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Neun Jahre #RingFreiWie die Kölner Ringe für Radfahrer sicherer wurden

Lesezeit 5 Minuten
Ein Radfahrer fährt auf einer eigenen Fahrradspur auf der Straße.

Am Kölner Barbarossaplatz gibt es erst seit kurzem eine durchgängige Infrastruktur für den Radverkehr.

2015 gründete sich die Initiative #RingFrei mit dem Ziel, eine durchgehende sichere Fahrradspur auf den Ringen zu schaffen. Neun Jahre später hat die Stadt Köln den Plan weitgehend umgesetzt.

Wer heute auf den Kölner Ringen Rad fährt, kann sich über eine durchgehende Fahrradspur und eine eindeutige Verkehrsführung für Autofahrer und Radfahrer freuen. 2015 sah das noch völlig anders aus. Damals war Radfahren dort eine wenig angenehme und mitunter lebensgefährliche Angelegenheit. Denn für Radfahrer gab es entweder schmale, holprige Radwege aus rotem Klinker im Bürgersteigbereich oder überhaupt keine Infrastruktur. Dass sich das geändert hat, ist vor allem engagierten Bürgern zu verdanken.

Regelmäßig sei es damals zu schweren Unfällen gekommen, bei denen Radler verletzt oder getötet wurden, erinnert sich Reinhold Goss (60). Als am 30. September 2015 eine Radfahrerin (33) auf dem Hohenstaufenring beim Überqueren der Beethovenstraße von einem rechtsabbiegenden Lkw erfasst wird und stirbt, ist Goss, damals Vorsitzender der Stadtschulpflegschaft, so bestürzt, dass er etwas unternehmen will. „Meine Töchter waren damals beide in der Schule. Ich wollte mich dafür einsetzen, dass Radfahren in Köln sicherer wird und alle Schulkinder sicher mit dem Fahrrad zur Schule fahren können“, betont er.

Köln: Initiative forderte durchgehende Fahrradspur auf den Ringen

Gesagt, getan. Eine Woche später, am 7. Oktober 2015, geht Goss zur Demonstration des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) an der Unfallstelle und beginnt, Unterschriften zu sammeln. Es ist die Geburtsstunde der Initiative #RingFrei, in der sich fortan passionierte Radfahrer, ADFC-Mitglieder und besorgte Eltern engagieren. Ihr Ziel ist eine durchgehende Fahrradspur vom Theodor-Heuss-Ring im Norden bis zum Ubierring im Süden. Die Ringe sind zu der Zeit eine zweispurige Straße für Autos und Lastwagen, auf der Tempo 50 gilt. #RingFrei fordert Tempo 30, die Aufhebung der Radwegebenutzungspflicht und einiges mehr.

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Ein Radfahrer wartet vor einer roten Ampel am Kölner Hansagymnasium.

Vor dem Hansagymnasium am Hansaring werden Radfahrer seit kurzem auf einem neuen Radfahrstreifen in der Mitte der Straße geführt.

Der Bezirksbürgermeister der Innenstadt, Andreas Hupke, ermutigt Goss, in der Bezirksvertretung Anträge zur Verbesserung der Radinfrastruktur zu stellen. Am Anfang ist es ein zäher Prozess, doch nach zwei, drei Jahren nimmt das Projekt Fahrt auf. Die Stadt führt auf den Ringen durchgehend Tempo 30 ein und beginnt, in Teilabschnitten Kfz-Spuren in bis zu 2,50 Meter breite Radfahrstreifen oder Schutzstreifen umzuwandeln. Inzwischen ist der Umbau weitgehend abgeschlossen. Neun Jahre nach der Gründung von #RingFrei sind nur noch einige kleine Lücken im Netz zu schließen.

Kölner Barbarossaplatz wurde fahrradfreundlich umgestaltet

Vor einigen Wochen hat die Stadt Köln bereits die fehlenden Fahrradstreifen am Barbarossaplatz markieren lassen. Dort geht es jetzt ohne Unterbrechung vom Zülpicher Platz bis zum Sachsenring. Auch an der Westseite in Höhe McDonald's können Radfahrer nun auf der Fahrbahn fahren. Der bauliche Radweg aus rotem Klinker auf dem Gehweg, der dort bis zuletzt benutzungspflichtig war, wird noch zurückgebaut. „Endlich gibt es hier eine durchgehende Verbindung für den Radverkehr, das ist klasse“, freut sich Reinhold Goss, der 2021 Kölns erster ehrenamtlicher „Fahrradbürgermeister“ wurde. Auch in angrenzenden Straßen, etwa der Roonstraße, sollen noch Schutzstreifen markiert werden.

Für Radfahrer gibt es an der Nordseite des Ebertplatzes bisher nur eine lückenhafte Infrastruktur. Das will die Initiative #RingFrei ändern.

An der Nordseite des Ebertplatzes gibt es teilweise gar keine Infrastruktur für Radfahrer. Das will die Initiative #RingFrei ändern.

Verbessert wurde auch die Situation vor dem frisch sanierten Hansagymnasium am Hansaring. Hier ist ein Fahrradstreifen in Mittellage entstanden, auch ein neuer Blitzer wurde aufgestellt. Doch ganz in der Nähe ist noch einiges zu tun, weiß Goss. An der S-Bahnstation Hansaring gibt es noch ein Stück baulichen Radweg. Er soll auf die Fahrbahn verlegt werden. Auf der Nordseite des Ebertplatzes, in Höhe Metropolis-Kino fehlt weiterhin jede Radinfrastruktur.

Fahrradinfrastruktur auf den Kölner Ringen

Fahrradinfrastruktur auf den Kölner Ringen

„Das muss die Stadt jetzt mit Elan und Mut angehen“, betont Goss. Zu den Abschnitten, die optimiert werden müssen, zählt für ihn etwa der Hansaring westlich der Straße „Am Kümpchenshof“ und der Ubierring zwischen Chlodwigplatz und Rhein. „Es muss jetzt der Wille da sein, die letzten Meter zu gehen und das Projekt abzuschließen“, so Goss. #RingFrei sei eine Erfolgsgeschichte, weil sie den Verkehr sicherer gemacht habe. Alle im Vorfeld geäußerten Befürchtungen, wie häufige Staus durch wegfallende Kfz-Spuren seien nicht eingetreten.

Dazu meint ADAC-Verkehrsexperte Roman Suthold: „Grundsätzlich begrüßen wir das Projekt, weil es die Verkehrssicherheit erhöht hat. Zwischen Zülpicher Platz und Friesenplatz wurden Auto-Poser vertrieben, die Aufenthaltsqualität ist gestiegen.“ Den Abschnitt zwischen Eifelstraße und Ulrepforte halte der ADAC aber für nicht so gelungen. „Dort sieht man kaum Radfahrer. Die fahren lieber über den Kartäuserwall.“ Die Fahrradinfrastruktur am Sachsenring sei „überdimensioniert zum Nachteil der Autofahrer“.

Wunsch nach Grüner Welle für die Kölner Ringe

Was auf den Ringen noch fehle, sei eine Grüne Welle für den Radverkehr, betont Reinhold Goss. Eine entsprechende Ampelschaltung würde seiner Meinung nach „nicht nur den Radfahrern Zeit sparen, sondern auch den Autofahrern ein flüssiges Vorankommen ermöglichen. Das ständige Anfahren und Anhalten ist für Radfahrer sehr anstrengend – entspanntes Radeln auf den Ringen würde diese immer besser werdende Verbindung noch attraktiver machen und den Radverkehr stärken.“

Die Stadt Köln bestätigte dazu auf Nachfrage, dass ein Projekt „Grüne Welle für den Radverkehr“ in Planung sei. Dazu werde es im November „ein Startgespräch geben, bei dem die Rahmenbedingungen und die weitere Vorgehensweise innerhalb der Kölner Stadtverwaltung abgestimmt werden“. Welcher Teilabschnitt der Ringe die erste „Grüne Welle“ für den Radverkehr erhält, stehe noch nicht fest. Auch zum Zeitplan für die Umsetzung könne man noch keine Angaben machen.

Unfallzahlen auf den Kölner Ringen schwanken

Seit 2016, dem ersten Jahr nach Gründung von #RingFrei, ist auf den Ringen eine Radfahrerin tödlich verunglückt – bei einem Lkw-Abbiegeunfall 2020 am Friesenplatz. 2023 starb auf dem Salierring eine Fußgängerin, nachdem ein Rennradfahrer sie angefahren hatte. Weitere Unfälle mit Todesfolge gab es nicht. Seit Beginn der Umgestaltung der Ringe hat die Polizei dort schwankende Unfallzahlen registriert.

Die meisten Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern in den vergangenen acht Jahren gab es 2023 (90), 2018 (81) und 2020 (77), die wenigsten 2016 (44) und 2021 (47). Insgesamt ereigneten sich nach Polizeiangaben zwischen 2016 bis 2023 auf den Ringen 1059 Unfälle mit Personenschäden oder schwerwiegenden Sachschäden. Davon geschahen 545 Unfälle unter Beteiligung mindestens eines Radfahrers. Dabei wurden 62 Menschen schwer und 515 Menschen leicht verletzt.