Kölner GrüngürtelBäume sollen neuen Schulgebäuden weichen
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Köln – „Die Zeiten haben sich dramatisch verändert“, sagte Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Innenstadt. „Früher hat man sich für einen Baum angekettet, heute sind die Leute bereit, das für einen Ast zu tun.“
Anlass war die Aktuelle Stunde, die seine Partei und die Vertreterin der Klimafreunde beantragt hatten. Es ging um das Vorhaben der Stadt, zwei Interimsschulbauten im Inneren Grüngürtel zu errichten. Dass dafür Bäume geopfert werden sollen, sorgt für erhebliche Bedenken.
Sechs marode Kölner Schulen müssen saniert werden
Schon im vorigen Jahr hatte der Elternbeirat der Kitas Venloer Wall 13 und 13 a, auf deren Gelände eines der Interimsgebäude entstehen soll, Kritik angemeldet. Er monierte, dass Bäume gefällt werden sollen und dass das naturnahe Außengelände durch den Bau kleiner würde.
Petra Rinneburger, Chefin der städtischen Gebäudewirtschaft, und ihre Mitarbeiterin Irit Damaschek legten ausführlich dar, warum das Vorhaben notwendig sei. Grund dafür ist, dass sechs Innenstadtschulen dringend sanierungsbedürftig sind; in zwei Fällen ist ein Neubau geplant, in einem Fall neben der Sanierung ein Ergänzungsbau. Ein umfangreiches Konzept sieht vor, die provisorischen Ersatzgebäude auf den Grundstücken Venloer Wall 13 b und Kreutzerstraße 11 zu errichten.
Sie ermöglichen einen so genannten Ringtausch. Er soll damit beginnen, dass die Montessori-Grundschule Gilbachstraße und die Grundschule Antwerpener Straße in die Interimsbauten einziehen. Wenn sie an ihren angestammten Standort zurückkehren können, folgen die nächsten Schulen.
Nicht nur 700 bestehende Schulplätze würden gesichert, sondern auch 120 zusätzliche Plätze geschaffen, hebt die Verwaltung hervor. Im Fall des Interims Kreutzerstraße sei es allenfalls nötig, Bäume zu beschneiden; Fällungen seien nicht erforderlich, sagte Damaschek.
Bäumfällungen am Venloer Wall stehen an
Am Standort Venloer Wall dagegen sei es unvermeidlich, Bäume zu entfernen. Aus dem Anschauungsmaterial, das den Bezirksvertreterinnen und -vertretern präsentiert wurde, geht hervor, dass nach Teilung des Areals, auf dem die zwei Kitas stehen, diesen eine Außenfläche von rund 3450 Quadratmetern erhalten bleibt.
2007 hatte die Suche nach Standorten begonnen. Dann wurden neun geprüft, bis 2017 die Entscheidung fiel.
Mit grafischen Darstellungen machte Damaschek deutlich, warum sich andere vorgeschlagene Grundstücke nicht eignen würden. Mit der weiteren Planung und der Ausführung ist bereits ein Totalunternehmen beauftragt. Im nächsten Jahr soll der Bau beginnen. Bei manchen Politikerinnen und Politikern blieben auch dann Zweifel, nachdem sich Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Grünflächenamts, eingeschaltet hatte.
„Wir gehen nur im äußersten Notfall in Grünflächen“, unterstrich er. Zwar sei der Innere Grüngürtel als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen, doch die beiden fraglichen Stellen zählten nicht dazu; sie seien als „bauliche Innenbereiche“ eingestuft. Mit der Wahl der Standorte habe man einen Kompromiss gefunden. Ersatzpflanzungen würden die Baumfällungen ausgleichen.
Weiterer Angriff auf das Erbe Adenauers
Rinneburger versprach, aus der BV-Sitzung Anregungen, die etwa Lehrerparkplätze betreffen, prüfen zu lassen. Skeptisch sagte Hupke, mit dem Bau der Interimsschulen werde „das Erbe Adenauers weiter angegriffen“. Konrad Adenauer war es, der als Kölner Oberbürgermeister dafür sorgte, dass der innere Befestigungsring aus der Preußenzeit in eine Grünanlage umgewandelt wird.
Das Thema kehrte gegen Ende der Sitzung wieder: Die Grünen beantragten, den Grundsatzbeschluss zu fassen, dass in Grünflächen und Parkanlagen keine „Interimsbauten kommunaler Bau- oder Sanierungsvorhaben“ gesetzt werden dürften. Stattdessen müssten „Straßenzüge oder versiegelte Grundstücke“ ausgewählt werden. Dies solle auch für laufende Projekte gelten, bei denen der Auftrag noch nicht vergeben ist.
Bauverbot für Grünflächen: SPD lehnt Antrag ab
Für den Antrag stimmten außer den Grünen die CDU, Die Linke, Klimafreunde und Die Partei, die SPD lehnte ihn ab. Der Ergänzungsantrag der Linken, wonach „die Grünfläche Venoer Wall 13 b für einen Interimsbau nicht geeignet“ sei, fand bei den anderen Bezirksvertretern keine Zustimmung. Einen ähnlichen Konflikt hatte es schon bei dem Interimsstandort des Dreikönigsgymnasiums in Bilderstöckchen gegeben.
Mit Beginn dieses Schuljahrs hat die Schule ihr Übergangsquartier bezogen: ein Containerdorf auf einer Wiese nördlich des Blücherparks, die nicht bebaut werden darf. Gegen den Widerstand von Umweltschützern hatten die Verantwortlichen der Stadt durchgesetzt, 54 Container, die zu fünf Modulbauten zusammengesetzt sind, dort aufstellen zu lassen.