Was schreiben Nutzer auf Google über Orte in Köln? Und gibt es dort jemanden, den das interessiert?
Arena, Flughafen, ParksDer Dom? „Völlig überbewertet“ - Kölner Orte und ihre Google-Bewertungen
Kaum ein Ort ist heutzutage mehr sicher vor dem knallharten Urteil der Netzgemeinschaft. Nicht die Hauptbahnhofstoilette („dreckig und stinkt sehr stark“), nicht die Sitzbank am Stadtwaldweiher („Top Bank, aber leider nass“), nicht die Hundefreilauffläche am Niehler Rheinufer („die Fahrradfahrer stören“) und auch nicht die Gedenktafel zur römischen Stadtmauer auf der Breite Straße („zwischen Tischen und Außengastro versteckt“). Es gibt so gut wie nichts, was sich heutzutage nicht im Internet bewerten lässt. Und ganz offensichtlich gibt es Menschen, die die schier unendlichen Bewertungs-Möglichkeiten sogar in Anspruch nehmen.
Die Bewertungen in den einschlägigen Portalen sind aber nicht nur Spaß und Zeitvertreib. Wenn der Magen knurrt, ist der Griff zum Smartphone heutzutage nicht nur für Touristen obligatorisch. Ein Blick ins Netz gibt Aufschluss darüber, wie ein Restaurant bisher so angekommen ist bei den Besuchern. Eine gute Bewertung auf Google ist zum wichtigen Instrument im Werben um Kunden geworden und entscheidet im Zweifelsfall über die Frage: einkehren oder weiterziehen?
Doch wie sieht es in Köln sonst so aus? Was schreiben Nutzer auf Google über stark frequentierte Orte, Sehenswürdigkeit und Einrichtungen? Und gibt es dort jemanden, den das interessiert?
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Bestnoten für den Kölner Dom
Der Kölner Dom ist der wahrscheinlich am häufigsten bewertete Ort der Stadt. Über 75.000 Nutzer aus aller Welt haben ihre Meinung zum Allerheiligsten der Stadt in den Google-Rezensionen hinterlassen. Wer in Köln die Entwicklungen rund um den Dom verfolgt hat, der könnte überrascht davon sein, wie gut die „Bahnhofskapelle“ im Netz ankommt. 4,8 Sterne sind - egal in welchem Bereich - ein überdurchschnittlich gutes Ergebnis. „Beeindruckend“, „faszinierend“, „atemberaubend“ oder „spektakulär“ – eine dieser Vokabeln kommt in fast jeder positiven Rezension zum Einsatz.
Die Kritiker sind klar in der Unterzahl. Berichte über zu viele Baustellen, zu viel Obdachlosigkeit, Urin-Geruch oder ein vermülltes Dom-Umfeld lassen sich nur nach langer Suche finden. Zu Meckern gibt es natürlich trotzdem immer etwas. „Eintrittspreis fürs Klo finde ich prinzipiell doof“, schreibt ein Nutzer. Immerhin: „Das Klo war sauber.“ Und manchmal geht die weit darüber hinaus, um was es eigentlich geht: „Minuspunkte für das Verhalten und die Uneinsicht der Kirche im Allgemeinen“, schreibt ein Google-Nutzer. Und eine Nutzerin fällt ein knallhartes Fazit: „Völlig überbewertet“.
Auf Anfrage teilt ein Dom-Sprecher mit: „Die Google-Bewertungen nehmen wir durchaus wahr, lesen sie überblicksweise und freuen uns an den überwiegend äußerst positiven Bewertungen.“ Sollten sich negative Tendenzen abzeichnen, „würden wir das an die jeweils zuständigen Kolleginnen und Kollegen bzw. an den Dompropst oder Dombaumeister weitergeben.“ Ein wichtiges Instrument sei dabei auch das Kontaktformular auf der Webseite des Doms. Dort könnten Besucher bei Fragen auch mit einer zeitnahen Antwort rechnen.
Geteilte Emotionen in der Lanxess-Arena
Auch die Verantwortlichen in der Lanxess-Arena sind zufrieden über ihre 4,5 Sterne in den Google-Rezensionen. Besonders toll sei das Ergebnis, wie ein Arena-Sprecher erklärt, weil sich eigentlich die wenigsten Gäste die Mühe machten, eine Nachricht mit positivem Feedback zu verfassen. Viel eher sei das der Fall, wenn etwas schieflaufe. Doch mit den vielen Konzerten und Sport-Events transportiert die Arena schließlich Emotionen. Wenn positive Emotionen im Spiel sind, steigt bei vielen Besuchern offenbar das Bedürfnis, diese zu teilen. Lob gibt es vielfach für den gut organisierten Einlass, die Anfahrt, saubere Toiletten und die gute Sicht von den Rängen. Uneinigkeit herrscht am ehesten beim Thema Akustik. Beim Peter-Fox-Konzert hätten sich viele Töne „wie ein Kreischen und Zischen“ angehört. Für das Gastspiel von Depeche Mode lobt ein Nutzer die „hervorragende“ Akustik. „Als Stimmungsbarometer sind Portale ab einer gewissen Größe und Datenmenge ganz gut – durch die Anonymität allerdings schwer kontrollierbar“, sagt der Arena-Sprecher. Viel Feedback gehe allerdings auch per Mail und bei jüngerem Publikum über die sozialen Medien ein.
„Toller Tag“ im Zoo, aber die Currywurst…
Auch der Zoo hat seine bisher knapp 32.000 Google-Bewertungen (4,4 Sterne) im Blick. „Kritikpunkte nehmen wir wahr und versuchen diese, wo möglich, realistisch und nicht bloß reine Einzelmeinung oder Polemik, aufzunehmen und zu verbessern“, sagt ein Zoosprecher. Beispiele für negative Einzelmeinungen: „Vier Euro für ein Getränk sind schon happig“, „Currywurst besteht aus nur vier Stückchen“, „Leider viele Gehege leer“, „Hatte den Zoo schöner in Erinnerung. Dafür gab es echt viele Vögel“. Ansonsten überwiegen die Berichte über einen „tollen Tag mit der Familie“, auf einer „weitläufigen Anlage“ mit „viel Platz zum Toben“ und vor allem „vielen Tieren, die man außerhalb des Zoos niemals sehen würde“.
Viel Kritik für den Flughafen
Bei der Urlaubsplanung richtet sich die Wahl des Flughafens wohl in den wenigsten Fällen nach der Google-Bewertung, sondern eher nach der geographischen Nähe. Dass der Flughafen Köln/Bonn aktuell „nur“ 3,5 Sterne innehat, dürfte also kaum jemanden dazu verleiten, einen anderen Flughafen anzusteuern. Daran ändert auch nichts, dass die Kollegen in Düsseldorf (3,6 Sterne) oder Frankfurt (3,9 Sterne) zumindest etwas besser dastehen. Wiederkehrende Kritikpunkte gibt es in Köln viele: „Sicherheitskontrollen sind ein organisatorisches Desaster“, „zwei Stunden Wartezeit aufs Gepäck“, „Man hat 10 Minuten Zeit, um kostenlos jemanden abzuholen.“
Die Nachrichten und Kommentare nimmt das Flughafen-Team durchaus ernst. „Dort geäußertes Lob wird ebenso wie etwaige Kritik gegebenenfalls zur weiteren Bewertung auch an die einzelnen Fachabteilungen übermittelt, so dass eine zeitnahe Reaktion erfolgt“, teilt der Flughafen auf Anfrage mit.
WRM und Schnütgen ganz vorne
Aufgrund der hohen Relevanz für eine breite Zielgruppe sei Google eine wichtige Rezensionsplattform für die städtischen Museen, teilt eine Stadtsprecherin mit. Ganz vorne in der Rangliste liegen das Wallraf-Richartz-Museum und das Museum Schnütgen mit jeweils 4,6 Sternen. „Die Mitarbeitenden schauen sich regelmäßig die Google-Bewertungen an und werten diese aus, um den Service noch weiter zu verbessern“, heißt es von der Stadt. Die meisten Bewertungen hat das Museum Ludwig (7600/4,5 Sterne). „Eines der schönsten Museen der Welt“, lobt ein Tourist. Und auch sonst gibt es viel überschwängliches Lob für die Sammlung. Die Begeisterung packt aber nicht jeden Besucher. „Ganz okay“, ist an anderer Stelle zu lesen. „Zumindest für Leute, die sich für Kunst interessieren.“
Kölner Parks „super zum Chillen und Grillen“
In den städtischen Grünanlagen werden Entscheidungen zur Gestaltung und Pflege „in erster Linie aus fachlicher Sicht getroffen“, teilt die Stadt mit. Trotzdem schauen sich Mitarbeitende des Grünflächenamts regelmäßig auch Google-Bewertungen an. „Die Rückmeldungen sind zumeist positiv und machen die Mitarbeitenden, die für die Gestaltung und Pflege der Grünanlagen zuständig sind, stolz“, heißt es von der Stadt. Die Rezensionen lesen sich in den meisten Parks der Stadt ähnlich: „Super zum Chillen“, „perfekt zum Grillen“, „schöner Spielplatz“, „Lieblingsstrecke zum Joggen“.
Kundenzentren: „Servicewüste Stadt Köln“
Wer einen Kommentar über eines der städtischen Kundenzentren verfasst, der hat in der Regel negative Erfahrungen gemacht. Ein Blick in die Berichte des Kundenzentrums Mülheim (2,3 Sterne): „Online einen Termin zu bekommen ist fast unmöglich“, „Schlecht organisiert. Lange Schlangen“, „Servicewüste Stadt Köln. Danke für Nichts“. Die Aussagekraft der rund 1900 Bewertungen sei mit Blick auf die jährlich rund 600.000 Bürgerbesuche allerdings gering, sagt die Stadtsprecherin. Eine Befragung von 190.000 Bürgerinnen und Bürgern haben im ersten Halbjahr 2023 ein viel positiveres Bild ergeben. 85 Prozent der Befragten seien etwa mit der Freundlichkeit und der Kompetenz der Mitarbeitenden zufrieden bis sehr zufrieden gewesen.
KVB-Haltestellen haben es auf Google nicht leicht
Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) ziehen aus Google-Bewertungen keine Schlüsse. „Unser Maßstab ist die wirklich messbare Qualität“, erklärt ein KVB-Sprecher und meint damit vor allem den jährlich erscheinenden eigenen Qualitätsbericht. Im Vergleich zu anderen Orten haben die KVB-Haltestellen vergleichsweise wenige Bewertungen. Bei vielen Innenstadt-Haltestellen dominieren Berichte über verdreckte Ecken, KVB-Verspätungen oder Drogenhandel. Die positiven Kommentare beziehen sich oft auf das Drumherum. Das Schönste an der Haltestelle Friesenplatz (3,2 Sterne): „Das Belgische Viertel ist sehr schön und fast zentral gelegen.“