gegenteil, sogar noch ausdünnt. Das passt nicht zusammen. Bei den Kölner Verkehrs-Betrieben müssen die Probleme sofort angepackt werden, damit kann man nicht bis zur Oberbürgermeisterwahl warten. Neben dem Personalmangel ist die überalterte Infrastruktur ein Thema. Es muss investiert werden, und hier erwarte ich von der neuen Bundesregierung einen deutlichen Impuls in Richtung ÖPNV. Aber auch die Stadt Köln selbst muss dafür sorgen, dass die KVB genügend Mittel für ihre notwendigen Investitionen erhält. Das ist alternativlos.
Für den Ausbau der Ost-West-Achse fordert die SPD mit CDU und FDP einen langen Tunnel. Sind Sie dafür, auch wenn der Bau womöglich Jahrzehnte dauert?
Ja. Es liegt ein guter Vorschlag auf dem Tisch. Dafür braucht es jetzt eine möglichst breite Mehrheit, die auch langfristig zu ihrer einmal getroffenen Entscheidung steht. Ich halte den grundsätzlichen Ansatz, also ein modernes Metro-System in Köln, für sinnvoll. Das sollte man bald in Angriff nehmen. Die Düsseldorfer haben vor mehr als 17 Jahren angefangen, die Wehrhahn-Linie mit 3,4 Kilometer Tunnel zu bauen, der Bau dauerte mehr als acht Jahre.
Hat das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt dieses Thema zu lange vor sich hergeschoben?
Es geht hier nicht um Schuldzuweisungen, sondern darum, Köln nach vorne zu bringen. Generell finde ich: Wir sollten politische Diskussionen führen, ohne dass man daraus eine Generalanklage macht. Ja, es gibt viele Probleme in Köln, denken Sie mal an die Bühnensanierung, aber vieles läuft ja auch gut in der Stadt.
Nennen Sie ein Beispiel.
Das Thema Schulneubau zum Beispiel finde ich inzwischen gut geregelt in Köln mit dem Einsatz von Generalunternehmern. Da passiert etwas. Aber das kann man noch besser machen. Die Schulbau GmbH, die sozusagen als „Beiboot“ zur Gebäudewirtschaft gegründet wurde, sollten wir stärker einsetzen zum Beispiel beim Thema Schulsanierung und Offener Ganztag, damit wir aus diesem Beiboot ein Schnellboot machen können.
Die SPD-Fraktion wollte die Bühnensanierung anhalten, alles auf den Prüfstand stellen. Sind Sie auch dafür?
Das Ratsbündnis hat eine Entscheidung getroffen gegen die SPD, die einen eigenen Vorschlag hatte mit dem Moratorium. Damit wurde das Budget erneut um über 90 Millionen Euro erhöht. Der Baudezernent sagt, die Bühnen sind bis Ende des Jahres fertig. Insofern stellt sich die Frage eines Moratoriums erst einmal nicht mehr. Ich bin dafür, die Defizite aufzuarbeiten, die es gab. Die entscheidende Frage ist: Was leiten wir aus den Fehlern der Vergangenheit für die Zukunft ab? Eine Aufarbeitung ist bisher noch nicht erfolgt. Und ich weiß nicht, ob der Rechnungsprüfungsausschuss dafür das richtige Instrument ist.
Die Bühnenbaustelle kostet 90.000 Euro am Tag, aber für die freie Kulturszene oder soziale Projekte ist kein Geld da. Das sorgt für viel Frust.
Ich warne davor, jetzt die Hochkultur gegen die freie Szene, soziale Projekte oder den Sport auszuspielen. Die Oper kommt uns auf viele Jahre teuer zu stehen, aber ich hoffe, dass sich die Kölner irgendwann mit dem Projekt aussöhnen können, so wie es auch bei der Elbphilharmonie gelungen ist. Das Problem bei den Kürzungen im Haushalt ist ein anderes. Es ist richtig, dass der Haushalt konsolidiert werden muss, aber man hat es auf die falsche Art versucht.
Inwiefern?
Die Stadt hat mit den Betroffenen nicht kommuniziert, sie wurden davon überrascht. Im Übrigen halte ich die Kürzungen für falsch. Wenn Sie jemanden fragen, was zeichnet Köln besonders aus, hören Sie meist: Der Zusammenhalt in Köln, das ehrenamtliche Engagement, das ist der gesellschaftliche Kitt. Hier mit Kürzungen die Axt anzulegen, ist falsch. Ich komme aus dem Sport, hier war ein Kahlschlag geplant. Von 100 notwendigen Sanierungsmaßnahmen wären 96 sofort ad acta gelegt worden. Das darf nicht sein. 80 Prozent der Kölner Sporthallen, sagt selbst das Sportamt, sind sanierungsbedürftig.
Wie wollen Sie denn den Haushalt konsolidieren? Befürworten Sie die vom Ratsbündnis geplante Verpackungssteuer?
Diesen Vorschlag halte ich in einer so großen Stadt wie Köln und angesichts des Themas Müllvermeidung für richtig. Die Haushaltslage kann man aber auch auf andere Weise verbessern.
Was haben Sie im Sinn?
Wir müssen die Einnahmesituation der Stadt dadurch stärken, dass wir bessere Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft schaffen. Das kommt mir in der bisherigen Diskussion zu kurz. Wir müssen unsere Wirtschaft stärken, neue Unternehmen ansiedeln, Arbeitsplätze schaffen. Wir brauchen mehr innovative Technologien. Wir müssen die vielen guten Ansätze und Potenziale, die wir mit unseren Unternehmen und Hochschulen in Köln haben, zusammenbringen und besser vernetzen. Dafür will ich mich einsetzen.
Es sollen mehr Wohnungen in Köln gebaut werden, aber es mangelt an Flächen dafür.
Das Mantra der Grünen, dass grundsätzlich keine Flächen mehr versiegelt werden dürfen, halte ich für falsch. Köln wächst, die Stadt hat Anziehungskraft auf junge Menschen. Wir müssen politische Mehrheiten dafür schaffen, zusätzliche Flächen für den Wohnungsbau auszuweisen.
Soll die Stadt mehr in die Höhe wachsen, auch beim Wohnen?
Ich glaube, sie wird es langfristig müssen. Scheu vor Hochhäusern habe ich nicht. Man muss es nur richtig machen.
Sie sind in Köln kaum bekannt. Wie wollen Sie das ändern?
Ich will alle 86 Veedel besuchen und intensiv mit ganz vielen Menschen sprechen, ihnen zuhören. Jetzt steht erst einmal der Bundestagswahlkampf auf dem Programm, bei dem ich meine Partei auch im Straßenwahlkampf und an den Infoständen unterstütze. Und danach werde ich mit meinem Team meine Kampagne in Angriff nehmen.
Was qualifiziert Sie besonders für das Amt des Oberbürgermeisters?
Meine Herangehensweise ist ganz einfach: Ziele setzen, Ärmel hochkrempeln, umsetzen! Ich habe aus meiner beruflichen Tätigkeit viel Verwaltungserfahrung auf Bundes- und Landesebene. In Köln war ich jahrelang im Aufsichtsrat der Kölnmesse – wo das Thema Bauen sehr gut läuft. Wir haben dort in kürzester Zeit ein Kongresszentrum errichtet und schaffen die Sanierung im laufenden Betrieb. Es geht also, wenn man die Dinge mit Entschlossenheit und Tatkraft in Angriff nimmt.
Viele Menschen in Köln beschäftigt das Thema Sicherheit und Sauberkeit. Wie wollen Sie als OB mit Brennpunkten wie dem Neumarkt umgehen?
Wir dürfen den Fokus nicht nur auf die Brennpunkte legen, sondern müssen gemeinsam mit Polizei, Ordnungsamt, Abfallwirtschaftsbetrieben und anderen in der ganzen Stadt für Sicherheit und Sauberkeit sorgen. Aber man muss auch klar sagen: Es ist einfach nicht hinnehmbar, dass am Neumarkt Dealen und Fixen in der Öffentlichkeit passiert. Da muss man rangehen. Mit Hilfs- und Unterstützungsangeboten einerseits, aber auch mit allen erforderlichen Maßnahmen, die dem Ordnungsamt und der Polizei zur Verfügung stehen.
Zur Person
1986 zog Torsten Burmester nach Köln, um an der Deutschen Sporthochschule Sportwissenschaft zu studieren. Drei Jahre zuvor war er in die SPD eingetreten. Geboren ist er 1963 in Niedersachsen. Er wuchs in Remscheid auf. Nach dem Abitur absolvierte Burmester eine Offiziersausbildung bei der Bundeswehr. Von 2002 bis 2005 war er persönlicher Referent von Kanzler Gerhard Schröder (SPD), danach Vizechef der Sportabteilung im Bundesinnenministerium.
Ab 2012 bis 2020 war Burmester als Abteilungsleiter im NRW-Wirtschaftsministerium tätig, danach wurde er Generalsekretär des Deutschen Behindertensportverbands (DBS). Von 2022 bis Dezember 2024 verantwortete er als Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) die operative Leitung des Dachverbands des deutschen Sports. (fu)