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Kölner InnenstadtDie Zukunft des Domsockels steht auf wackeligen Füßen

Lesezeit 5 Minuten
So soll der nordwestliche Domsockel nach der Neugestaltung aussehen.

So soll der nordwestliche Domsockel nach der Neugestaltung aussehen.

Die geplante Neugestaltung des Domsockels am Kölner Dom verzögert sich weiter. Ursprünglich sollten die Arbeiten im Jahr 2022 beginnen.

Das Aushängeschild hat an den Rändern unschöne Flecken. Millionen Menschen aus aller Herren Länder zieht es Jahr für Jahr zum Kölner Dom. Während die weltberühmte Kathedrale selbst dank stetiger Arbeit der Dombauhütte „propper“ dasteht, hadert Köln seit vielen Jahren mit dem „schmuddeligen“ Umfeld. Und es scheint mittlerweile so, als würde das Aufpolieren der Domumgebung ein ähnliches Jahrhundertprojekt werden, wie einst die Fertigstellung des Doms. Zu dieser pessimistischen Sichtweise gibt nun ein erneuter Rückschlag Anlass.

Mag die Neugestaltung des Domsockels am nördlichen Ende der Domplatte auch nur ein relativ kleines Glied in der langen Kette der Verschönerungsmaßnahmen für das Domumfeld sein, selbst diese Maßnahme wird mit großer Sicherheit nicht so umgesetzt, wie vorgesehen.

Mitte 2024 sollten die Arbeiten beginnen. Doch laut einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage der Rundschau liegen die dafür nötigen Ausschreibungsunterlagen nicht nur noch nicht vor, es existiert noch nicht einmal ein Zeitplan für die Ausschreibung der Arbeiten.

Derzeit liegt noch kein Zeitplan für die Ausschreibung vor, so dass auch noch kein konkreter Baubeginn benannt werden kann.
Stadtsprecher zur Zukunft des Domsockels

Auch wenn 2024 erst wenige Wochen alt ist, es scheint kein gutes Jahr für das Domumfeld zu werden. Zwei Neubauten sollten anstelle des sanierungsbedürftigen Kurienhauses und eines Verwaltungsgebäudes des Römisch-Germanischen Museums den Roncalliplatz zu einen architektonischen Aushängeschild machen. Doch vergangene Woche gab die Hohe Domkirche bekannt, dass sie bei diesem Kooperationsprojekt von der Seite der Stadt geht. Was von dem Vorhaben noch überbleibt – wenn überhaupt – wagt heute niemand zu prognostizieren.

Wo ist eigentlich der „Domkümmerer“?

Dass die touristischen Ramschläden auf den domumgebenden Straßen nicht mehr den Charme von „Rudis Resterampe“ versprühen, dass sollte eigentlich die vornehmste Aufgabe des 2018 von Oberbürgermeisterin Henriette Reker aufs Schild gehobenen „Domkümmerers“ sein. Doch die Souvenirläden im Schatten des Doms locken weiterhin plakativ mit Schlüsselanhängern und Bierkrügen. Der Domkümmerer scheint derweil vom Erdboden verschluckt.

Die Fahrradstraße ist schon lange eingerichtet, die Sanierung des Domsockels lässt auf sich warten.

Die Fahrradstraße ist schon lange eingerichtet, die Sanierung des Domsockels lässt auf sich warten.

Und nun auch noch der Domsockel. Den kann nur noch liebgewinnen, wer ein Faible für angegrauten 60er-Jahre-Charme hat. An einer neuen Sockelmauer sollte eigentlich schon seit Frühjahr 2022 gearbeitet werden. Sie sollte so werden, wie sich sich am östlichen Sockel schon darstellt. Nach Plan wäre sie dann im ersten Quartal 2024 fertig geworden. Noch rechtzeitig vor dem Start der Fußball-Europameisterschaft, von der fünf Spiele in Köln ausgetragen werden. Doch wohlwissend, wie das mit Zeitplänen bei Bauprojekten so ist, und damit nicht Bagger und Fußballfans zusammen auflaufen, entschied sich die Verwaltung, den Baubeginn lieber auf nach die EM zu legen. Nicht irgendwann nach dem Turnier. „Mitte 2024, im Anschluss an die Spiele der EM“ soll es losgehen, so steht es in den Beschlussunterlagen. Das bedeutet, der Abpfiff des Finales am 14. Juli sollte der Startschuss für den neuen Domsockel sein.

Stadt: Ausschreibung wird zurzeit vorbereitet

Doch diese Zielvorgabe dürfte mittlerweile vergleichbar illusorisch sein wie der EM-Titel für die deutsche Mannschaft. „Die Bauleistungen zur Umgestaltung der nördlichen Domumgebung wurden noch nicht ausgeschrieben, die Ausschreibung wird zurzeit vorbereitet“, sagt ein Stadtsprecher. Immerhin vorbereitet, geht es nun schnell, könnte es vielleicht mit einer Vergabe und Baubeginn in diesem Jahr noch etwas werden. Allerdings: „Derzeit liegt noch kein Zeitplan für die Ausschreibung vor, so dass auch noch kein konkreter Baubeginn benannt werden kann“, führt der Sprecher auf Nachfrage aus. Gegen den Strich gelesen, kann das nur bedeuten, die Verwaltung hält an dem Termin „Mitte 2024, im Anschluss an die EM“ nicht mehr fest.

Mag sie den Touristen aus weiter Ferne auch wenig interessieren, doch die Sanierung der Domplatte hat auch eine politische Dimension. Ausgeschrieben waren die Arbeiten nämlich bereits schon. Gekoppelt mit einer weiteren Ausschreibung für die Umgestaltung der Trankgasse am Fuße des Sockels zu einer Fahrradstraße. Die Idee dahinter: Da die Sanierung des Sockels unweigerlich verkehrliche Einschnitte mit sich zieht, ist das der richtige Zeitpunkt, um versuchsweise die Trankgasse in eine Fahrradstraße umzugestalten.

Doch aus diesem Samen erwuchs ein prächtiger Zankapfel zwischen den Bündnispartnern CDU und Grünen. Kölns Mobilitätsdezernent Ascan Egerer, im Amt auf Vorschlag der Grünen, hob die Ausschreibung für den Domsockel auf, um die Arbeiten erst nach der EM starten zu lassen. Die für die Trankgasse aber nicht. Angeblich sei das nicht mehr möglich gewesen, weil ansonsten Regressansprüche an die Stadt gestellt werden könnten. Für die CDU ein Politikum. Wollte Egerer die Fahrradstraße durchdrücken?

Der Karneval half der Fahrradstraße

Nach Informationen der Rundschau kam es dann aber im Ausschreibeverfahren um den Domsockel zum juristischen Kräftemessen. Der einzige Anbieter – ein global agierndes Bauunternehmen – erhob Einspruch. Schließlich einigten sich Stadt und Unternehmen. Das war kurz vor Beginn der „Tollen Tage“ im Februar 2023. Wie die Verwaltung mitteilt, sei bis dahin noch nicht über eine Trennung der beiden Maßnahmen Trankgasse und Domsockel entschieden worden. Mit Weiberfastnacht hätten die dafür nötigen Absprachen zwischen den Ämtern nicht stattfinden können. Der kölsche Ausnahmezustand halt. An Aschermittwoch wurde der Auftrag für die Trankgasse dann bereits wie vorgesehen vergeben.

Egerer setzte die zuständigen Gremien davon in Kentnis. In denen fühlte sich zumindest die CDU übergangen. Beschlossen waren beide Maßnahmen, miteinander gekoppelt. Umgesetzt wurde dann nur die von den Grünen herbeigesehnte Fahrradstraße auf der Trankgasse. Wann der neue Domsockel kommt, das ist nunmehr schwer zu sagen – zumal ja wieder der Karneval vor der Tür steht.


Die Domplatte

2013 begann die Umgestaltung der östlichen Domumgebung, also der Bereich zwischen Dom, Römisch-Germanischen Museum (RGM), Museum Ludwig und Hauptbahnhof. Der gesamte Bereich rund um den Domherrenfriedhof auf der östlichen Seite der Kathedrale und der darunter liegenden Straßenebene zwischen Trankgasse und Kurt-Hackenberg-Platz erhielt breitere Fußwege. Ein neues Beleuchtungskonzept wurde für den Tunnel eingeführt. „Schaufenster“ wurden eingerichtet, in denen sich die Dombauhütte und das RGM präsentieren können. Diese Umgestaltung ist die Blaupause für die Umgestaltung des Domsockels auf der Nordseite. (ngo)