Verkehrsausschuss soll im März über erste konkrete Planungen von zwei Fuß- und Radbrücken entscheiden — Land könnte 80 Prozent der Kosten übernehmen.
Fußgänger und RadfahrerErster Anlauf für zwei neue Rheinbrücken in Köln

Die südliche Rheinbrücke würde von der Südstadt über die Poller Wiesen hinweg zur Alfred-Schütte-Allee führen.
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Die ersten Überlegungen reichen ins Jahr 2009 zurück und beruhen auf dem städtebaulichen Masterplan des Architektur-Büros Albert Speer. Es geht um zwei neue Rheinbrücken für Fußgänger und Radfahrer, die eine im nördlichen Teil der Innenstadt, von der Bastei in den Rheinpark, die andere im Süden vom Ubierring ins neu entstehende Hafenviertel in Deutz.
Im September 2020 hatte der Rat die Durchführung eines Realisierungswettbewerbes beschlossen, der ein Jahr später in einen wettbewerblichen Dialog geändert wurde – ein Verfahren, das der Stadt die Möglichkeit gibt, bereits im Vorfeld der konkreten Planungen erste gemeinsame Entwürfe mit den jeweiligen Planungsteams der beteiligten Büros zu erarbeiten. Aus diesen ersten Darstellungen wurde jeweils ein Vorschlag zur Weiterverfolgung ausgewählt, die beiden Siegerentwürfe liegen nun vor.

Eine Doppelbogen-Konstruktion ist für die nördliche Rheinquerung vorgesehen.
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Der Verkehrsausschuss der Stadt wird in seiner Sitzung Mitte März darüber entscheiden, ob die ersten konkreten Planungen für die Neubauten aufgenommen werden. Je 1,3 Millionen Euro müssten dafür zunächst zur Verfügung gestellt werden. Beide Brücken stehen nicht auf der sogenannten „Streichliste“ der Verwaltung vom November letzten Jahres, in der aus Verwaltungssicht realisierbare Großprojekte benannt oder gestrichen wurden – darunter auch die Erweiterung der Hohenzollernbrücke.
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Eine Entscheidung über den tatsächlichen Bau zweier neuer Rheinbrücken wird damit allerdings nicht getroffen, zudem sind noch mehrere andere politische Gremien bis hin zum Rat in den Entscheidungsprozess eingebunden. Hintergrund der Überlegungen ist die Stadtstrategie „Perspektiven 2030+“, die unter anderem auf mehr nachhaltige Mobilität und eine Stärkung klimaschonender Verkehrsmittel setzt. Die bisherigen Rheinbrücken reichen laut Vorlage für einen Ausbau des Fuß- und Radwegenetzes nicht aus, insbesondere vor dem Hintergrund anstehender oder bereits laufender Brückensanierungen.

Die Visualisierung des nördlichen Bauwerks.
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Beide Brücken wären grundsätzlich mit bis zu 80 Prozent durch das Land förderfähig, eine Anmeldung soll „zeitnah“ bei der Bezirksregierung Köln erfolgen. Im Einzelnen würde für die Querung Bastei zum Rheinpark eine Verbindung des linksrheinischen Theodor-Heuss-Rings zum rechtsrheinischen Rheinpark geschaffen. Die Brücke hätte eine nutzbare Breite von mindestens zehn Metern und würde fast orthogonal, also in direkter Linie den Rhein überspannen. Auf der Brücke selbst sind Aufenthaltsbereiche vorgesehen.
Allerdings müsste die entsprechende Rampe zur Auf- und Abfahrt eng mit den Denkmalbehörden abgesprochen werden, da die Bastei wie auch der Rheinpark unter Schutz stehen. Die linksrheinische Zuwegung erfolgt über eine fünf bis sieben Meter breite Rampe, die ursprünglich geplanten zehn Meter Breite waren nicht mit Natur- und Landschaftsschutz sowie der Denkmalpflege zu vereinbaren. Die „Anlandung“ würde in diesem Fall im Theodor-Heuss-Park sowie im Kreuzungsbereich Theodor-Heuss-Ring – Sedanstraße – An der Münze – Konrad-Adenauer-Ufer liegen. In den Park selbst soll so wenig wie möglich eingegriffen werden. Eine andere Lage sei aufgrund sicherheitsrelevanter Vorgaben nicht möglich, teilt die Verwaltung mit.

Vom Rechtsrheinischen gesehen der Blick zur Südstadt.
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Rechtsrheinisch führt das Bauwerk mit weitem Schwung auf die Parkebene. Die Brücke am Ubierring würde über den Elisabeth-Treskow-Platz in der Südstadt eine Verbindung zum Deutzer Hafen schaffen. Auch hier beträgt die Breite laut erster Planungen rund zehn Meter, auch hier würde der Rhein annähernd orthogonal gequert. Aufenthaltspunkte möchte man auch bei der südlichen Brücke schaffen.
Die linksrheinische Rampe könnte laut Vorlage nur im Bereich des Ubierringparks sinnvoll angeordnet werden, andere Flächen seien aufgrund der angrenzenden Bebauung ausgeschlossen. Die Rampe selbst hätte analog zur Nordseite eine Breite von sieben oder auch nur fünf Metern. Die Parkanlage müsste aufgrund des Bodendenkmal- und des Landschaftsschutzes besonders sensibel behandelt werden, 2008 wurde hier zudem das Kunstwerk „Leuchtturm“ errichtet, eine 26 Meter hohe Stele mit rot/grün lackiertem Quadrat oben. Der Kunstbeirat sieht die Planung einer neuen Brücke an dieser Stelle daher kritisch.
Fördermittel vom Land möglich
Die in der Nähe gelegene Südbrücke der Deutschen Bahn verfügt über keine Radspur und keine Rampen, zwischenzeitliche Überlegungen zu einem Ausbau wurden unter anderem wegen der aufwendigen Zuwegung immer wieder verworfen. Rechtsrheinisch würde die neue Rampe etwa 140 Meter über die Poller Wiesen hinweg geführt und von dort über die Alfred-Schütte-Allee mit dem neu entstehenden Quartier am Deutzer Hafen verbunden. Eine andere Lage ist laut Verwaltung aufgrund sicherheitsrelevanter Vorgaben ebenfalls nicht möglich.
Die Kosten würden sich den momentanen Berechnungen zufolge für beide Brücken auf rund 173 Millionen Euro belaufen. Rechnet man die möglichen Fördermittel des Landes von 80 Prozent mit ein, wäre die Stadt mit rund 34,4 Millionen Euro im Boot.