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Umgestaltung in KölnKölner Neumarkt erscheint im neuen Glanz – mit alten Problemen

Lesezeit 3 Minuten
Der Brunnen auf dem Neumarkt ist eine Attraktion, die mitunter auch Obdachlose zu schätzen wissen.

Der Brunnen auf dem Neumarkt ist eine Attraktion, die mitunter auch Obdachlose zu schätzen wissen.

Umbaumaßnahmen am Neumarkt schaffen mehr Raum, doch Missstände wie Drogenkonsum und fehlende Toilettenanlagen bleiben ungelöst.

Die Polizei kennt kein Erbarmen. Zwei Taxen, für die am neu arrangierten Haltepunkt des Neumarkts kein Platz mehr ist, blockieren die rechte Fahrspur und hoffen auf ein Aufrücken der Kollegen. Mit eindeutiger Handbewegung fordert ein Beamter die beiden Fahrer zur Weiterfahrt auf. Dann fließt der Verkehr wieder – zumindest bis zur Ankunft der nächsten Taxen. „Es gibt dauernd Stress hier, weil der Platz nicht ausreicht“, klagt ein Fahrer, der neben seinem Fahrzeug auf Kundschaft wartet. Früher sei am leicht chaotischen Taxistand des Neumarkts Platz für 18 Taxen gewesen, jetzt passen nur noch acht Autos in die Reihe.

Zwei Überwege sollen das Erreichen der Platzmitte erleichtern.

Zwei Überwege sollen das Erreichen der Platzmitte erleichtern.

Mehrere Wochen haben die Umbauarbeiten an Kölns ältestem Platz gedauert, nun gibt es vor allem auf der Ostseite deutlich mehr Raum für zu Fuß Gehende, auch der Radweg ist verbreitert worden, zudem gibt es mehr Abstellmöglichkeiten für Räder. Und in Höhe der Apostelnstraße und der Zeppelinstraße erleichtern zwei neue Ampeln samt Überwegen das Erreichen der Platzmitte, wo sich die Haltestellen der Bahnlinien 1, 7 und 9 befinden. Und wo seit einigen Wochen wieder Wasserfontänen sprühen. „Es wirkt aufgeräumter. Und in Kombination mit dem Brunnen wird durch die Umgestaltung die Stumpfheit des Platzes durchbrochen. Doch es bleiben Fragezeichen, solange es kein Konzept für den Umgang mit der offenen Drogenszene gibt“, urteilt Walter Schuch, Vorsitzender der „Bürgerinitiative Zukunft Neumarkt“.

Der Taxistand ist nun besser geordnet, aber deutlich kleiner, Radfahrende haben mehr Platz.

Der Taxistand ist nun besser geordnet, aber deutlich kleiner, Radfahrende haben mehr Platz.

Mit der geänderten Verkehrsführung und dem plätschernden Brunnen hat der Neumarkt ein Zwischenstadium seiner Neugestaltung erreicht, die von Bürgerinitiativen und Geschäftsleuten seit Jahren herbeigesehnt wird. Zuletzt hatte die Stadt die Öffnungszeiten des benachbarten Drogenkonsumraums erweitert, doch der Platz bleibt Anziehungspunkt für Drogenhändler, Konsumenten und Menschen der Starktrinkerszene. Am Freitag liegt eine obdachlose Person neben dem Brunnen in der Sonne, ein Mann betreibt Fußpflege unter einem Baum, auch am benachbarten Josef-Haubrich-Hof muss die Polizei immer wieder für Ordnung sorgen (siehe Infobox).

Auf den Ebertplatz war das öffentliche Leben nach der Wiederinbetriebnahme des dortigen Brunnens 2018 stückweise zurückgekehrt – Anteil hieran hatte auch die Außengastronomie. Tische und Stühle sollen auch auf dem Neumarkt aufgestellt werden – im Spätsommer soll es so weit sein. In Brunnennähe sind zudem neue Sitzgelegenheiten geplant, auch auf der Nordseite des Platzes sollen neue Sitzmöglichkeiten aufgestellt werden. „Es gibt in Köln kein gesondertes Neumarkt-Problem, sondern ein allgemeines Platz-Problem. Ich wünsche mir eine Analyse, um die Drogenszene gezielt aufzufangen und nicht nur zu verdrängen“, sagt Walter Schuch. Noch immer gebe es beispielsweise keine Toilettenanlage am Platz, sowohl Drogenkonsum als auch die Notdurft werde oft in Hauseingängen der Nachbarschaft verrichtet, erzählt er.

Noch immer ist der Neumarkt vor allem ein Verkehrsknotenpunkt – eine Insel umgeben von Verkehrsströmen. „Der Neumarkt soll noch viel mehr sein, als ein beliebter Ort für unsere traditionellen Veranstaltungen wie den Weihnachtsmarkt oder den Circus Roncalli“, hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker unlängst bei der Inbetriebnahme des Brunnens geäußert. Ziel sei die schnelle Aufwertung durch viele kleine Maßnahmen.