Seit neuestem steht er leer: der Pop-up-Store von Tchibo und Tally Weijl an der Schildergasse. Offenbar ein Schritt in eine gute Richtung.
Kölner InnenstadtWie die Fußgängerzone sich verändert
Sie sind weg: der Kaffeeröster Tchibo und die Modekette Tally Weijl bespielen nicht länger das große Geschäftshaus vis á vis des Kaufhofs mit ihren Outlets. Seit Jahresbeginn steht das imposante Gebäude in der Schildergasse leer. Aber das soll sich nachhaltig ändern. Dem Vernehmen nach hat der Eigentümer, die Aachener Grundvermögen, bereits zwei neue Einzelhandelsmieter. Wer das ist, ist noch wohlgehütetes Geheimnis.
Doch bevor die neuen Mieter einziehen, soll umgebaut werden. Ein gutes Zeichen, findet Annett Polster, Geschäftsführerin von Stadtmarketing Köln. Dass in der Innenstadt viel im Umbruch ist, ist offensichtlich. Nicht erst seit der Corona-Pandemie gibt es Turbulenzen. Viele Filialisten haben sich verkleinert und Filialen dichtgemacht. H&M gehört ebenso dazu wie Douglas. Andere, wie Esprit, das vor dem Outlet von Tchibo im Geschäftsgebäude gegenüber von Kaufhof war, haben Insolvenz angemeldet. Es gibt reichlich Interimslösungen.
So auch auf der anderen Seite des Bierbrunnens, im ehemaligen H&M-Kaufhaus. Hier bietet derzeit ein hastig gehudeltes Pop-up-Outlet Markenmode und Accessoires wie Gürtel, Taschen und Koffer zu Sonderpreisen an. Wie lange dieses Interim bestehen soll, ist unklar. Dem Vernehmen nach soll es im März eine Veränderung geben. „Ein Interim ist in der Regel besser als ein Leerstand“, sagt Polster.
Auch wenn immer noch viel in der Innenstadt im Umbruch ist, blickt Annett Polster zuversichtlich in die Zukunft. Immer noch seien die Einkaufsstraßen in Köln stark frequentiert. „Die Schildergasse hat immer noch einen hohen Stellenwert“, stellt Polster der hochfrequentierten Einkaufsstraße als Zeugnis aus. Auch Christian Heuchert, Teamleiter für den Bereich Köln und Düsseldorf beim Maklerunternehmen JLL, sieht „mehr als optimistisch“ in die Zukunft. Das Bild mit geschlossenen Läden und Interims hinke der realen Entwicklung hinterher. „Was man gerade sieht, ist nicht der Stand“, sagt Heuchert. Hinter den Kulissen sei vieles bereits vermietet, Baugenehmigungen seien angefragt.
Heuchert kann auch mitteilen, was aus Tally Weijl wird. Bereits Ende Februar ist die Eröffnung eines neuen Geschäfts auf der Hohe Straße geplant. Und zwar in den Räumen, in denen derzeit Camp David / Soccx noch bis zum 15. Januar den Räumungsverkauf betreibt.
„Köln ist auf einem guten Weg“, ist auch Polster überzeugt. Die Eigentümer in der Innenstadt würden den Fortschritt vorantreiben. Polster ist sicher: „Wir haben in Köln ein unendliches Potential.“ Dreh- und Angelpunkt ist dabei die kulturelle Vielfalt, die die Domstadt zu bieten hat. Dazu gehört das Kolumba-Quartier ebenso wie die Via Culturalis.
Leerstand auch bei Görtz
Immer noch leer steht das ehemalige Ladenlokal des Schuhhauses Görtz gegenüber von Karstadt und Globetrotter. „Erfolgsraum zu vermieten“, hat ein Düsseldorfer Makler an eine Scheibe plakatiert. Polster ist guten Mutes, dass sich der richtige Mieter findet. Denn immerhin ist in direkter Nachbarschaft ein - wie sie sagt -„tolles Konzept“ im Einzelhandel beheimatet: der Spezialist Ortloff. Das Traditionsgeschäft, in dem es alles rund um Papeterie, Geschenkartikel, Schreib- und Büro- und Schulbedarf gibt, feierte im vergangenen Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Grundsätzlich sei es gut, „nicht jeden Mieter“ in ein leerstehendes Geschäftsgebäude zu nehmen, sondern zu schauen, dass es ein Konzept mit Zukunft ist und in das Umfeld passt.
Solche Konzepte gibt es laut Polster durchaus. Grundsätzlich gut sei, wenn „Erlebniswelten“ entstehen – für Familien, Genussfreudige, Abenteuer- oder Sportbegeisterte.
Mut macht es Polster, dass sich neuerdings Formate im mittleren Preissegment – wie Ray Ban, Tommy Hilfiger, Dyson oder Snipes – in den innerstädtischen Fußgängerzonen angesiedelt haben. Klar sei allerdings, dass es für den gehobenen Handel eine entsprechende „Aufenthaltsqualität“ brauche. Immobilienexperte Heuchert sieht die Transformation hin zu einem Einzelhandel mit Erlebnis- und Servicequalität. Die Kette Rituals, die alle Sinne anspricht, nennt er als Beispiel. Und den Modeanbieter „Shaping new tomorrow“, wo Kunden selbstverständlich neben gutem Service ein Getränk erhalten.